Gupfbuebä

30 Jahre im Ländlerfieber

Die Gupfbuebä sind bei Fans des konzertanten Innerschweizerstils längst ein sicherer Wert. Virtuosität, Präzision, tänzige Musik und Stiltreue sind passende Prädikate für die vier Vollblutmusiker, die sich mehrheitlich seit ihrer Kindheit kennen. Jetzt feiern sie den 30. Geburtstag ihrer Kapelle.

Dani Häusler, Jörg Wiget, Ueli Stump und Dominik Lendi sind Namen, die auf verschiedenen Musikbühnen über einen im wahrsten Sinne des Wortes klingenden Namen verfügen. Sind ihre Vorlieben in der Musik auch unterschiedlich, so vereinen sie sich in der Leidenschaft zum konzertanten Innerschweizerstil, in welchem alles seinen Anfang nahm.

Buebekapelle
Beim Jahreskonzert der Feldmusik Unterägeri im Januar 1986 begann die Karriere des damals 12-jährigen Dani Häusler, seines zwei Jahre älteren Kameraden Jörg Wiget und des 13-jährigen Dominik Lendi. Als Publikumsüberraschung spielten die drei jungen Musikanten eine eigene Interpretation des Waldvogel-Schottisch von Vorbild Carlo Brunner. Sie merkten sofort, dass das gemeinsame Musizieren nicht nur eine Eintagsfliege sein wird. Dani wuchs «im Gupf» in Unterägeri auf, der dann auch gleich als Kapellennamen diente. Die Musikanten nutzten fortan jede Gelegenheit zum gemeinsamen Üben und galten bald als Ausnahmetalente, die an die 40 Auftritte im Jahr hatten. Einer der ersten Förderer war Sepp Trütsch, der ihnen schon früh zu einem Fernsehauftritt verhalf. Ihm imponierte nicht nur ihr Fleiss und das dadurch erreichte Können, sondern in erster Linie ihre bereits damals spürbare Spielfreude. Natürlich wurde der in Oberägeri wohnende René Wicky – Szenenkenner, Musikproduzent und Akkordeonist in der Kapelle Jost Ribary – auf die jungen Talente aufmerksam. Schon ein Jahr nach der Gründung erschien deshalb die erste Schallplatte. Weil sie sich damals nicht vorstellen konnten, ein Leben lang als Buebe aufzutreten, nannten sie sich – auch den Gepflogenheiten der Innerschweizer Bläserkapellen folgend – fortan Kapelle Dani Häusler. Der Hunger nach mehr war bei den jungen Männern natürlich noch nicht gestillt, hatten sie doch gemerkt, dass die Musikwelt für sie auch eine Berufung war. Um weiterkommen zu können, mussten sie sich weitere Felder eröffnen, in andere Musikstile vordringen, diese erkunden und ausprobieren. Ausserdem wollten sie sich mit fundierten Ausbildungen nicht nur eine gute Basis für das musikalische Schaffen, sondern auch für ihre zukünftige Existenz sichern. Sie gingen ihre eigenen Wege und merkten, dass sie sich den neuen Herausforderungen stellen wollten. Die Kapelle Dani Häusler hatte darin kaum mehr Platz, waren doch in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens viele Ziele erreicht und die Entwicklungsmöglichkeiten ausgeschöpft worden.

Ausbildungswege
Dani Häusler absolvierte ab 1989 das Klarinettenstudium bei Gian-Battista Sisini am Konservatorium Luzern, wo er 1994 das Lehr- und 1996 das Konzertdiplom erlangte. Ab dem Jahr 1997 spielte er regelmässig zusammen mit seinem Wegbegleiter Markus Flückiger. Mit den Formationen Pareglish und Hujässler mischte er die Schweizer Volksmusik auf und beeinflusste sie nachhaltig. Mittlerweile ist Dani Häusler als Berufsmusiker und als Radiomoderator in und um die Schweizer Volksmusik aktiv. Mit der SRF Huusmusig war er ausserdem an vielen Samstagabenden im Schweizer Fernsehen zu sehen, wodurch er auch ausserhalb der Volksmusikszene grosse Bekanntheit erlangte. Seine Lehrtätigkeiten übt er vor allem an verschiedenen Musikschulen, am Haus der Volksmusik in Altdorf und an der Hochschule Luzern Musik aus.

Jörg Wiget, der westlich von Zug in Hünenberg aufgewachsen war, liess sich nach der Schule zum Akkordeonlehrer ausbilden. Eine Weiterbildung zum Dirigenten absolvierte er am Hohner-Konservatorium im deutschen Trossingen. 2002 erlangte er am Konservatorium Schaffhausen das Lehrdiplom für Akkordeon. Nebst seiner Lehrtätigkeit im Fach Akkordeon an der Musikschule Unterägeri leitet er das Akkordeon-Orchester und das Schülerensemble im Aegerital und spielt bei verschiedenen Formationen als Akkordeonist mit.



Der in Unterägeri aufgewachsene Dominik Lendi studierte Kontrabass bei Yoan Goilav und Ovidiu Badila an der Musik-Akademie Basel. Nach Erlangen des Lehrdiploms besuchte er ein zweijähriges Aufbaustudium (Advanced Studies) an der University of Southern California in Los Angeles. Seit 2002 spielt er als Musiker in verschiedenen Orchestern, wie zum Beispiel dem Kammerorchester Basel, dem Symphonischen Orchester Zürich, dem Basler Festival Orchester, dem Collegium Musicum Zug und anderen. Projekte verschiedenster Stilrichtungen sowie das Erteilen von Kontrabass-Unterricht gehören ebenso zu seinem Schaffen.

Die drei Musiker erkennen heute neben den vielen Eindrücken aus ihren individuellen Karrieren, dass die ersten zehn Jahre in der Kapelle Dani Häusler für sie prägend waren. Irgendwie schlug ihr Herz auch weiterhin für die konzertante Innerschweizer Ländlermusik und man könnte jetzt im Nachhinein orakeln, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie sich in dieser Musikgattung wieder betätigen wollten.

Das Revival der Gupfbuebä
Im Frühling 2006 – weitere 10 Jahre später also – sind sich die drei Musiker wieder begegnet und erkannten, dass in ihnen das Feuer für die Gupfbuebä immer noch brennt. Mittlerweile hatten sie sich in den anderen Szenen gut situiert und ihren grössten Wissensdurst gestillt. Kurzentschlossen wurde die Kapelle neu zum Leben erweckt und ganz im Sinne eines Revivals wie in den Anfangszeiten wieder Gupfbuebä genannt! Es fehlte jedoch noch der vierte Mann am Klavier, den sie mit Ueli Stump bald fanden. Mit Jahrgang 1963 ist der aus dem Toggenburg stammende Pianist der Senior der Gupfbuebä. Auch er weist eine ähnliche Laufbahn wie die übrigen Gupfbuebä auf, besuchte er doch ab dem zehnten Lebensjahr den Klavierunterricht. Er hatte aber auch eine grosse Leidenschaft zum Spiel von Kirchenorgeln. In diesem Fach war er ein landauf, landab gefragter Musiker. Als vielseitig interessierter und breit ausgebildeter Interpret fand er den Weg zur Ländlermusik jedoch über den Jazz, den er einige Semester an der Jazzschule in Bern studierte und während fast 10 Jahren mit der bekannten Longstreet Jazzband spielte. In Ländlerkreisen bekannt wurde Ueli Stump als Pianist des Handorgelduetts Prisi-Kronig und seit dessen Auflösung im Jahr 2011 ist er ein in vielen Kapellen gefragter Ländlerpianist. Mit seiner variantenreichen Klavierbegleitung sorgt er für guten Rhythmus, korrekte Harmonien und immer wieder für musikalische Überraschungen.

Die wiedervereinten Gupfbuebä konnten das Publikum mit schnörkelloser und perfekt interpretierter Innerschweizer Ländlermusik – in der es durchaus auch Raum für überraschende Harmonien hat –, eingängigen Eigenkompositionen und der Interpretation von gern gehörten Stücken ihrer Vorbilder sofort aufs Neue begeistern. Konsequent gehen sie den Weg als bekennende Liebhaber dieser schönen Musik: Damit wollen die Gupfbuebä einen aktiven Beitrag zur Erhaltung der guten alten Ländlermusik leisten. Und es hat wieder eingeschlagen. 2008 erschien die erste CD der Gupfbuebä-Neuzeit: Unter dem Titel «Uf die alte Ziite» sind 20 Titel verschiedener Komponisten zu hören. Als Beispiel sei der Titel «Teschess-Ländler», der in Anlehnung an Dave Brubecks «Take Fife» im 5/4 Takt erklingt und es dennoch schafft, dem Ländlermusikstil der Gupfbuebä treu zu bleiben. Genau dieses feine Einbauen von rhythmischen und harmonischen Ausflügen in ein klanglich traditionelles Bild kann als Spezialität der vier versierten Musiker bezeichnet werden, wozu sie jedoch nicht den Dampfhammer benötigen, sondern die Feinheit und Virtuosität ihrer Ländlermusik beibehalten. 2010 erschien ein weiterer Tonträger zu Ehren des Komponisten Arthur Horat, auf welchem die Gupfbuebä neben kugelrunder Ländlermusik auch ihr Talent zum Swing beweisen. Zwei Jahre später folgte bereits die nächste CD unter dem Titel «Mit de Bahn uf d Rotenflue», auf welcher ausschliesslich Eigenkompositionen von Dani Häusler zu hören sind. 2015 schliesslich folgte ein Tonträger, der sich mit Musik von Walter Balmer beschäftigt und den Interlakner Bläser bei einigen Titeln sogar intergiert.

Vielseitiges Jubiläumsjahr
Mittlerweile hat das dreissigste Jahr des gemeinsamen Weges der Gupfbuebä begonnen. Hierzu lädt die Kapelle am 3. April zu einem Geburtstagsfest in den Landgasthof Grossteil nach Giswil ein. Das Jubiläumsjahr ist aber auch mit allerlei anderen Anlässen gespickt. Neben verschiedenen Auftritten in der ganzen Schweiz sind beispielsweise der Ländlermusikkurs «Innerschweiz Ländlermusik» vom 19. und 20. März im Haus der Volksmusik in Altdorf, ein weiterer Auftritt am Heirassa-Festival Weggis (8. bis 12. Juni) oder die Gala der Volksmusik vom 30. September im KKL zu erwähnen. Eine Jubiläums-CD ist derzeit in Arbeit. Darauf wird das zu hören sein, was man auch bei Live-Konzerten der Gupfbuebä hört: Ein zügiges Gemisch mit traditionellen Titeln verschiedener Komponisten sowie Eigenkompositionen. Der Tonträger unter dem Arbeitstitel «30 Jahre Gupfbuebä» wird dem Publikum am 26. November im Restaurant Biberegg in Rothenthurm vorgestellt.

Für die Ländlermusikwelt ist es schön, dass eine Kapelle mit Brillanz, viel Können, aber ohne Effekthascherei um die Gunst des Publikums wirbt und diese auch erhält. Erinnerungen an die goldenen Zeiten der Ländlermusik, als Bläserkapellen wie Heirassa, Hans Aregger, oder Jost Ribary in aller Munde waren, werden wach!

Kurs mit den Gupfbuebä

Am 19. und 20. März 2016 lädt das Haus der Volksmusik zu einem Volksmusikkurs ins Restaurant Schützenmatt nach Altdorf ein. Als Kursleiter amten die vier Gupfbuebä Dani Häusler, Ueli Stump, Jörg Wiget und Dominik Lendi.

Im Zentrum des Kurses steht die Innerschweizer Ländlermusik. Typische Merkmale dieses Musikstils werden erklärt und gemeinsam erprobt. Auf dem Programm stehen neben dem Vorspielen von ein- oder zweistimmigen Kompositionen auch Begleitakkorde und Begleitrhythmen, welche eine wichtige Grundlage dieser Stilrichtung bilden. Im Übrigen richtet sich der Kurs-inhalt nach den individuellen Bedürfnissen der Teilnehmenden. Gute Grundkenntnisse im Vorspielen und Begleiten sowie Erfahrung im Zusammenspiel sind von Vorteil.

Information und Anmeldung
Weitere Informationen und Anmeldeformulare (Anmeldeschluss ist der 4. März 2016) sind erhältlich unter Telefon 041 871 15 41 oder www.hausdervolksmusik.ch.

Aktuelle CD

7934

Jahrelang hat Walter Balmer jun. Ländlermelodien komponiert, die aber nie zur Aufführung gelangten. Nun hat er 27 Titel aus der Schublade geholt und sie von den Gupfbuebä einspielen lassen. Neben anderen Gästen spielt teilweise auch der Komponist aus Interlaken auf der Klarinette mit.

Kontakt

Zita Schlumpf, Administration
Sonnenweg 6
6430 Baar
Telefon 079 668 96 80

www.gupfbuebe.ch

24.01.2016