Franziska Reber-Stettler
Seit über einem Vierteljahrhundert steht Franziska Reber-Stettler mit viel Herzblut auf der Volkstanzbühne und engagiert sich auch hinter den Kulissen für ihr geliebtes Hobby. Nun steht heuer mit dem Unspunnenfest ein Grossanlass vor der Türe, für den sich die Emmentalerin als Geschäftsleitungsmitglied der Schweizerischen Trachtenvereinigung seit über zwei Jahren einsetzt.
23.01.2017 | VON STEFAN SCHWARZ
Als jüngster Spross einer fünfköpfigen Familie bekam Franziska Reber-Stettler schon in jungen Jahren einen Einblick in verschiedene bereichernde Vereinsaktivitäten. Ihr Vater und die beiden älteren Brüder waren und sind als Blechbläser im Blasmusikbereich aktiv und Franziska versuchte sich im Schulalter während rund vier Jahren als Klarinettistin. Noch mehr als das aktive Musizieren faszinierte sie jedoch die tänzerische Umsetzung von musikalischen Klängen. Dies kam nicht von ungefähr, denn schon Franziskas Mutter war von jung auf mit dem Volkstanz verbunden und steckte als Aktivmitglied der Trachtengruppe Burgdorf insbesondere ihre Tochter mit dem besonderen Volkstanzfieber an. Franziska erinnert sich noch bestens, wie sie als 4-jähriges Mädchen erstmals ins Kindertanzen gehen durfte und später auch ihre fast erwachsenen Brüder mit ihren Partnerinnen an einem Kurs der Trachtengruppe Burgdorf mit den wichtigsten Tanzschritten vertraut gemacht wurden.
Während die Brüder langfristig lieber selber Musik machten, fand Franziska definitiv am Volkstanz Gefallen und wurde von ihrer Mutter schon in der neunten Klasse mit an die wöchentlichen Proben genommen. «Meine Mutter hatte im Laufe der Jahre fast jedes Amt im Vorstand inne und wirkte in der für mich prägenden Zeit als Tanzleiterin», blickt Franziska dankbar zurück und ergänzt: «Damals musste ich wegen meines Alters nach der Tanzprobe noch direkt nach Hause, aber beim Bräteln oder anderen geselligen Vereinsanlässen durfte ich den kameradschaftlichen Zusammenhalt schon früh erfahren.»
Der Schritt über die eigenen Vereinsgrenzen hinaus
Weil die Trachtengruppe Burgdorf seit jeher grosses Interesse an eidgenössischen Anlässen wie Tanzfesten, Chortreffen oder Unspunnen zeigt, kam Franziska Reber-Stettler bald schweizweit mit Gleichgesinnten in Kontakt und fand immer wieder neue Motivation für das Wirken auf der Volkstanzbühne. Dieses spürbare Feuer führte dazu, dass Franziska im jungen Alter von 24 Jahren zur Regionaltanzleiterin Emmental berufen wurde. Die damit verbundenen neuen Aufgaben sowie die vermehrte Präsenz in der Öffentlichkeit waren lehrreich und bereichernd, riefen gleichzeitig aber auch Neider auf den Plan. Franziska liess sich von zeitweiligem Gegenwind im Laufe der Jahre immer weniger aus dem Kurs bringen und ging ihren Weg dank guter Basis im eigenen Verein und freunschaftlichen Verbindungen im ganzen Land unbeirrt weiter. Besonders bereichernd waren ab 1994 die Teilnahmen an der alle drei Jahre stattfindenden Brauchtumswoche in Fiesch, wo Franziska alsbald auch mit organisatorischen und leitenden Funktionen betraut wurde.
Die diversen Aktivitäten ausserhalb der Trachtengruppe Burgdorf hielten Franziska Reber jedoch nie davon ab, sich auch im eigenen Verein zu engagieren. So übernahm sie vor elf Jahren die Kindertanzgruppe und seit rund fünf Jahren leitet sie aufgrund einer Vakanz nun auch die Tanzgruppe der erwachsenen Kolleginnen und Kollegen. Diese Doppelcharge hat sich in der letzten Zeit als positiv erwiesen, denn der Schritt von Kindern und Jugendlichen zu den «Grossen» kann so von der Tanzleiterin ganz sanft und nachhaltig eingeleitet werden. «Doch auch wenn unser Verein dank aktiver Nachwuchsförderung etwas verjüngt werden kann, bleibt unter dem Strich halt doch ein Altersdurchschnitt von rund 65 Jahren», sinniert Franziska Reber nachdenklich und berichtet, dass man in einem Verein die Bedürfnisse der jungen und der älteren Mitglieder nur schwer auf einen Nenner bringen kann. Zur zusätzlichen Motivation der jüngeren und beweglicheren Mitglieder pickt die Tanzleiterin heute ungeniert auch einmal ein Grüppli aus dem Verein heraus und stellt dieses einer zusätzlichen tänzerischen Herausforderung: «Dies sorgte anfänglich auch für böses Blut, aber mittlerweile hat der ganze Verein Verständnis für mein Handeln und unterstützt die Förderung unseres Nachwuchses».
Im OK Unspunnenfest
Das grosse Engagement von Franziska Reber im Dienst der Sache blieb natürlich auch der Schweizerischen Trachtenvereinigung (STV) nicht verborgen. Immerhin arbeitete die Emmentalerin in der Brauchtumswoche Fiesch mehrmals Hand in Hand mit dem langjährigen STV-Geschäftsleiter Johannes Schmid-Kunz und gehörte dort der gleichen Arbeitsgruppe an wie Urs Nufer, der den Kanton Bern mehrere Jahre lang auf nationalem Tanzparkett vertrat. Einige Zeit bevor dieser wegen statutarisch festgelegter Amtszeitsbeschränkung aus der Geschäftsleitung der Trachtenvereinigung ausscheiden musste, wurde Franziska Reber offiziell als potentielle Nachfolgerin angefragt. Zuerst hatte die Familienfrau aus dem emmentalischen Heimiswil diese Idee innerlich verworfen und am Telefon nur pro forma eine Bedenkfrist ausbedungen. Nach diversen Gesprächen mit Familie, Freunden und diversen Chargierten der Szene wuchs jedoch das Interesse an dieser verantwortungsvollen Aufgabe und seit 2014 stellt Franziska Reber ihr breites Wissen in Sachen Volkstanz und Trachtenwesen in den Dienst der Schweizerischen Trachtenvereinigung und geniesst dort grosse Akzeptanz. Zum einen wurde ihr die Arbeitsgruppe Ausbildung und Kurse anvertraut und zum anderen nahm die Berner Vertreterin im Auftrag des STV auch Einsitz im Organisationskomitee des heuer stattfindenden Unspunnenfestes. Weil in der Arbeitsgruppe zwischenzeitlich alle anstehenden Aufgaben abgearbeitet sind, steht nun ganz klar das Unspunnenfest im Zentrum der Arbeiten. Das Schweizerische Schwing-, Trachten- und Alphirtenfest findet vom 26. August bis 3. September in Interlaken statt und Franziska Reber ist seit vielen Monaten quasi der Dreh- und Angelpunkt zwischen dem OK und der Trachtenvereinigung, welche grösster Verbandspartner der Veranstaltung ist.
Im Einklang mit der Familie
Der nebenbei entstandene Arbeitsaufwand von rund 30 Prozent, veränderte Bedürfnisse von Seiten der zwei halbwüchsigen Kinder und weitere Gründe haben Franziska Reber vor knapp zwei Jahren dazu bewogen, ihren Teilzeitjob bei einem Augenarzt aufzugeben und ihre Kräfte im Einklang mit der ganzen Familie neu zu bündeln. «Dies hat sich gelohnt», erzählt Franziska Reber strahlend und ist dankbar, dass sie neben ihren geliebten Aufgaben für die Volkstanzszene heute im und ums Haus mehr Zeit aufwenden kann. «Dazu gehören auch ausgiebige Spaziergänge mit der Hündin Naila, ein gemütlicher Schwatz mit Einheimischen oder die nötige Zeit, um den Kindern beim Lösen von schwierigen Hausaufgaben zu helfen», betont die aufgestellte Emmentalerin, die sich gleich selber schmunzelnd als Landei und Hausmütterchen bezeichnet.
Ein Wiedereinstieg ins Berufsleben ist für Franziska Reber derzeit kein Thema, zumal der Informatikjob von Ehemann René nicht zwingend ein Zusatzeinkommen erfordert. «Sobald jedoch das zeitintensive Unspunnenfest vorbei ist und die Kinder später möglicherweise in Burgdorf zur Schule gehen, kann sich beruflich allenfalls schon wieder etwas verändern», lässt die stets für neue Herausforderungen zu habende Volkstänzerin alle Optionen offen: «Aber bis es soweit ist, könnte ich ja auch mal wieder etwas nähen, ein Buch lesen oder mit der ganzen Familie eine tolle Wanderung unternehmen!»
Franziska Reber-Stettler
Geburtsdatum
4. September 1975
Wohnort
Heimiswil
Familie
Verheiratet mit René und Mutter von Fabian (12) und Alisha (10).
Beruflicher Werdegang
Die gelernte Drogistin absolvierte nach einigen Jahren Berufserfahrung eine Weiterbildung zur Arztsekretärin, unterstützte in der Folge rund fünf Jahre lang einen Arzt im Spital Belp und assistierte diesem auch bei chirurgischen Eingriffen. Nach einer Kinder-pause arbeitete Franziska Reber bis vor knapp 2 Jahren zu 30 % bei einem Augenarzt. Derzeit ist sie mit Familie und ihrem Engagement im Volkstanzbereich ausgelastet.
Auf der Volkstanzbühne
Schon im Kindesalter machte Franziska Reber-Stettler dank ihrer Mutter bei der Trachtengruppe Burgdorf und Umgebung mit. 24-jährig wurde sie zur Regionaltanzleiterin Emmental berufen und übte dieses Amt 6 Jahre lang aus. 2004 übernahm sie die Kindertanzgruppe der Trachtengruppe Burgdorf und seit fünf Jahren leitet sie auch die Erwachsenengruppe. Das stete Interesse am Volkstanz und der geschätzte Austausch mit Gleichgesinnten führt die Emmentalerin seit 1994 alle drei Jahre an die Brauchtumswoche Fiesch, wo sie während drei Auflagen als Verantwortliche fürs Tanzen und das Tanzleiterteam in der Arbeitsgruppe amtete. Seit 2014 bringt sich Franziska Reber in der Geschäftsleitung der Schweizerischen Trachtenvereinigung (STV) ein und wirkt in dieser Funktion unter anderem als Verbindungsperson zum bevorstehenden Unspunnenfest 2017.
Persönlich
Mein Sternzeichen
Ich sehe mich als typische Jungfrau; oftmals pingelig, im Umgang mit Menschen aber hilfsbereit und friedliebend.
Mein Charakter
Ich bin eine ausgeglichene Person, aber zwischendurch hört man mich auch mal «e chli chifle». Ungerechtigkeit ist mir ein Greuel und wenn ich mich selber im Recht sehe, dann stehe ich vehement dafür ein.
Meine Heimat
Heimat ist dort, wo ich mich wohlfühle: Zum Beispiel zuhause im Emmental oder auch anderswo in einer schönen Schweizer Gegend.
Mein Spieltrieb
Gesellschaftsspiele werden bei uns in der Familie regelmässig gespielt und auch für einen Jass bin ich zu haben. Mit Computergames auf dem Handy oder Aktivitäten mit der Wii-Konsole kann ich hingegen weniger anfangen. Da reut mich die Zeit dafür und ich schaue mir lieber einen Film an.
Meine Sportaktivitäten
Meine sportlichen Aktivitäten beschränken sich aufs regelmässige Tanzen im Verein sowie die täglichen ausgiebigen Spaziergänge mit unserem Hund. Wanderungen mit der Familie oder gelegentliches Schwimmen, Ski- oder Velofahren könnte man hier allenfalls auch noch ins Feld führen.
Meine Tiere
Als Kind hatte ich ein Meerschweinchen. Unsere Familienhündin – ein so ge-nannter Toller (= kleinste Retriever Rasse «Nova Scotia Duck Tolling Retriever») – gehört eigentlich meinem Mann. Naila ist für mich mittlerweile ein Therapiehund, denn auf unseren gemeinsamen Unternehmungen kann ich prächtig abschalten.
Meine digitale Welt
Ich schätze SMS oder E-Mails, da man so zu jeder Tages- oder Nachtzeit auch von unterwegs gewisse Pendenzen abarbeiten kann. Ich «töggele» aber nicht ständig und an jeder Sitzung am Handy herum, auch wenn ich meine Agenda samt Familienplanung längst in digitaler Form führe.
Meine Zukunft
Vereins- und verbandsmässig durfte ich schon alles durchleben und erreichen. Ein grosses Ziel für mich ist es, den aktuellen Vereinsnachwuchs sowie weitere Kinder und Jugendliche langfristig für den Volkstanz motivieren zu können.
Kontakt
Franziska Reber-Stettler
Brühlfeld 2
3412 Heimiswil
Telefon 034 461 46 69
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