Familienquartett Mutzner
Im Bernbiet gibt es diverse Jodelkleinformationen. Die meisten davon stammen aus dem Umfeld von Jodelklubs. Eine andere Schiene sind jene Formationen, die aus familiären Verbindungen stammen. Dass jedoch eine ganze Familie mit Eltern und Töchtern gemeinsam auftritt, ist eher eine Seltenheit, die sich bei der Emmentaler Familie Mutzner erfüllt. Ganz neu sind sie auf einer eigenen CD zu hören.
Das Singen mit viel Gefühl ist ihr Markenzeichen. Das Gefühl füreinander ist als Familie gegeben und die Arbeitsumgebung der Eltern Margreth und Marco Mutzner erfordert soziales Engagement und somit auch Gefühl für Mitmenschen. Darf man bei Diskussionen im Kreis der Jodelfamilie dabei sein, so spürt man durchaus klare Positionen, aber gleichzeitig auch gefühlvollen Umgang. Und irgendwie verfällt man beim Zuhören ihres Gesangs der Meinung, dass man alle diese Attribute auch hört. Mutzners sind darüber hinaus aber keine Powerfamilie, in welcher nur das Streben nach musikalischem Erfolg im Vordergrund steht. Hingegen kann man neben vier Talenten auch eine gesunde Portion Willen zur Perfektion feststellen. Das Singen ist bei ihnen über viele Jahre kontinuierlich gewachsen. «Mit unserer CD wollten wir für uns auch ein Dokument schaffen, das die schöne Zeit, die wir miteinander erleben, für immer auch akustisch festhält», erklärt Margreth. «Wenn wir damit auch anderen eine Freude bereiten können, erfüllt uns das mit Freude, Dankbarkeit und auch ein bisschen Stolz!»
Margreth ist in der Bauernfamilie Hänni oberhalb von Mittelhäusern, einem Dorf zwischen Bern und Schwarzenburg, als älteste Tochter zusammen mit vier Geschwistern aufgewachsen. Das Jodeln war durch ihren Vater, der bei den «Länggass-Jodlern» und zusammen mit seinem Bruder im Duett gesungen hat, stark präsent. Auf dem Feld und im Haushalt sang ihre Mutter mit den Kindern oft. Jodellieder der einschlägigen Berner Komponisten von Jakob Ummel über Adolf Stähli bis zu Ernst Sommer konnten sie jederzeit singen. An Jodelfesten waren die Hänni-Mädchen in ihren hübschen Trächtli und mit Blumenkorb ein vielbeachtetes Kinderpaar.
In der Landjugend funkte es …
Musikalisch spielte sie die obligatorische Blockflöte und genoss auch einige Klavierstunden. Nach der Schulzeit aber war diese Ära vorbei und vorderhand wollte Margreth, die damals ins Welschlandjahr zog, auch nichts mehr vom Jodeln wissen. Anschliessend liess sie sich zur Hebamme ausbilden und arbeitete dann als solche im Spital. Zur gleichen Zeit lernte sie einen Bündner Burschen kennen, der nach der Ausbildung zum Landwirt im Bernbiet als Betriebshelfer tätig war. Marco, der in Maienfeld zwar nicht in einer Bauernfamilie aufgewachsen war, hingegen oft bei seinem Onkel in der Nachbarschaft auf einem Bauernhof geholfen hatte, war vom Metier begeistert. In der Landjugend lernte er Margreth kennen, was letztlich im Mai 1988 zur Hochzeit führte. Zunächst in Jegenstorf und bald in Koppigen fand das Paar ein neues Heim und gründete eine Familie, aus welcher Sohn Patrick sowie die Töchter Flurina und Seraina hervorgingen. Marco hatte den Wunsch, in den Jodlerklub Koppigen einzutreten. Dadurch erwachte auch bei Margreth wiederum die Freude am Jodeln und schon bald stand sie in den Reihen des Jodlerklubs Koppigen.
Das war die Initialzündung zum gemeinsamen Singen als Paar und letztlich auch innerhalb der Familie. Wichtig war damals der Bezug zu ihrem Dirigenten Hannes Fuhrer, der ihnen viel Basiswissen im Umgang mit der Stimme vermittelte. Da dieser damals aus gesundheitlichen Gründen nicht immer die Proben leiten konnte, übernahm Margreth jeweils diese Aufgabe. Damit sie sich dafür das fundierte Wissen aneignen konnte, besuchte sie die Dirigentenkurse, worauf sie den Klub fix übernehmen konnte.
Flurina und Seraina waren noch kleine Mädchen im Alter von fünf und sieben Jahren, als sie ins regionale Kinderjodelchörli «Jungjutzerli Untere Emme» eintraten. Natürlich bekamen sie viel Unterstützung durch ihre Mutter, die sie jeweils zu den Proben begleitete. Bald schon half sie der Gründerin und Leiterin Margrith Bachmann bei ihren Arbeiten, was letztlich zur Übernahme des Chörlis als Dirigentin führte. Die Mädchen sangen auch im Duett und wurden darin von der Dirigentin zusätzlich unterstützt. Später kamen die Nachwuchsjodel-Wettbewerbe, bei welchen sie sehr erfolgreich teilnahmen. In dieser Zeit begann das Quartett zunächst drei-, dann vierstimmig zu singen. Neben den Jodelkursen im Bernisch-Kantonalen Jodlerverband (BKJV) sangen sie im Vorfeld von Jodelfestauftritten auch Jodelexperten wie Stephan Haldemann, Peter Künzi und Marie-Theres von Gunten vor und profitierten von deren zusätzlichen Inputs. Bei Marie-Theres von Gunten besuchte Margreth dann auch ein Jahr lang Privatstunden.
Neues Zuhause im Emmental
Im Jahr 2001 zog die Familie Mutzner aus beruflichen Gründen nach Emmenmatt in die Nähe von Langnau im Emmental. Marco trat damals in die Geschäftsleitung der Heimstätte Bärau ein. Schon ein Jahr später klopfte der Jodlerklub Röthenbach bei Margreth an. Nach anfänglich noch zweigleisigem Verlauf gab sie schliesslich ihre Aufgabe beim Klub in Koppigen auf. Auch Marco trat später in den Jodlerklub Röthenbach über, und mittlerweile fühlen sie sich in der Gegend im tiefen Emmental sehr heimisch. Dort betreibt Margreth ihre private Gesundheitspraxis und noch immer ist sie leidenschaftliche Hebamme in der nahen Umgebung. In verschiedenen Formationen vom Duett bis Quartett tritt die Familie immer wieder an Unterhaltungsabenden von Trachtengruppen und Jodlerklubs auf, singen bei Geburtstagsfeiern oder auch bei Altersanlässen. Flurina ist mittlerweile mit ihrem Ehemann im Berner Oberland zuhause. Noch immer engagiert sie sich in der Jodlerszene, ist Jodlerin im Jodlerklub Erlenbach und eine der Leiterinnen des Nachwuchskurses im Bernisch-kantonalen Jodlerverband. Nach ihrem Anliegen in Sachen Jodeln gefragt, sagt Margreth: «Ich bin in der Musik sehr offen, singe auch gerne in einem Gospelchor. Das Tragen der Tracht hingegen hat mit meinem Gefühl zur Tradition zu tun und deshalb trage ich diese nur bei echten Jodelliedern!» Die Liebe zur Natur und zu den Tieren darf als gemeinsame Leidenschaft der Familie gesehen werden. Gerne macht Marco mit seiner Frau ein Fährtchen mit dem Töff, und auch Flurina hat den Töff als Freizeitbeschäftigung entdeckt. Neben dem Singen erfüllt sie in der Freizeit auch das Fotografieren und kreative Schaffen. Ein fast extremer Tierlinarr ist Seraina. Die gelernte Landwirtin sammelt gegenwärtig an verschiedenen Stellen Erfahrungen, die ihr den definitiven Weg ins Berufsleben öffnen sollen. Ein beliebter Aufenthaltsort der Familie ist ihre Alphütte oberhalb von Brienzwiler, wo sie gemütliche Stunden, das Leben in der Bergwelt sowie das gemeinsame Singen vereinen können.
Mutzners Aussagen
Margreth Mutzner:
«Das Singen und Jodeln bedeutet für mich Gemeinschaft. Es verbindet, öffnet die Herzen, befreit und ist Balsam für die Seele! Meine Hobbys sind Wandern in den Bergen, Velofahren sowie Töfffahren auf dem Soziussitz von Marco.»
Marco Mutzner
«Jodeln heisst für mich präsent sein, einander zuhören, sich füreinander Zeit nehmen, Harmonie suchen und finden, Freude verspüren, Glücksmomente teilen, Verbundenheit wahrnehmen, Gemütlichkeit erleben, Zufriedenheit empfinden, Dankbarkeit fühlen, Fröhlichkeit ausdrücken und Freundschaft leben.»
Flurina Mutzner:
«Jodeln bedeutet für mich gemütliches, urchiges Beisammensein, zusammen Erleben, Freude schenken und teilen, wunderbare Kontakte knüpfen und pflegen sowie das Brauchtum leben und weiterleben lassen. Singen befreit und tut ganz einfach im Herzen gut. Ich bin dankbar dafür, dass ich ‹singe u jutze› darf und möchte es niemals missen!»
Seraina Mutzner:
«Das Jodeln bedeutet mir viel, da es mich durchs Leben begleitet seit ich denken kann. Es ist schön, wenn wir mit unserem Gesang anderen Menschen Freude bereiten können!»
Aktuelle CD
Kontakt
Margreth und Marco Mutzner
Brüggschachen 3
3543 Emmenmatt
Telefon 034 402 12 54
23.11.2015