Virtuose Ländlermusik aus dem Muotathal
Ländlermusik kann man auf ganz verschiedene Art hören. Während die einen schlichtweg die Feststimmung suchen, freuen sich andere an besonders runder Tanzmusik oder stil-echter Interpretation, und wiederum andere an harmonisch und technisch aufwändigen Kompositionen. Bei letzterer Gattung spricht man oft von konzertanter Ländlermusik, wie sie die Vorbilder «Heirassa» präsentierten.
Der Akkordeonist Willi Valotti war denn auch das grösste Vorbild des Muotathaler Akkordeon-Virtuosen Gabriel Betschart, der von 1982 bis 1989 vorerst in der Kapelle Sepp Wipfli spielte. Anschliessend gründete er das Trio Betschart-Betschart-Krienbühl. Seine nächste Station war dann die Kapelle Bruno Syfrig. Ausserdem war er mit den Bläsern Dani Häusler, Thury Horat und Walter Grimm zu hören. Oft spielte er auch im Duett mit dem Klavierbegleiter Urs Krienbühl und ab Mitte der 1990er Jahre gehörte der Bassist Oski Della Torre zu Gabriels Stammbegleitern. Seine Vorliebe galt der virtuosen Musik: Kein Lauf war ihm zu kompliziert und keine Harmoniewendung ausserhalb der drei Hauptstufen zu entfernt. Im Alter von erst 50 Jahren erlag Gabriel im Jahr 2011 einer Krankheit.
Seine ehemaligen Mitspieler haben nun eine klingende Hommage an den Ausnahmekünstler eingespielt. Ganze 25 Titel zählt das sehr umfangreiche Programm. Die zusammen aufspielenden Musiker haben alle eine eigene Komposition beigetragen, die restlichen 17 Titel stammen aus der Feder von Gabriel Betschart. Neben den Bläsertiteln spielt Fränggi Gehrig vier Akkordeontitel und am Schluss des anspruchsvollen Programms spielt Willi Valotti ganz alleine seine Mazurka «Arrivederci Gäbl».
Dem Sinn dieser CD entsprechend, werden sich jene, die Gabriels Musik kennen, beim intensiven Zuhören an einen Akkordeonisten erinnern, der buchstäblich «alle Register» sowohl im Vorspiel wie vor allem in der Begleitung ziehen konnte. Wer sich erstmals mit Gabriel Betscharts Musik konfrontiert sieht, hat die Möglichkeit, in eine Musizierart einzutauchen, die einen wirklichen Kontrast zum allgegenwärtigen Musiklärm darstellt und gleichzeitig zu bereuen, diesen genialen Musikanten und Komponisten nicht gekannt zu haben!