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Älteste Handstickerin geht in Pension

Nach 68 Jahren und unzähligen bestickten Tüechli

Die 92-jährige Appenzellerin Lina Bischofberger gab kürzlich ihre geliebte Arbeit an der gut 100-jährigen Handstickmaschine auf, mit der sie volle 68 Jahre lang innig verbunden war. Zum Glück aber bleibt die nostalgische Maschine erhalten, denn sie hat einen neuen Platz im Appenzeller Volkskundemuseum im Schaukäsereidorf Stein gefunden.

Im ausserrhodischen Reute lernte Lina Bänziger als junge Frau Roman Bischofberger kennen, der in seinem Haus als Maschinenhandsticker tätig war. 1948 wurde geheiratet, und Lina hielt im stattlichen – oberhalb des kleinen Dorfes gelegenen – Stickerhaus Einzug. Rasch erlernte sie das traditionsreiche Handwerk von Grund auf kennen und beherrschen. Nach dem Tod ihres Gatten im Jahre 1988 machte sich die quirlige Frau selbständig und arbeitete fortan fast täglich an der Maschine.

Trennung ohne Wehmut
Unzählige bestickte Tüechli sind seither entstanden, und zahlreichen Besuchergruppen aus dem In- und Ausland hat sie das überaus selten gewordene Kunsthandwerk mit jugendlichem Feuer und grosser Liebe zur Sache näher gebracht. Nachdem das Appenzeller Volkskundemuseum in Stein die Übernahme der längst zur Rarität gewordenen Handstickmaschine zugesichert und mittlerweile auch übernommen hatte, trennte sich Lina im Vorsommer ohne Wehmut von ihrem wuchtigen Arbeitsgerät. Jetzt bleibt der rüstigen Seniorin vermehrt Zeit fürs Haus, den Garten sowie das Singen und Jassen mit Gleichgesinnten.