Alphornfrühling im Südtirol

Benny Kellers Vermächtnis

Nach dem Grosserfolg bei der letztjährigen Premiere waren die Alphornbläser aus fünf Ländern auch heuer wieder im Dorf Tirol oberhalb Meran im Südtirol zu Gast. Dass der Gastgeber Andreas March im Alpenhof selber ein begeisterter Alphornbläser ist, erleichterte den musikalischen Mentoren Benny Keller und Gilbert Kolly die Aufgabe. Die beiden wurden vom Gratzer Mattias Vinatzer mit seinem achtteiligen Alphorn unterstützt. Knapp 40 Teilnehmende reisten für ein verlängertes Wochenende oder gar eine ganze Woche aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Kanada an.

Sie konnten täglich zwei Mal zwei Stunden in Gruppen und einzeln unter kundiger Anleitung ihr Instrument üben. Kolly, das Alphornaturtalent, Vinatzer, der Berufsmusiker, und Keller als langähriger Posaunist und Musikdirigent konnten den Bläsernvielseitige Tipps und eine fundierte technische Schulung vermitteln.

Der Weckruf am Morgen fand auf Einladung der einheimischen Gastwirte täglich an einem andern Ort im Dorf statt. Und auch der Kulturverein im Dorf kam auf seine Rechnung. Am ersten Kurssonntag bestritten die Alphornbläser das Konzert im Rahmen des Südtiroler Kulturfrühlings. Aus Leuzigen war zudem der Jodlerklub Burgwäldli zu Gast und auch die talentierten Föhn-Schwestern aus dem Saas-Tal folgten Kellers Ruf gerne. Der Hauptorganisator und Alphornlehrer begleitete das Föhn-Duett und das Leuziger Terzett am Akkordeon.

Keller und Kolly hatten im Vorfeld auch als Komponisten gewirkt und steuerten je acht Kompositionen zum Kursprogramm bei. Fünf von Keller Stücken erlebten beim Alphornfrühling gar ihre Uraufführung. Dabei begeisterte in der prächtigen Blustlandschaft insbesondere das Stück «Flight LX93». Mit einem Augenzwinkern bemerkte der Komponist damals: «Das ist eher Musik mit Alphorn statt Alphornmusik». Das Abschlusskonzert des zweiten Kurssonntags war dann ausschliesslich der Alphormusik gewidmet.

Als besondere Erfahrung entpuppte sich das Stimmen der Instrumente. Während die Schweizer Kursteilnehmer aus den Reihen des Eidgenössischen Jodlerverbandes mehrheitlich Alphörner in Fis anstimmen, wird ennet der Grenzen meist ein halber Ton tiefer angestimmt. Mit dem Verlängerungseinsatz erreichten aber auch die Hörner der Eidgenossen die gewünschte Tonart, so dass über die Landesgrenzen hinweg harmonisch musiziert werden konnte.

Neben dem musikalischen Tagesprogramm kamen auch die Geselligkeit und Ausflüge in der Umgebung nicht zu kurz. So kam in der Kirche von Meran ein Hochzeitspaar zur einem Ständchen, bevor sich die Bläser auf die Messe einstimmten. Und auch die Wanderer auf dem Dorfberg Hochmuth kamen in den Genuss spontaner musikalischer Grussbotschaften.

Zum Kursschluss am Sonntagnachmittag reservierten sich alle bereits die Kurswochen im nächsten Jahr ab dem Osterdienstag. Niemand hätte dabei geahnt, dass es für Benny Keller ein letzter Abschied sein würde.

Die Interessengemeinschaft Alphornfrühling und die Alphorngruppe Hochmuth haben die feste Absicht, Benny Vermächtnis im Jahr weiterzuführen.