Geris Ländlertipp vom 10. Januar 2018
Der SRG die Quittung geben
Der Staat treibt für den Radio- und Fernsehkonsum über die Firma Billag Gebühren ein. Mit Abstand am meisten geht an die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG). Sie bezieht jährlich zirka 1,2 Mrd. Franken oder 92 Prozent der Einnahmen. Sollten Sie die Gebühr bereits bezahlt haben, nützt es nichts, wenn sie der SRG gemäss Titel die Quittung geben, um mit ihr abzurechnen. Sie werden kein Geld retour bekommen.
Es ist wahrscheinlich, dass viele Volksmusikfreunde nicht zufrieden sind mit dem Anteil an Ländlermusik, den die SRG in ihren 17 Radio- und 7 Fernsehsendern liefert. Vermutlich sind nicht wenige sogar schon seit Jahren darüber verärgert, dass Ländlermusik seinerzeit aus dem Programm von Radio SRF 1 verbannt wurde. Für die Liebhaber der Ländler- und übrigen Volksmusik hat man mit der Musikwelle zwar einen so genannten Sparten-Sender eingerichtet. Aber erst als Gegenprogramm zum privaten Radio Eviva. Seither strahlt Musikwelle leichte Unterhaltungsmusik von deutschen und volkstümlichen Schlagern über Chansons, mehrsprachige Evergreens, Instrumentaltitel, Musicals und Operetten bis hin zur alpenländischen Volksmusik aus.
Die Musikwelle hat eine beachtliche Anhängerschaft. Sie ist jedoch ein Gemischtwaren-Laden. Klassische Musik (mit dem Satelliten-Radio Swiss Klassik), Jazz (Radio Swiss Jazz), die Popmusik (Radio Swiss Pop und im selben Genre auch noch SRF 3 plus Radio Virus) haben bei der SRG ihre Sender. Und die Kunden ihre Musik. Rundum, Tag und Nacht. Wegen der so genannten «Zwangsgebühr», aber auch wegen der in obigem Zusammenhang als Willkür empfundene Haltung der SRG, sind Volksmusikfreunde geneigt, es der SRG heimzuzahlen und bei der No-Billag-Abstimmung ja zu sagen.
Was zusätzlich zu einem Ja reizt: Weshalb bei klaren Schweizer TV-Sendungen wie «Swiss-Awards» oder «Schweizer Sportler des Jahres» fast ausschliesslich nur ausländische Künstler (und vorwiegend englisch sprechende) präsentiert werden, verärgert Volksmusikfreunde immer wieder. Was hat in einer so emotionalen Schweizer Familien-Sendung wie «Happy Day» eine Carla Bruni, die Frau des früheren französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy zu suchen? Viele Menschen sind da einfach nur frustriert und machen die Faust im Sack. Nicht wegen Brunis Performance, sondern deshalb, weil sie wie andere in Schweizer-Sendungen den Vorzug erhält.
Der SRG die Quittung geben also? Falsch! Bei Annahme der Initiative soll die Existenz der SRG gefährdet sein. Mit einem Ja schaffe man die SRG ab. Heisst es. Verschwinden soll sie aber nicht. Mit einem durchaus erwünschten, knappen Nein zur «No Billag» soll sie vielmehr einen deutlichen «Lehrblätz» kassieren und gezwungen werden, sofort den nächsten Schritt zu tun: Infrastruktur und teure Programme (Künstler) hinterfragen, bei Produktionen zurückschrauben und sparen. Gespartes im Sinne von Service public (gleiche Grundversorgung für alle, Regionen und Minderheiten) besser umverteilen. Zum Beispiel auch auf Radio Tell, das bis heute keinen Rappen erhält, aber während 24 Stunden ausschliesslich Schweizer Volksmusik sendet. Ich stimme Nein.
Geris Ländlertipp mit vielen aktuellen Ausgehtipps gibt es jeweils auch akustisch auf www.radiotell.ch