Schweizer Folklorenachwuchs 2017

Rückblick vom Jurytisch

Am Samstag, 11. November 2017, ging in der Aula Cher in Sarnen der Wettbewerb Folklorenachwuchs 2017 über die Bühne. Aus den insgesamt 35 am Wettbewerb teilnehmenden Formationen schafften es deren 13 ins abendliche Finale, welches von der SRF-Musikwelle live übertragen wurde. Als Sieger des Tages konnten sich gegen 22 Uhr letztendlich die Geschwister Sutter (instrumentale Volksmusik) sowie die Solojodlerin Célia Schwery und das Alphorntrio Bergkristall feiern lassen. Als Jurymitglied mit dabei war Land&Musig-Redaktor Stefan Schwarz, der den Anlass an dieser Stelle aus dieser besonderen Optik Revue passieren lässt. 

Farbige Trachten, frohes Lachen, allerlei Instrumente und eine zünftige Prise Spannung erwarten mich, als ich am Morgen um 9.15 Uhr zur Jurysitzung in Sarnen eintreffe. Aus diversen Räumen ertönen bald volkstümliche Klänge und die Reihen im Saal füllen sich langsam mit nervösen Angehörigen, interessierten Folklorefreunden sowie prominenten Gästen aus Politik und Verbänden. Als Jurymitglied der Sparte «Instrumentale Volksmusik» darf ich zusammen mit Rita Gabriel Schaub und Adrian Würsch ganz hinten am Expertentisch Platz nehmen und die 23 Vorträge unserer Kategorie geniessen. Wir verstehen uns auf Anhieb und sind dankbar, dass wir mit individuellen musikalischen Hintergründen an die Arbeit gehen können und den Teilnehmenden somit eine möglichst faire Beurteilung ermöglichen. Wir sind uns aber ebenfalls einig, dass eine Rangierung im musikalischen Bereich nie so klar begründet werden kann, wie beispielsweise mit den schnellsten Zeiten beim parallel laufenden Skirennen am Fernsehen. Auch die uns zur Verfügung stehenden Beurteilungsblätter können nur bedingt als Hilfsmittel eingesetzt werden, so darf beispielsweise der Faktor «Dynamik» (Spiel mit unterschiedlichen Lautstärken) nicht in jeder Facette der vielfältigen Volksmusikszene eine Rolle spielen. Auch hier aber spüren wir bald, dass wir alle eine sehr offene Optik auf die individuellen Eigenheiten der meist regional geprägten Ländlermusik haben und diese so hoffentlich auch richtig einordnen können.

Unsere ersten Eindrücke sind äusserst positiv. Auf der Bühne präsentieren sich Junge und Jüngste, die mit viel Elan an ihren Instrumenten sitzen und ihre beiden gut vorbereiteten Titel konzentriert vortragen. Klar können und müssen wir in unseren Kommentaren auf Dinge hinweisen, die noch optimiert werden sollten. Dabei sind wir uns bewusst, dass viele Kinder und Jugendliche ihr Instrument noch nicht ewig spielen oder die auftretende Gruppe erst vor kurzer Zeit zusammengefunden hat. Und dennoch sind wir bei einem Wettbewerb ja quasi gezwungen, das musikalische Endresultat zu vergleichen und das Alter und andere äussere Komponenten möglichst nicht zu gewichten. Unsere Expertenaufgabe ist unter diesen Gesichtspunkten also recht anspruchsvoll, zumal man ja junge motivierte Musikantinnen und Musikanten mit den gemachten Kommentaren keinesfalls kränken will. Aber gewisse Tipps und Hinweise sind letztendlich für die weitere Entwicklung wertvoll und müssen einfach angebracht werden. Glücklicherweise aber wissen wir im Hintergrund vieler Teilnehmer engagierte Musiklehrerinnen und Musiklehrer, die ihren Schülern bestimmt auch den Umgang mit Kritik beibringen und mit ihren Schützlingen die Rückmeldungen der Jury besprechen und individuell ins richtige Licht setzen.

Am Nachmittag um 16.30 Uhr ziehen wir uns zur Beratung zurück, um unsere Finalisten für die abendliche Radiosendung zu bestimmen. Gewisse Interpreten sind bei allen ganz klar gesetzt. Bei anderen Wettbewerbsteilnehmern müssen wir heftig diskutieren, weil sie alle den Einzug ins Finale verdient hätten, die Startplätze jedoch begrenzt sind. Dank dem Feilschen mit den Kollegen der Sparten Jodel und Alphorn finden wir letztendlich eine faire und von sämtlichen Juroren mit gutem Gewissen abgesegnete Lösung, die am Abend eine unterhaltende Finalsendung verspricht. Bei dieser müssen wir aus unseren sieben Finalisten anhand ihres erneuten Auftrittes nun drei Sieger bestimmen, wovon der erste schon bald in der TV-Sendung «Viva Volksmusik» gegen die Gewinner der anderen Sparten um den «Viva Nachwuchspreis» antreten darf.

Aufgrund der bereits gehörten und beurteilten Vorträge der teilnehmenden Finalistinnen und Finalisten haben wir Juroren natürlich schon klare Erwartungen und insgeheim sogar gewisse Favoritenrollen vergeben. Aber die Beurteilung erfolgt natürlich wieder ganz neutral, wobei wir in der Person von SRF-Musikredaktor Roman Portmann nun noch einen vierten Mann in der Crew haben, der absolut unbelastet ans Werk gehen kann. Leider können gleich mehrere Finalisten ihre Leistungen vom Morgen und Nachmittag nicht mehr in gleicher Qualität erbringen, was mit steigender Müdigkeit, wenig Bühnenerfahrung, einer Portion Mikrofonangst und weiteren menschlichen Komponenten durchaus nachvollziehbar ist. Die Geschwister Sutter aus Waldkirch SG hingegen zeigen sich ob all den äusseren Einflüssen absolut unbeeindruckt und qualifizieren sich bei uns Experten einstimmig zu den unbestrittenen Spartensiegern des Abends. Mit ebenfalls tollen Leistungen dürfen im Bereich «Instrumentale Volksmusik» gegen 22 Uhr auch die Walliser Örgeler aus Ried-Brig VS sowie die Örgliformation Roman, Stefan und Daniel aus Seedorf UR vom organisierenden «Verein Wettbewerb Schweizer Folklorenachwuchs» einen Barpreis in Empfang nehmen.

Auch im Namen meiner Jurykollegen gratuliere ich an dieser Stelle nicht nur jenen Gewinnern, die im richtigen Moment die Nase vorne hatten und die Punkte der Experten ergattern konnten. Wir gratulieren mit Nachdruck auch sämtlichen anderen Teilnehmenden für die Tatsache, dass sie sich mit jugendlicher Unbeschwertheit im klingenden Spektrum der Schweizer Volksmusik bewegen. Wir verneigen uns aber auch vor all den Förderern im Hintergrund sowie den Organisatoren des Anlasses, die sich mit viel Herzblut für unseren Folklorenachwuchs engagieren. Das alles verdient unseren höchsten Respekt und wir bedanken uns für das uns entgegengebrachte Vertrauen, mit bestem Wissen und Gewissen unserer Expertenarbeit im Dienst der Sache nachgehen zu dürfen.

Instrumentale Volksmusik
1. Geschwister Sutter, Waldkirch SG
2. Walliser Örgeler, Ried-Brig VS
3. Roman, Stefan und Daniel, Seedorf UR

Alphorn
1. Alphorntrio Bergkristall, Ennetmoos NW
2. Alphornsolist Sämi Klein, Mosen LU
3. Alphornsolistin Annina à Porta, Adliswil ZH

Jodel
1. Célia Schwery, Brig-Glis VS
2. Oberwalliser Nachwuchs-Jodelchor, Naters VS
3. Sophie Brodbeck, Buus BL

www.folklorenachwuchs.ch

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