Gasthof zum Bären in Trubschachen
Landauf, landab gibt es viele stattliche Gasthöfe, welche die Besucher noch heute faszinieren. Die Häuser haben eine vielfältige Geschichte und sind Zeugen aus jenen Zeiten, in denen Gasthöfe eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Leben bildeten. Ein geschichtsträchtiger und bezüglich Volkskultur immer noch aktueller Treffpunkt ist der Gasthof zum Bären im emmentalischen Trubschachen.
22.03.2016 | VON HANSPETER EGGENBERGER
Die Hauptverkehrsachse von Bern durch das Emmental ins Entlebuch und nach Luzern hatte auch in früheren Zeiten keine zentrale Bedeutung. Die Handelswege führten damals über Huttwil. Die Strasse über Langnau wurde als letzte von vier Verbindungen in mehreren Etappen ab 1830 ausgebaut und erst 1875 wurde der durchgehende Bahnbetrieb zwischen Bern und Luzern durch das Emmental und Entlebuch möglich. Somit kann man mutmassen, dass die Einflüsse aus anderen Gebieten im inneren Emmental gering waren und sich in der Gegend die eigene, urwüchsige und bodenständige Kultur unbeeinflusst entwickeln konnte. In den Geschichtsbüchern ist denn aus dieser Region auch viel mehr von der Kirche die Rede, die das öffentliche Leben der Emmentaler zeichnete. Zu ihnen gehörten recht wohlhabende Bauern, die vor allem mit dem Käsehandel zu Geld gekommen waren und dann die wunderbaren, chächen Berner Bauernhäuser bauten. Zum Handeln und nach dem Kirchgang traf man sich beispielsweise auch im Gasthof zum Bären in Trubschachen. Schon immer stand der Bären an jener Stelle, wo die Trueb aus dem Napfbergland kommend in die Ilfis mündet. Bereits 1356 ist der Gasthof im heutigen Trubschachen erstmals erwähnt und aus dem Jahr 1569 datiert das offizielle Tavernenrecht.
Ein stattlicher Bau
Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Haus durch einen Brand völlig zerstört. Sofort wurde dann im Jahr 1698 mit dem Neuaufbau begonnen, der aber ganze 36 Jahre dauern sollte. Der heutige Wirt und Besitzer des Bären, Urs Mäder-Künzi, nimmt an, dass einerseits der besondere Ständerbau und andererseits vielleicht auch eine vorübergehende Geldknappheit die Gründe für die lange Bauzeit gewesen sein könnten. «In jedem Fall aber kann man sagen, dass man damals mit Eichenbalken die teurere Variante gegenüber den verbreiteten Tannenhölzern gewählt hat», erzählt Urs Mäder. Das Haus wurde von Anfang an als Gasthof konzipiert und es gab keine handwerklichen oder landwirtschaftlichen Anbauten. Zum Betrieb gehörten hingegen diverse Nebengebäude und ein früherer Besitzer führte offenbar auch noch einen aussenliegenden Bauernhof. Erst um 1900 wurde ein Saalanbau erstellt, um dem damals wachsenden Bedürfnis nach Unterhaltung mit Konzerten und Theater genügen zu können. Zum Gasthof gehören neben der Küche und den Toiletten im Parterre die Gaststube, das Sääli und die Schwingerstube, eine Kegelbahn im Untergeschoss und der schon erwähnte Saal im zweiten Stock. Im ersten Stock liegt die heutige Wirtewohnung sowie drei Gästezimmer. Die Vorgänger der Wirtefamilie Fränzi und Urs Mäder, die seit 1994 auf der Bären wirten, hatten noch keine eigentliche Wohnung. Einzig ihr Schlafzimmer konnte man als privaten Raum ausmachen. Dass nicht mehr Gästezimmer zur Verfügung stehen, liegt an den schon geschilderten historischen Gegebenheiten. «Heute wären wir im Emmental ganz allgemein froh, wenn wir mehr Zimmer zur Verfügung stellen könnten», weiss Urs Mäder. Da es den Emmentalern immer verhältnismässig gut ging, hatte die Entwicklung zum Tourismus damals jedoch keine Priorität, obwohl Landschaft und Topografie dafür ebenso Gelegenheiten geboten hätten. Es gab aber einmal einen Vorstoss, auf den Napf eine Bahn zu bauen. Der Basler Ingenieur Wilhelm Hetzel stellte 1891 das Konzessionsgesuch beim Eidgenössischen Eisenbahndepartement für den Bau der Trubschachen-Napf-Bahn, die bis zur Mettlenalp als normale Bahn und ab dort als Zahnradbahn hätte gebaut werden sollen. Das Gesuch wurde sogar bewilligt, das Projekt konnte hingegen wegen Geldmangel nicht zu Ende geführt werden. Es ist kaum auszudenken, was dadurch aus dem Bären noch alles geworden wäre!
Erste Tankstelle beim Bären
Aber auch so hat das Gasthaus für Aufsehen gesorgt. Der sehr initiative Vorvorgänger des heutigen Wirts, Emil Hofer, war auch ein Pionier. So hatte er als erster in Trubschachen ein Automobil. Sein Schwager war der Dorfarzt. Da dieser kein Auto besass, führte ihn der Bärenwirt jeweils zu den abgelegen wohnenden Patienten. Beim Bären betrieb Hofer auch die erste Tankstelle in der Region und die Zapfsäule neben dem Bären war noch bis in die jüngere Zeit in Betrieb. Alteingesessene «Schächeler» erinnern sich auch noch gut an jene Zeit, als im Winter der acht- oder zehnspännige Schneepflug von Trub herkommend vor dem Bären Halt machte und sich die Fuhrleute vor dem Haus mit heissem Getränk aufwärmten. Die Arbeit der Wirtsleute war zuweilen streng. Bei Tanz- oder Theaterveranstaltungen kamen sie oftmals die ganze Nacht nicht ins Bett und wie damals üblich kannte man noch keine Wirtesonntage. Wenn auch viel Geschichte in den altehrwürdigen Mauern steckt, so hat der älteste Bären auch den Schritt in die Neuzeit bestanden. Die Zeiten, in denen die Dorfvereine froh darüber waren, dass im Bären ein geeigneter Saal mit Bühne zur Verfügung stand, sind vorbei. Auch in Trubschachen steht heute eine Mehrzweckhalle! Dass das aber kein Grund zum Trübsalblasen ist, hat die Wirtefamilie Mäder bewiesen.
Neues Leben im Bärensaal
Initiative Theaterleute hatten die Idee, den Inhalt von Mani Matters Lied «Si hei der Wilhälm Täll ufgfüert» in einem Theater darzustellen. Da es den Tatort Nottiswil und deshalb auch den dortigen «Leuen» gar nicht gibt, mussten diese halt erfunden werden. Der Bären Trubschachen war sowohl von der Landschaft wie vom Haus her die ideale Besetzung und so wurde Trubschachen vorübergehend zu Nottiswil. Vom 27. November 2015 bis 27. Februar 2016 fanden im Bärensal viele Vorstellungen statt und wurden zu einem Grosserfolg. «Wir überlegen uns jetzt, was wir als nächstes in ähnlicher Form auf die Beine stellen können», freut sich Urs Mäder. Im gleichen gemütlichen Saal organisiert er einmal jährlich einen Saujasset oder bedient grössere Gesellschaften. Ein anderes Erfolgsmodell sind die Ländlermusikabende des Ländlerfründevereins Trubschachen (siehe Seite 39), der im Bären seit sechs Jahren ein ideales Lokal gefunden hat. Dass die Volksmusik im Bären willkommen ist, zeigen nicht nur diese Aktivitäten, sondern auch eine Urkunde, die das Gasthaus im Jahr 2013 vom Verband Schweizer Volksmusik verliehen bekam. Und natürlich finden im gemütlichen Lokal, das mitten in Trubschachen gleich nach der Abzweigung in Richtung Trub liegt, diese und jene Familienfestivitäten statt, man trifft sich zur Sitzung, zum Stammtisch oder einfach zum Kaffeehalt in einem typischen Emmentaler Gasthof. Im ältesten Bären eben!
Ländlerfründeverein Trubschachen
Da es in der Region Langnau-Trubschachen damals an guten Ländlermusikanlässen mangelte, haben initiative Leute am 17. März 1982 den Ländlerfründeverein Trubschachen gegründet. Motiviert dazu wurden sie von einem erfolgreichen Ländlerkonzert, das 1981 zugunsten der Stiftung Hasenlehn – noch heute ist sie für Volkskultur und Brauchtum ein wichtiger Treffpunkt in der Region – organisiert wurde. Ursprünglich führte der Verein 12 Stammabende im Hotel Bahnhof und zusätzlich die Hasenlehen-Stubete durch. Seit nunmehr sechs Jahren finden die Konzerte jeweils am ersten Mittwoch des Monats (ausser Juli und August) im Bären statt. Noch immer ist es das Bestreben des Vereins, Ländlerkapellen aus allen Landesteilen in der Region vorzustellen und gleichzeitig auch unbekannten Formationen eine Auftrittsmöglichkeit zu bieten. Präsident Theo Rüegger freut sich: «Heute ist es einfacher geworden, arrivierte Formationen zu engagieren. Die Musikanten kommen deshalb gerne zu uns, weil sie hier ein Publikum finden, das mit Interesse gerne zuhört!» Die Mitglieder bezahlen einen bescheidenen Jahresbeitrag, wodurch sie nicht nur zu einem feinen Nachtessen an der Hauptversammlung, sondern auch zum Mitspracherecht in der Programmgestaltung kommen. Der Verein hat in den 34 Jahren seines Bestehens dafür gesorgt, dass allerlei Volksmusik im Emmental zu hören war. Es wäre ihm zu gönnen, wenn der leider auch schwindende Mitgliederbestand wieder etwas aufgestockt werden könnte.
Ländlerfründeverein Trubschachen
Postfach 60
3555 Trubschachen
Telefon Präsident 079 652 04 40
Kontakt
Fränzi und Urs Mäder-Künzi
Grubstrasse 1
3555 Trubschachen
Telefon 034 495 51 08