Geris Ländlertipp vom 11. Oktober 2017
Lunni und Thelonious
Der heutige Ländlertipp ist eine musikalische Spielerei. Sie tönt nicht. Leider, muss ich sagen. Wäre interessant gewesen! Am 14. September haben grossartige Musiker in Mutotathal mit einem tollen Gedenkkonzert den brillante Akkordeonisten Lunnis Franz (Schmidig sen.) gefeiert. Er wäre an diesem Tag 100 Jahre alt geworden. Gestern Dienstag, 10. Oktober, hätte ein Musiker aus einer völlig anderen Sparte ebenfalls seinen 100. Geburtstag begehen können: Der grandiose und geniale Jazz-Pianist Thelonious Sphere Monk. Was hat jetzt der in Geris Ländlertipp zu suchen, werden sich Leserinnen und Leser fragen? Monk war zusammen mit Charlie Parker und Dizzy Gillespie ein Mitbegründer des Bebops-Jazz. Nach New Orleans, Dixieland und Swing war der Bebop jener Jazz-Stil, den ich in meinen jüngeren Jahren heiss liebte und gerade noch einigermassen nachvollziehen konnte. Ich mochte Monk und Co sehr. Noch immer.
Also, der Thelonious hätte wie der Lunni auch seinen Hundertsten erreicht. Ebenso wie der Jazz-Trompeter Dizzy Gillespie in zehn Tagen. Dessen Trompeten-Trichter ragte nicht gerade nach vorn, sondern 45° nach oben. Beim Spielen fiel er zudem wegen seiner markant gewölbten Wangen auf. Hundert wäre auch die grosse Jazz-Sängerin Ella Fitzgerald geworden. Und auf der Ländler-Seite auch noch der Saxophonist Sepp Boschi (Friedas Traum), der diesem musikalischen 1917er-Jahrgang angehörte.
Zurück zur lautlosen musikalischen Spielerei. Wenn sie sich begegnet wären, der Lunni und der Thelonious? Und die beiden dann grad auch noch den Boschi Sepp mitgenommen hätten? Sowie den Trompeter Dizzy plus die singende Ella mit ihrem gewaltigen Stimmumfang dazu? Hätten die Fünf Lunnis Marsch «Treue Freunde» hingekriegt? Ich denke schon, doch. Und die Ländlermusiker Lunni und Sepp Monks berühmten Blues? Die bekannte Monk-Komposition wurde bereits 1996 von einer Schweizer Volksmusikformation auf einen Tonträger aufgenommen. Wie staunte ich damals, dem legendären «Blue Monk» in der Version der Echo vom Pflanzplätz mit Lorenz Oberli, Thomas Aeschbacher, Simon Dettwiler und Andy Schaub zu begegnen.
Nicht nur internationale, auch nationale Volksmusik mit Jazz und umgekehrt sind heutzutage so oder so keine Tabus mehr. Diverse junge Ländlermusikanten absolvierten an der Hochschule Luzern ein Musikstudium mit Schwerpunkt Volksmusik. Und allesamt beweisen mit regelmässigen Auftritten in verschiedenen Formationen (Gläuffig mit Fränggi Gehrig, Mathias Landtwing, Lukas Gernet, Pirmin Huber, in Willis Wyberkapelle Andrea Ulrich, bei Interfolk Marion Suter, Maria Gehrig und Andrea Ulrich und in weiteren Ensembles etliche andere), dass eine umfassende und grundsolide musikalische Ausbildung wertvoll ist. Da bei den Genannten das Verständnis und das Engagement für die traditionelle Ländlermusik von Haus aus vorliegt, kann die erwähnte Ausbildung auch für die Schweizer Volksmusik nur förderlich sein. Weil sich ein sich ergänzender Dualismus selbstverständlich auch in der (Ländler) Musik durchsetzt.
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