Muotathaler Mulörgeli-Virtuose und Exot

Populär im Muotatal

«Lüpfigs, alts und nüüs mit dr Mulorgälä» heisst ganz bodenständig die soeben erschienene CD von Werner Schelbert. Der frühere Muotathaler Bankbeamte zählt definitiv zum Reigen der grossen Musikanten aus dem Tal, auch wenn er mit seinem Instrument eher ein Exot ist.

Das war nicht immer so. Die Mulorgele oder «Schnorrägiigä», exakt jedoch Mundharmonika, war ein Instrument, das in den letzten 140 Jahren immer wieder in der Muotataler Volksmusik auftauchte und zeitweise richtig populär war. Wie Koni Schelbert im Schwyzer Heft «Innerschwyzer Volksmusik» und noch ausführlicher in seinem Blog schreibt, war Kari Imhof (1855-1922) vermutlich der erste Mulörgeler im Muotatal. Später gab es Formationen und in der Person von Josef Heinzer (1914-2003) einen richtigen Pionier und Könner, der viele Musikanten inspirierte. «Dr Schründler» wie Heinzer im Tal genannt wurde, komponierte einige Tänze für die Mulorgel und spielte mit Grössen wie Fredy Zwimpfer. Mitte des letzten Jahrhunderts gab es im Muotatal etliche bekannte Mulörgeler und das Instrument traf man in Stubeten, Schloffätänzen (Musikveranstaltungen im privaten Raum) oder öffentlich in Formationen an. Die Mulorgel funktioniert übrigens wie ein Mini-Schwyzerörgeli. Es ist mit einer diatonischen Tonreihe ausgestattet und verfügt wie auch das Örgeli über Stimmzungen. Damit man Tonartenwechsel vornehmen kann, sind bis zu sechs Mulorgeln sternförmig zu einem Instrument zusammenmontiert. Die Spieltechnik ist natürlich komplett anders als beim Örgeli. Und es ist alleine von der Atemtechnik her eine Herausforderung, dieses Instrument beispielsweise in einem rasanten Schottisch virtuos zu spielen.

Eigene Tänze geschrieben
Spricht man heute im Muotatal über einen Mulörgeler, dann ist mit grosser Wahrscheinlichkeit Werner Schelbert gemeint. Er ist noch einer der wenigen, die das Instrument in der traditionellen Ländlermusik einsetzt und vor allem tut er dies ausserordentlich kunstvoll und virtuos. Dies ist dem bekannten Schwyzerörgeler Markus Flückiger aus Schwyz schon längst aufgefallen und als das Schweizer Fernsehen vor drei Jahren in Potzmusig Markus Flückiger eine Sendung widmete, lud dieser Werner Schelbert ins Studio ein. Zusammen mit Barbara Betschart an der Geige und Sepp Huber am Bass spielten Werner Schelbert und Markus Flückiger «Leo’s Freud», einen Ländler von Josef Heinzer. «In der Folge fragte ich Werner, ob er nicht auch einmal eine CD mit seiner Musik machen wolle», sagte Markus Flückiger. «Ich war natürlich sehr angetan von dieser Idee», erinnert sich Werner Schelbert. «Die Chance mit einer solchen Koryphäe eine CD aufzunehmen wollte ich mir nicht entgehen lassen.» Werner Schelbert, der bis anhin vor allem alte Muotataler und Innerschwyzer Stücke spielte, begann selber zu komponieren und auf der CD «Lüpfigs, alts und nüüs mit dr Mulorgälä» sind immerhin sechs von 18 Stücken von Schelbert.

Hochklassige Mitmusikanten
Markus Flückiger wiederum war erstaunt, wie Werner Schelbert die Stücke im Studio einspielte. «Fast alle Tänze spielte er in einem Stück und fehlerlos durch. Das ist grossartig.» Grossartig wiederum findet Werner Schelbert auch was Markus Flückiger mit seinen Aufnahmen machte. Dieser spielte die Schwyzerörgelis ein und holte sich mit Barbara Betschart (Geige), Pirmin Huber (Bass), Max Lässer (Mandola) und Manuel Elias Büchel (Halszither) hochklassige Musiker ins Studio und gab Werner Schelberts Mulorgele so eine wunderbare Begleitung. «Ich habe grosse Freude an der CD und hätte bereits wieder neue Stücke bereit…», sagt Werner Schelbert in Richtung Markus Flückiger.

 

Aufspielen mit der Sunnämusig
Werner Schelbert kann man mit seiner Mulorgele auch regelmässig auf dem Giigebank sehen. Zwar nicht wie in den 70er-Jahren mit dem legendären Mundharmonika-Quartett Muotathal, aber dafür mit der Sunnämusig, einem Seniorenquartett, das jeden Dienstag im Alpenrösli in Muotathal aufspielt. «Das ist aus purer Freude an der Musik», sagt Werner Schelbert. Aber bald habe man einen grossen Auftritt und man sei bereits etwas nervös. Am 29. April spielt das illustre Quartett am Ländlermusiktreffen in Brunnen auf. «Die drei Stücke werden jetzt schon intensiv geprobt», sagt Werner Schelbert.