Im friedlichen Wettstreit
Alle Jahre wird die Schweiz im Juni zur grossen Festhütte. So auch dieses Jahr, wenn sich gegen 8’000 Aktive im Jodeln, Alphornblasen und Fahnenschwingen messen. In den zwei Jahren zwischen den ganz grossen Eidgenössischen Jodlerfesten finden die kleineren Unterverbandsfeste statt, denen der Ruf vorauseilt, die gemütlicheren Anlässe zu sein. Wangen an der Aare, Schötz und Yverdon sind die diesjährigen Gastgeber.
23.05.2018 | VON HANSPETER EGGENBERGER
Aus den Älplerfesten und Jodlerkonzerten Anfang des letzten Jahrhunderts entstand 1925 das erste Unterverbandsfest, nämlich jenes der Luzerner Jodler-, Fahnenschwinger- und Alphornbläservereinigung in Hergiswil. Schon damals wurden die Vorträge in Kampfberichten von Experten erklärt, um den Teilnehmenden eine Grundlage für ihre stetige Verbesserung bieten zu können. Nach der Gründung der regionalen Jodlerverbände, worin von Anfang an die drei Sparten Jodeln, Fahnenschwingen und Alphornblasen zusammengefasst wurden, wurden sie zu Unterverbänden des Eidgenössischen Jodlerverbandes EJV.
Drei Sparten
In der Schweiz kennen wir einerseits das Jodellied und andererseits den Naturjodel. Während der Naturjodel eine Melodie ohne Worte ist, hat das Lied mindestens drei Strophen, denen immer auch ein Jodel angehängt wird. Die echten Naturjodel sind nicht komponiert, sondern entspringen der spontanen Fantasie des natur- und meistens bergverbundenen Jodlers. Er wird deshalb vor allem im Appenzell, im Toggenburg, im Berner Oberland und in der Zentralschweiz sehr intensiv gepflegt. Die Darbietenden treten sowohl als Jodelchor, als Jodlergruppe, in Kleinformationen oder als Solisten auf. Auf dem Jurypodest sitzen drei Jurorinnen oder Juroren, die neben dem Gesamtausdruck jeweils eine Sparte des Gesangs bewerten. Die alphorn- und büchelblasenden Interpreten treten als Solisten, im Duo, Trio, Quartett oder in einer Gruppe auf und lassen sich ebenfalls von drei Juroren bewerten. Als Gruppe gilt eine Alphorn- oder Büchelformation mit mindestens fünf Bläsern oder Bläserinnen. Die mehrstimmigen Vorträge müssen mit Instrumenten in einheitlicher Grundstimmung dargeboten werden. Ausserdem müssen die Instrumente der Vortragenden – mit Ausnahme der Gewinde- oder Steckbuchsen beziehungsweise der Stimmzüge bei Bücheln – vollständig aus Holz hergestellt sein. Das gilt natürlich auch für die Mundstücke. Fahnenschwinger dürfen an Jodlerfesten ihre Darbietung nur mit der Schweizer- oder einer Kantonsfahne darbieten. Das Fahnentuch muss dabei mindestens 118 cm im Quadrat messen. Die Fahnenschwinger haben nebst dem Einzelauftritt auch die Möglichkeit, im Duo aufzutreten. Bei solchen Darbietungen werden nebst der Ausführung der üblichen Schwünge einander die Banner zugeworfen.
Viele Jodlerklubs führen die Teilnahme an Jodlerfesten als Ehrensache in ihrer Agenda, wobei das «Eidgenössische» jeweils das höchste Ziel ist. Zu diesen muss man sich jedoch qualifizieren, wozu eben die Unterverbandsfeste dienen. Aus diesem Grund sind die Jodlerfeste nicht nur gemütliche Vereinsausflüge und Kameradschaftspflege, sondern eben auch Pflichtprogramm. Die Vorbereitung des Wettvortrags begleitet das Jahresprogramm eines Vereins denn auch mehrere Monate vor einem Fest. Die Jodlerfeste wirken jedoch auch als hervorragende Propaganda für die Sparten des Jodlerverbandes, sind sie doch sehr wirksame Publikumsmagnete. Selbst das Schweizer Radio und Fernsehen strahlen in Direktübertragungen etliche Beiträge davon aus.
Erstes Fest: Wangen an der Aare
Der Kantonal-Bernische Jodlerverband BKJV besteht seit 1918 und steht heute unter dem Präsidium von Stephan Haldemann aus Signau. 1928 fand in Langenthal der erste Kantonale Jodlertag – der Vorläufer des heutigen Jodlerfests – statt. In diesem Jahr treffen sich die Berner in Wangen an der Aare zu ihrem 51. Fest. Unter dem Motto «Urchig u gmüetlich am Aarelouf» treffen sich dort vom 15. bis 17. Juni 2’300 Aktive, und die Organisatoren rechnen mit 30’000 Besuchern. Hinter dem Organisationskomitee stehen drei Vereine aus der Region, nämlich der Jodlerklub Heimelig Wangenried, der Jodlerklub Randflueh und die Trachtengruppe Wangen und Umgebung. Den öffentlichen Vorträgen am Freitag und Samstag kann im Salzhaus, in der neuen Turnhalle sowie in den reformierten und katholischen Kirchen zugehört werden. Die zum Teil akrobatischen Schwünge der Fahnenschwinger können gleichzeitig in der Militärhalle auf dem Waffenplatz mitverfolgt werden, die Alphorn- und Büchelbläser spielen derweil auf dem Areal des Waffenplatzes.
Daneben wird den Besuchern allerlei Sehenswertes und Unterhaltendes geboten, so eine Ausstellung von historischen Landmaschinen beim Festzelt auf der Allmend oder die Auftritte der Bechburg Musikanten und der Partyfomation «Miggu und Jöggu» am Freitagabend im Schlossgarten. Am Samstag werden, wie an einem Jodlerfest üblich, die Jodlerinnen und Jodler sowie Alphornbläserinnen und Alphornbläser mit spontanem Singen und Spielen für die passende Stimmung im Jodlerdorf zwischen Salzhaus und Pontonierhaus sorgen. Dort trifft sich das Jodlervolk, tauscht sich aus oder lässt sich in den Festzelten verwöhnen und unterhalten. Am Sonntagmorgen steht der Festakt im Zentrum, an welchem Bundesrat Guy Parmelain als Festredner zu hören sein wird. Am Sonntagnachmittag schliesslich wird der Umzug mit 49 Bildern einen glanzvollen Abschluss des Berner Fests bilden. Aufgrund der Grösse des Bernisch-Kantonalen Jodlerverbandes führt dieser zwischen den Eidgenössischen Festen jeweils zwei Unterverbandsfeste durch.
Zweites Fest: Schötz
Noch etwas festfreudiger zeigten sich in der Vergangenheit die Innerschweizer, führt doch der Zentralschweizer Jodlerverband ZSJV in diesem Jahr bereits sein 62. Fest durch. Der Verband wurde 1922 als Luzerner Jodler-, Fahnenschwinger- und Alphornbläservereinigung gegründet, welcher sich 1931 in ZSJV umbenannt hat. 1925 fand in Hergiswil sein erstes Fest statt. Heute leitet Richard Huwiler aus Ruswil die Geschicke des Verbandes. Die Zentralschweizer treffen sich vom 22. bis 24. Juni unter dem Motto «Zyt för Frönde» im luzernischen Schötz. Hier rechnen die Organisatoren mit 60’000 Besucherinnen und Besuchern. 3’000 Aktive werden in 572 Wettvorträgen ihre Klassierung absolvieren und auf die Selektion für das nächste Eidgenössische hoffen. Zwei Vereine aus der Gemeinde, nämlich der Jodlerklub Bärgglöggli Schötz und die Freunde alter Traktoren Schötz sind die Initianten und Trägervereine. Als Spezialität haben die Innerschweizer für ihr Fest vom Ufhuser Landwirten und Komponisten Josef Dubach ein Festlied schreiben lassen. Dank der verkehrsfreien Strassen entsteht auch in Schötz ein gemütliches Jodlerdorf, in welchem sicher viele Jodel- und Alphornklänge zu hören sein werden. Die Jodelvorträge werden in der Katholischen Pfarrkirche, in der Sporthalle Morgenweg und in zwei Turnhallen in der Hofmatt zu hören sein. Während das Alphorn- und Büchelblasen auf dem Fussballplatz Wissenhusen stattfindet, treffen sich die Fahnenschwinger in der Halle der Firma Bättig Holzbau. Im Rahmenprogramm werden die mitorganisierenden Oldtimer-Freunde alte Traktoren mit Anbau-Geräten, Einachser und altes Handwerk präsentieren. Natürlich wird in Schötz am Sonntag unter dem Motto «Bruchtum und Tradition verbindet» ebenfalls ein Festumzug mit 55 Bildern über die Strassen von Schötz gehen. Auch der ZSJV führt zwischen den Eidgenössischen Festen jeweils zwei Unterverbandsfeste durch.
Drittes Fest: Yverdon
Vom 29. Juni bis 1. Juli führen die Westschweizer ihr 29. Jodlerfest in Yverdon durch. Der 1937 gegründete Westschweizer Jodlerverband WSJV wird heute von Christian Venetz aus Saas-Grund geleitet. Bereits im Gründungsjahr organisierten die Westschweizer ihren ersten Jodlertag in Aigle. In Yverdon werden unter dem Motto «Zauber unserer Traditionen» 30’000 Besucher erwartet, 2’500 Aktive sind angemeldet, die am südlichen Endes des Neuenburgersees im Kanton Waadt den Juroren ihre 380 Darbietungen präsentieren werden. Daneben werden die Gassen im Herzen der Stadt, der Folkloremarkt und die Restaurants zum klingenden und feiernden Festzentrum. Hinter dem Organisationskomitee stehen vier Vereine, nämlich die Groupe Cors des Alpes du Nord Vaudois, der Club des Yodleurs Edelweiss, La Sagne, der Jodlerclub Echo du Gros-de-Vaud und der Jodlerklub Juraglöggli Orbe. Der offizielle Festakt vom 1. Juli beginnt um 9 Uhr mit einem ökumenischen Festgottesdienst am Fusse des mittelalterlichen Schlosses. Die Festrede wird Frau Bundesrätin Simonetta Somaruga halten, und mit einem farbenfrohen, volkstümlichen Umzug durch das historische Zentrum der Stadt und Gesang und Musik wird das Fest am Nachmittag ausklingen.
Feste 2019 und 2020
Gegen 8’000 Aktive werden in diesem Jahr also nicht nur ihr eigenes Fest besuchen, sondern auch um die Qualifikation für das nächste Eidgenössische antreten. Dieses findet vom 26. bis 28. Juni 2020 in Basel statt. Im 2019 werden aber nochmals vier Unterverbandsfeste stattfinden, das zweite des BKJV vom 14. bis 16. Juni 2019 in Brienz, dasjenige des Nordostschweizer Jodlerverbandes NOSJV vom 21. bis 24. Juni 2019 in Winterthur-Wülflingen, das zweite des ZSJV vom 23. bis 30. Juni 2019 in Horw und schliesslich das Fest des Nordwestschweizerischen Jodlerverbandes NWSJV vom 5. bis 7. Juli 2019 in Mümliswil.
Wangen an der Aare BE
51. Bernisch-Kantonales Jodlerfest
15. bis 17. Juni 2018
Festmotto
Urchig u gmüetlich am Aarelouf
Organisierende Vereine
Jodlerklub Heimelig Wangenried
Jodlerklub Randflueh Wiedlisbach
Trachtengruppe Wangen und Umgebung
Schötz LU
62. Zentralschweizerisches Jodlerfest
22. bis 24 Juni 2018
Festmotto
Zyt för Frönde
Organisierende Vereine
Jodlerklub Bärgglöggli Schötz
Freunde alter Traktoren Schötz
Yverdon-les-Bains VD
29. Westschweizer Jodlerfest
29. Juni bis 1. Juli 2018
Festmotto
Zauber unserer Traditionen
Organisierende Vereine
Groupe Cor des Alpes du Nord Vaudois
Club des Yodleurs Edelweiss, La Sagne
Jodlerclub Echo du Gros-de-Vaud
Jodlerklub Juraglöggli Orbe