Michi Müller ist überall mit Hingabe am Werk
Michi Müller aus Gersau ist ein vorzüglicher Ländlermusikant, der seine Passion ohne selbst inszeniertes Aufsehen in verschiedenen Formationen mit viel Liebe zum Detail pflegt. Und die gleiche Leidenschaft legt er auch an den Tag, wenn er beruflich an einer Lok der Rigibahn arbeitet oder nach Feierabend munter an einem Aebi-Transporter weiterwerkelt …
25.07.2016 | VON STEFAN SCHWARZ
Die regelmässigen Blicke auf den Vierwaldstättersee und die nahen Berge gehören für den Gersauer Michi Müller ebenso zum Tagesritual, wie das tägliche Musizieren oder die Beschäftigung mit Technik. All dies zusammengefasst ergibt ein erstes grobes Bild des 27-jährigen Innerschweizer Ländlermusikanten, der um seine Person und sein Können kein grosses Wesen macht. Michi ist ein Mann der Tat, der mit grosser Lebensfreude seines Weges geht. Und wenn ihn etwas packt, dann lässt es ihn nicht mehr so schnell los …
Der Faszination folgend
Bereits als fünfjähriger Büebel machte sich Michi Müller eines Tages auf und marschierte vom Familienheimetli hinunter Richtung See. «Gani See» sagte der Dreikäsehoch zu seiner Mutter und hatte vor, den Nachmittag an Bord des ankommenden Schiffes zu verbringen und dort die spannende Arbeit der qualmenden Dampfmaschine zu inspizieren. Seit dem Schulabschluss lebt er die grosse Faszination für die Technik beruflich und privat äusserst vielseitig aus und konnte sich als Maschinist und Heizer auf dem Vierwaldstättersee während zwei Sommern den einstigen Kindheitstraum mehr als erfüllen. Begeistert war Michi Müller auch von der Vielseitigkeit seines nebenan wohnenden Grossvaters Toni. Der Schwyzerörgeler und Mitbegründer der legendären Hundsbuchmusig Vitznau hatte ein gutes Gspüri für die Bedürfnisse des lernbegierigen Kindes. Sobald er feststellte, dass Michi das Werkeln am alten Drechselbänkli im Gädeli langweilte, stellte er ihm ein Örgeli auf die Knie und liess ihn darauf herumdrücken. Nach einem Jässli zusammen mit Grosi auf der Terrasse ging das lockere Freizeit- und Beschäftigungsprogramm meist in eine nächste Runde und Michi erlangte schon ab dem Alter von drei Jahren viel Fingerfertigkeit in allerlei Aktivitäten.
In Sachen Musik war auch das Elternhaus ein wahres Paradies. Vater Meiri und die Gebrüder Müller machten dem Jüngling vor, wie der Dialekt der urchigen runden Innerschweizer Örgelimusik zu klingen hat und auch die oft anwesenden Cousins vom Schwyzerörgeliquartett Urmiberg rund um Reto Grab prägten Michi Müllers musikalische Basis. Bald spielte der junge Musikant viele Tänze von Altmeistern wie Toni Bürgler, Dolfi Rogenmoser, Josias Jenny, Alois Föhn oder Kasi Geisser und lernte ab Musikkassetten das Repertoire anderer Interpreten – wie zum Beispiel jenes der Hess-Buebe – näher kennen. Mit bodenständiger Handorgelmusik, wie sie sein Vater schon immer gerne gehört hatte, konnte Michi Müller in jungen Jahren nichts anfangen. Erst ab Ende der Schulzeit fand auch er Gefallen an den Klängen von chromatischen Handorgeln, wie sie zum Beispiel durch den Innerschweizer Seebi Betschart («S Piitsche») oder der Berner Oberländer Arthur Brügger geprägt worden sind.
Auf verschiedenen Bühnen aktiv
Durch bereichernde Begegnungen im Ausgang erweiterte sich Michi Müllers musikalischer Horizont zusätzlich, wozu sicherlich auch die Freundschaft mit Vorbild Mathias Lüthi vom bekannten Toggenburger Ländlerquartett Tanzboden beitrug. Alsbald gründeten die beiden Gleichgesinnten mit Migg Alder und Mathias Schwester Claudia das Ländlerquartett Müller-Lüthi-Alder. Und just in jener Zeit durfte Michi Müller dank eines vom Meggener Orgelsammler Hans Frey zur Verfügung gestellten Akkordeons die ersten eigenen Erfahrungen auf der Handorgel sammeln. Auch hier zahlte sich Michis Eifer schnell aus und der Autodidakt erweiterte sein Repertoire mit unzähligen einschlägigen Melodien, die natürlich bald auch mit der eigenen Formation aufgeführt wurden. Das vielseitige Programm umfasst dank den individuellen musikalischen Vorlieben der vier Musikanten nicht nur tänzige Melodien in traditioneller Manier, sondern auch Schwyzerörgelimusik in der Art der legendären Berner Schmid-Buebe. Im Umfeld dieses Quartetts, in welchem als willkommene Aushilfe ab und zu auch die befreundete Marlène Heinzer mitwirkt, fühlt sich Michi menschlich und musikalisch bestens aufgehoben, und so wird auch abseits des «Giigerbänkli» viel Freizeit miteinander verbracht.
Als vielseitiger und anpassungsfähiger Musikant ist Michi Müller längst auch in anderen Besetzungen auf der Ländlerbühne aktiv. So musiziert er zusammen mit Bernhard Reichlin, Philipp Aggeler und René Nussbaumer seit rund acht Jahren im Ländlerquartett Trychlergruess aus Steinerberg oder ist drei- bis viermal jährlich auch mit Musikkollegen aus Gersau und Vitznau anzutreffen. «Tschamöffel» nennt sich diese inoffizielle Kapelle, die meist nur zu Spontaneinsätzen in der Region zusammenfindet. Ganz besonders motivierend erachtet Michi Müller seit rund zwei Jahren die Zusammenarbeit mit der erst 19-jährigen Angela Gisler aus dem urnerischen Bürglen. «Es gaht e so ring mit ihre», beschreibt Michi voller Freude das aufblühende Talent der bodenständigen Musikantin, die momentan den Sommer auf der Alp verbringt. Am Bass ergänzt wird dieses gelegentlich aufspielende Handorgelduo von Basil Imlig. Der regelmässige Wechsel von einer Formation zur anderen ist für Michi Müller eine Selbstverständlichkeit und er könnte sich nicht vorstellen, während Jahrzehnten stets in der gleichen Besetzung aufzuspielen. Jede Konstellation hat für ihn musikalisch und menschlich ihre eigene Bedeutung und ist ein wertvoller Teil seines liebevoll gepackten Musikerrucksackes.
«Immer e chli chnuuschte …»
Trotz dem Vollzeitjob bei den Rigibahnen und den zahlreichen Auftritten hat Michi Müller in der restlichen Freizeit noch genügend Energie, um stets einen weiteren Aebi-Transporter auf Vordermann zu bringen und rund ums Elternhaus diverse Arbeiten zu verrichten. Eine davon war der kürzliche Abbruch des über 300-jährigen Grosselternhauses, wo schon in nächster Zeit sein eigenes Haus entstehen soll. «Immer e chli chnuuschte und all Tag e Orgele uf de Schoss» gehöre seit dem Kindesalter zu seinem Leben wie die prächtige Umgebung am Vierwaldstättersee, fasst Michi Müller sein Leben dankbar zusammen. Dabei erinnert er sich einmal mehr an die Worte seines prägenden Grossvaters, der einst zu ihm gesagt hat: «Betrachte dich als Millionär, wenn du gesund bist, musizieren kannst und hier hinter dem Dorf Gersau am Berg wohnen darfst!» Unter diesen Vorzeichen geht Michi Müller seinen Weg motiviert weiter und freut sich auf alles, was ihm das Leben weiterhin bescheren wird.
Zur Person
Geburtsdatum
30. Mai 1989
Herkunft
Gersau SZ
Zivilstand
ledig
Beruf
Maschinen und Technik üben seit jeher eine grosse Faszination auf Michi Müller aus. So arbeitete er nach der Lehre als Polymechaniker unter anderem als Pistenfahrzeugfahrer auf der Rigi sowie zwei Sommer lang als Maschinist und Heizer auf Dampfschiffen des Vierwaldstättersees. Mittlerweile wirkt er zu 100 % bei den Rigibahnen und wird dort je nach Bedarf als Mechaniker sowie als Lokführer eingesetzt.
Musik
Die Liebe zum Schwyzerörgeli sowie das musikalische Talent wurden Michi Müller von Grossvater Toni und Vater Meiri in die Wiege gelegt. Ab dem Alter von 15 Jahren kam das Akkordeon dazu, welches er heute bei seinen 50 bis 70 musikalischen Einsätzen mit verschiedenen Formationen ebenfalls gerne einsetzt.
Andere Hobbys
Nach Feierabend werkelt Michi gerne an seinen Aebi-Transportern oder erledigt auf dem familiären Heimetli anfallende landwirtschaftliche Arbeiten. Daneben ist er zu Fuss und auf Skiern gerne in der Natur unterwegs oder geniesst mit Gleichgesinnten einen gemütlichen Musikabend oder eine Schifffahrt mit wachem Auge auf das technische Geschehen.
Aktuelle CD
Kontakt
Michi Müller
Gütschstrasse 20a
6442 Gersau
Telefon 079 673 48 08
Schlagworte