Geris Ländlertipp vom 8. November 2017
Wenn der Nötzli mit dem Röbi
In einer Reportage von Markus Brülisauer (Leiter «Haus der Volksmusik» in Altdorf) über den «Chlefeli-Bauer» und Brauchtumskenner Röbi Kessler aus Schwyz, gewährt dieser Einblick in sein Hobby. Kessler erlernte den Umgang mit den kleinen Holzplatten bereits in der Schule. Genau so, wie es in Schwyz und den Nachbargemeinden nach wie vor üblich ist. «Jedes Jahr gehen Vorstandsmitglieder des Vereins «S Chlefele läbt» in die Schulklassen und zeigen den Kindern, wie man die Hölzer richtig zum Klappern bringt», erzählt Röbi Kessler.
«Seit 1964 (!) findet immer eine Woche vor Karfreitag das Priis-Chlefele statt. Zirka 250 Kinder, Jugendliche und Erwachsene «chlefelid» dabei um die Wette. Auch die drei besten der Schülerkategorien nehmen am Final teil und zeigen ihr Können. Wie schon seit Jahrzehnten erhalten alle Teilnehmer ein Paar Wienerli, ein Stück Brot und einen Trostpreis. Die drei Erstplatzierten werden mit schönen Preisen belohnt», erzählt Röbi Kessler nicht ohne Stolz über das nach wie vor lebendige Brauchtum. Er betont aber auch, dass eine Weiterentwicklung durch die Kinder selbst laufend passiere. So würden heute ganze Choreographien zu traditionellen Melodien einstudiert. Rhythmische Muster, wie sie in ähnlicher Form auch von Tambouren getrommelt werden, zählen zum traditionellen Repertoire der Schulkinder in Schwyz.
Kessler hat nicht nur unzählige Schülerinnen und Schüler in die Kunst des Chlefeli eingeführt. Es gelang ihm, auch Lehrer, die Volksmusik-Weiterbildungskurse besuchten, mit dem Chlefeli-Virus zu infizieren. Erst im 20. Jahrhundert wurden die Chlefeli auch als Begleitinstrument zur Volksmusik eingesetzt. «Beim Spielen sollen die Chlefeler und auch die Löffeler aber bitte Rücksicht auf die Musikanten nehmen», mahnt Röbi Kessler schmunzelnd: «Weniger ist nämlich manchmal mehr!»
Am kommenden Sonntag finden in der Pfarrkirche Nuolen SZ um 9 und 11 Uhr die volkstümlichen Gottesdienste statt, die von Bewohnern des Behinderten-Wohnheims Höfli in Wangen mitgestaltet werden. Pater Robert (und damit Röbi im Titel) Camenzind hält die Gottesdienste, welche von der Ländlerkapelle Walter Hegner/Franz Schmidig und dem Nachwuchs-Jodlerchörli March musikalisch umrahmt werden. Auch Julius Nötzli lässt seine Chlefeli erklingen. Bei Julius Nötzli heissen die allerdings Chlötzli. Sie sind jedoch von selbiger Gattung, wie jene von Chlefeli-Pater Röbi Camenzind, der ebenfalls zu seinen Holzinstrumenten greift und wahrscheinlich wie Nötzli solo, mit Sicherheit aber auch im Duett mit Julius zu hören sein wird.
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