Geris Ländlertipp vom 20. Juli 2016

Schneeball-System im Sommer

Aus über 150 altbekannten Schottisch-Melodien wie Zugerbergholzer (Dolfi Rogenmoser), Stollberg-Schottisch (Kaspar Muther), Schneehäsli (Franz Schmidig),  S Toggeburg ab (Walter Grob), Gyrs Wunsch (Toni Bürgler), Bockbier-Schottisch (Hans Aregger), Rigitüüfel (Res Gwerder) Chnuppesager (Arthur Brügger), Toggenburger Grüessli (Willi Valotti) usw. haben 100 ausgewählte Personen vor drei Jahren ihre persönliche Schottisch-Rangliste zusammengestellt. Die Auswertung ergab, dass das Urnerbode-Kafi (Kurt Albert) und die Steiner Chilbi (Jost Ribary) die Hit-Liste der zehn beliebtesten Schottisch-Melodien anführen. Die nächsten Plätze: En urchige Muotathaler (Fredy Zwimpfer), Ueli Schottisch (Ueli Martinelli), Roman fährt Automobil (Kasi Geisser), Waldvogel Schottisch (Carlo Brunner), Im Örgelihus (Ernst Jakober), Klänge vom Pilatus (Heiri Meier), Gluck-Gluck-Schottisch (Chaschbi Gander) und Metzgers Märtel (Carlo Brunner).

Wer waren die 100 Personen, fragte ich mich dieser Tage. Und – wer überhaupt lancierte diese Erhebung? Vielleicht die SUISA, die Genossenschaft für Urheber (Komponisten) und Verleger von Musik? Die Suche nach Erstellern von Hitlisten im Internet sowie Recherchen samt Telefonaten bei und mit dieser SUISA zeigen erstaunliche Resultate. Die Genossenschaft führt tatsächlich Listen in von ihr selber so bezeichneten Verteilungsklassen. Eine Art Hitlisten in verschiedenen Musikstilen also. Da gibt es alles: Klassik, Rock, Pop, Jazz. Im Volksmusikbereich Blasmusik, Jodel, Chöre verschiedenster Gattungen. Auch Hitlisten nach meistverkauften Tonträgern (Bligg, DJ Antoine, Gölä und folgende). Eine Verteilungsklasse und damit auch nur annähernd eine Hitliste für Ländler oder Schottisch, wird bei der Suisa allerdings nicht geführt. «Kennen wir bei uns nicht» sagt Wolfgang Rudigier, zuständiger Abteilungsleiter beim Institut.

Hallo! Keine Quelle also, welche die Existenz der meist gespielten Titel der Ländlermusik belegt? Kein quasi offizieller und gar empirisch belegter Beweis dafür also, dass Steiner Chilbi und Urnerbode-Kafi tatsächlich die beliebtesten Kompositionen der Ländlermusik-Literatur sind, was ich ihnen sowohl als Titel wie auch als Melodie selbstverständlich durchaus gönne?

Da staunt der Laie und fragt sich, weshalb die beiden gehörfälligen Tänze beim Publikum dann eine so starke Präsenz einnehmen? Will man mit ihnen, von deren Existenz man weiss (weil ja alle von ihnen reden), in Ländlerkreisen halt einfach Kompetenz markieren? Vielleicht. Und warum auch nicht. Immerhin soviel! Nur: Ich begründe die genannten Titel in aller Munde eher mit dem Schneeball-System, das auch hier offensichtlich seit Jahren rollt und auch im Sommerloch wirkt.

Und wo gibts Live-Musik? Im ganzen Lande natürlich, was die Online-Agenda von Land&Musig unter beweis stellt?

Geris Ländlertipp mit vielen aktuellen Ausgehtipps gibt es jeweils auch akustisch auf www.radiotell.ch