Geris Ländlertipp vom 28. September 2016

Was ist Schweizer Musik?

Mitte September hat das Bundesamt für Kultur (BAK) den mit 100’000 Franken dotieren Schweizer Grand Prix Musik 2016 an die Musikerin und Sängerin Sophie Hunger vergeben. Ein paar andere Schweizer Musiker kritisierten die Wahl, weil Hunger schon früher massive finanzielle Unterstützung erfahren habe. Ich frage mich  mit andern zusammen wohl eher, welche Musik denn gemeint ist, wenn von Schweizer Musik die Rede ist, bei der Künstler ausgezeichnet werden, die Schweizer Musik machen. Ist sie grundsätzlich einfach einmal von Schweizern kreierte Musik?

Recherchen in Nachschlagewerken führen zur analogen Frage in Ländern wie Irland, Argentinien, Ungarn, Rumänen usw. schnell mal auch auf Volksmusik. Tango, Zigeunermusik der Roma, Csàrdas, Irish-Folk stehen als Antwort zuoberst. Natürlich folgt die ganze musikalische Bandbreite von Jazz, Pop/Rock bis zur experimentellen Elektromusik, selbstverständlich tauchen z.B. Namen von Klassikern wie Franz Liszt, Franz Lehar oder Bela Bartok auf, wenn ich Ungarische Musik anwähle.

Liebhaber der Schweizer Volksmusik denken bei Schweizer Musik natürlich zuerst an Ländler. Die Volksmusikszene jedoch dürfte es schwer haben, in der breiten Palette der musizierenden Schweizer Künstler ausgezeichnet zu werden. Da waren 2014 Marcel Oetiker, 2015 Markus Flückiger oder 2016 Nadja Räss und auch der Cellist Fabian Müller, allesamt Vertreter der sogenannt neuen Volksmusik, zwar mit je 15 weiteren zusammen nominiert. Bis dereinst aber Nach-Nachfolger etablierter Koryphäen ausgezeichnet werden, dürften Jahrzehnte vergehen. Den Innerschwyzer Kulturpreis zum Beispiel erhielten die ersten Ländlermusikanten erst 58 Jahre nach dessen erster Verleihung im 1953 (Dani Häusler und Markus Flückiger 2011). Sollten die Medien dieser ureigenen Sparte Schweizer Musik in den nächsten Jahren weiterhin und verstärkt unter die Arme greifen und Volksmusik auch nur annähernd wie das Schwingen fördern, könnte Ländlermusik (Volksmusik) dereinst so selbstverständlich im Kontext von Schweizer Musik erscheinen, wie das in vielen Ländern der Welt traditionell der Fall ist. Und 60 Jahre muss es ja auch nicht dauern, bis das musikalische Erbe der Prisi und Brunner, Valotti und Ribary als auszeichnungsreife Schweizer Musik erkannt… und verdientermassen auch mal honoriert würde.

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