Das Schwyzerörgeli und seine Musikanten
Mit «Fremdfötzelige Musikanten» hat der Filmemacher Roger Bürgler ein prägendes Instrument der Schweizer Volksmusik faszinierend portraitiert. Das Schwyzerörgeli.
Es ist ein schmuckes kleines Ding und assoziert wie fast kein anderer Gegenstand die traditionelle Schweiz. Dabei hat das Schwyzerörgeli seinen Ursprung in Wien und als es 1885 auf den Markt kam, veränderte es die Schweizer Volkmusik radikal. Nicht nur zur Freude der Traditionalisten.
Der Klang der Schweiz
Als später Pioniere wie Josef Stump, Balz Schmidig, Josias Jenny, Res Schmid, Markus Flückiger oder Marcel Oetiker das Instrument immer wieder neu ausloteten und auch musikalische Grenzen überschritten, führte dies zu Kontroversen. Was ist noch richtige Volksmusik, was darf man überhaupt spielen und sind fremdländische Harmonien oder Einflüsse zulässig, wurde gefragt. Auch nahm man dem Schwyzerörgeli übel, dass es in einigen Regionen herkömmliche Volksmusikinstrumente wie Streich- oder Blasinstrumente verdrängte. Auf der anderen Seite konnte ein einziger Musiker plötzlich eine Chilbi oder einen Tanzabend bestreiten. Er war mobil und für Veranstalter auch günstiger. Zudem musste dem jungen Instrument attestiert werden, dass es nicht nur ein ausserordentlich schmuckes Ding ist, sondern vor allem auch fantastisch klingt. Und dieser Klang ist vielleicht nebst dem Alphorn zum «offiziellen» Klang der Schweiz geworden. Dass aber gerade das Schwyzerörgeli mit seinen vielseitigen und doch – im Gegensatz zum chromatischen Akkordeon – auch eingeschränkten Möglichkeiten vor allem für exzellente und experimentierfreudige Musikanten ein Tummelfeld für neue Musik war, löste beinahe einen volksmusikalischen Glaubenskrieg aus. Viele Traditionalisten hätten diese «Fremdfötzelige Musikanten» gerne ins Pfefferland gewünscht und ihre Auftritte wurden nicht überall goutiert. Heute haben sich die Wogen geglättet und die daraus entstandene Neue Volksmusik ist massiv für den aktuellen Schwyzerörgeli-Boom verantwortlich.
Das Örgeli und prägende Musikanten
Das kleine diatonische Wunderding wie auch prägende Musiker der letzten 100 Jahre stehen im Zentrum von Roger Bürglers faszinierendem Dokfilm «Fremdfötzelige Musikanten». Im Januar wurde nun die DVD zum Film veröffentlicht. Und für Musikliebhaber dürfte die zweite der beiden DVDs besonderen Wert haben. Aus dem reichen Musikschatz, den das Filmteam an Stubeten und Konzerten einfing, sind rund zwei Stunden Material liebevoll zusammengestellt worden. «Uns war es wichtig, dass nebst der eigentlichen Geschichte rund um das Schwyzerörgeli und seine Musikanten auch die Musik gebührend zum Tragen kommt», erklärte Filmemacher Roger Bürgler, der unmittelbar neben der berühmten Schwyzerörgeli-Manufaktur Alois Eichhorn in Schwyz aufwuchs. Die eben erschienene Doppel-DVD ist ein Muss nicht nur für Volksmusikfans.