Handorgelduo Betschart-Müller
Handorgelduett-Fans freuen sich derzeit über das Erscheinen der CD mit dem zwar banalen, jedoch absolut zutreffenden Untertitel «Diverses». Gemeint ist damit wohl die Auswahl der diversen Komponisten, die in den Glanzjahren der Ländlermusik zwischen den 1960er- und 1980er Jahren zu den landesweit bekannten Cracks gehörten. Genau dieser Musik haben sich die Brüder Tobias (Akkordeon) und Torsten Betschart (Klavier), Urs Müller (Akkordeon) und Peter Marggi (Bass) verschrieben. Zusammengefunden haben sich Tobias, Torsten und Urs aber durch die Vorliebe zur Musik ihres Grossvaters Alois Betschart «Pitsche Wysel». So verwundert es nicht, dass ein Fünftel des 20 Titel umfassenden Programms aus seiner Komponistenfeder stammt.
Dass die übrigen 16 Tänze auch von 16 diversen Komponisten stammen, zeugt einerseits von der Branchenkenntnis und Repertoirebreite der Musikanten sowie anderseits von der damaligen Vielfalt in hoher Qualität. Dem Schreibenden gefällt auch die Feststellung, dass von diesen Komponisten nicht die bekanntesten Hits gewählt wurden (vielleicht mit Ausnahme des Holzböde-Schottischs von Harry Strebel), was die CD zu einer bemerkenswerten Sammlung schöner Handorgelstücke macht.
Das Handorgelduo Betschart-Müller zeigt eine angenehme Interpreta-tion, in welcher auch die virtuosen Teile leichtfüssig erscheinen. Dass die Kapelle dabei nicht versucht hat, ihre Vorbilder in der Vortragsart zu kopieren, ist ebenfalls positiv zu vermerken, denn Musik soll ja in erster Linie unterhalten und nicht Aufsehen erregen. Das tun die vier Musikanten dann allemal noch mit einem schönen Zusammenspiel, guter Tempo-wahl und schöner gekonnter Klavier- und Bassbegleitung.
Den Komponistenreigen eröffnet Dolfi Rogenmoser, von welchem der Schottisch «Am Chämifüür» erklingt. Weiter geht es nach dem ersten Pitschä-Wysel-Titel «Über Stock und Stein» mit dem Kasi Geisser-Marsch «Die fidelen Lustenauer». «Am Stammtisch» vom Berner Oberländer Hansruedi Fuhrer, «Herzensdieb» von Jost Ribary, «Ufem Ofebänkli» von Köbi Buser, «Für d’Büchelbuebe» von Walter Betschart und «Grüsse an Walter Grob» von Walter Seewer vervollständigen neben den familieneigenen Titeln von «Pitsche Wysel» die erste Programmhälfte. Diese bringen stilistisch eine Konstante ins Programm und auch eine Besonderheit.
Die vielfältige Verwendung von verschiedenen Handorgeln und Registern bringt immer wieder willkommene klangliche Abwechslung in die Musik der vier Musikanten, welche die Fähigkeit, mit Geist und Intelligenz in ihren Berufen umzugehen, auch in ihrer Musik nicht ganz verleugnen. Urs Müller ist Informatiker mit ETH-Diplom und wuchs in Nuglar im solothurnischen Schwarzbubenland auf. Man sieht ihn auch in den Kapellen René von Rotz und Echo vom Gätterli. Torsten Betschart ist Maschinenbau-Ingenieur mit ETH-Doktortitel und lebt heute in Giswil. Zusammen mit seinem älteren Bruder Tobias ist er in Rothenthurm aufgewachsen. Der Elektroingenieur mit FH Diplom wohnt heute in Laufenburg. Der Bassgeiger Peter Marggi ist in Schindellegi aufgewachsen und lebt als selbständiger Ofenbauer und Plattenleger in Bennau bei Einsiedeln. Seine tiefen Töne bereichern diverse Kapellen, denen er als Aushilfe zur Verfügung steht. Aus-serdem spielt er in der Kapelle Hegner-Schmidig sowie in der Feldmusik Bennau.
«Immergrün» heisst der Titel Nr. 5, ein typischer Pitschä-Wysel-Tanz und ebenso immergrün wird diese CD noch sehr lange als Reminiszenz für tolle Melodienschöpfer oder feine volkstümliche Unterhaltung stehen.