Schweizerisches Schwing-, Trachten- und Alphirtenfest
Was 1805 als Fest zur Versöhnung von Stadt- und Landbevölkerung seinen Anfang nahm, ist heute das wohl grösste Treffen der Schweizer Traditionen. Dieses Jahr ist es wieder soweit! Vom 26. August bis 3. September 2017 treffen sich Schwinger, Älpler und Trachtenleute in Interlaken zum Unspunnenfest.
Zwischen 1798 und 1803 bestand in der Schweiz eine Staatsordnung nach französischem Vorbild. In dieser «Helvetischen Republik», in der Stadt und Land einander gleichgestellt und das Monopol der Zünfte gebrochen war, waltete das Berner Oberland als eigenständiger Kanton. Die politisch schwierige Situation versuchte Napoleon 1803 mit der Mediationsakte zu stabilisieren. Das hatte insbesondere für die Landgebiete der ehemaligen Stadtkantone einschneidende Konsequenzen: Das Berner Oberland verlor seinen Status als Kanton und das politische Gewicht verschob sich wieder markant zu Gunsten der Stadtbevölkerung. Verständlich, dass sich insbesondere auf dem Bödeli Unmut regte.
Da kam die Idee eines gemeinsamen Fests im Geiste der Verbrüderung von Stadt und Land gerade recht. Das erste Unspunnenfest mit Umzug und Wettbewerben in Gesang, Schiessen, Schwingen, Steinstossen und Alphorn-blasen fand 1805 statt. Ursprünglich bestand die Idee, das Fest jährlich zu wiederholen. Das nächste Fest fand dann allerdings erst drei Jahre später im August 1808 statt. Obwohl die Feste hinsichtlich der Besucher als Grosserfolg galten, erreichten sie die politischen Ziele ihrer Stifter nicht. Die Bevölkerung liess sich nicht besänftigen und nur wenige Jahre nach dem zweiten Unspunnenfest brachen Unruhen auf dem Bödeli aus.
Entwicklung zum Grossereignis
Erst hundert Jahre später, zur «Belebung der Saison» im Juni 1905, fand das nächste Unspunnenfest statt. Der touristische Boom, den die ersten Feste ausgelöst hatten, fand mit den beiden Weltkriegen ein jähes Ende. Und obwohl sich in den Jahren 1925/26 findige Hoteliers und Wirte um eine Neuauflage des Unspunnenfests bemühten, fand die nächste Durchführung – immer noch überschattet von den Kriegsjahren – erst wieder 1946 statt. Die Feste von 1955 und 1968 standen im Zeichen einer sanften Modernisierung: Neue Lieder, neuzeitliche Inszenierungen und künstlerische Interpretationen waren gefragt. In den 1980er- und 1990er-Jahren zementierte das Unspunnenfest seinen Status als mediales Grossereignis: 1981 waren 260, 1993 sogar mehr als 300 Medienschaffende vor Ort, um über den Folkloreanlass der Superlative zu berichten.
2005 hätte der 200. Geburtstag des Fests würdig gefeiert werden sollen. Wegen der verheerenden Hochwasser in vielen Teilen des Landes musste das Fest um ein Jahr verschoben werden und fand erst 2006 statt – dafür gleich mit doppelter Festfreude. Nicht minder erwartungsvoll geht es jetzt dem Unspunnenfest 2017 entgegen, welches auch in den nächsten Ausgaben von Land&Musig aus verschiedener Optik präsent sein wird.
Eine Woche voller Traditionen
Im Chüejermutz stehen sie da und verschränken wehrhaft die Arme vor ihrer Brust. Die drei Sennen auf dem Logo des Unspunnenfests 2017 wirken wie ein Bollwerk der Tradition. Dennoch bleibt nicht alles beim Alten. Zum ersten Mal nämlich werden alle Elemente des Fests auf der Höhematte im Zentrum von Interlaken stattfinden. Zum ersten Mal werden das Schwing- und das Trachten- und Alphirtenfest an zwei unterschiedlichen Wochenenden durchgeführt. Der Unspunnenschwinget geht am Wochenende vom 26. und 27. August über die Bühne. Das Fest an sich findet am 2. und 3. September statt und wird während der ganzen Woche mit zahl-reichen Thementagen bereichert.
Bei aktiven und passiven Folklorefreunden steigt die Vorfreude von Tag zu Tag, findet doch das Unspunnenfest nur alle zwölf Jahre statt. Zwölf nationale Partner-Fachverbände werden an den neun verschiedenen Schwerpunkttagen wesentlich zum Programmangebot beitragen. Die Besucher dürfen sich auf Alphirten und Landfrauen, Steinstösser, Schützen und Hornusser, Alphornbläser
und Fahnenschwinger, Volksmusikanten und Chorsänger, Trachtentänzer und Jodler, Tambouren und Pfeifer sowie verschiedene weitere Brauchtums-Perlen freuen. Nicht verpassen sollte man natürlich das grosse Finale mit dem Festumzug durch Interlaken und die grosse Festaufführung mit Schlusszeremonie.