Das Wort hat Dani Häusler
Als Studienkoordinator Volksmusik an der Hochschule Luzern-Musik werde ich immer wieder gefragt, ob es denn noch Volksmusik sei, was an der Schule gelehrt, gelernt oder entwickelt wird. Um diese Frage überhaupt irgendwie zu beantworten, muss man zuerst den Begriff Volksmusik definieren.
Ich gehe jetzt von der instrumentalen Volksmusik aus und unterscheide grundsätzlich zwischen Volks- und Ländlermusik. Die Ländlermusik ist einfacher zu definieren: von Kasi Geisser bis Carlo Brunner im Bündner-, Berner- oder Innerschwyzer-Stil. Sie ist eine Erfindung des 20. Jahrhunderts. Zur Volksmusik gehört für mich dann noch alles dazu, was älter ist: Alphorn, Drehleier, Schalmei und anderes mehr, plus alles, was zur so genannten neuen Volksmusik gehört sowie aus Klassik, Jazz, Pop, Rock oder World-Music beeinflusste Musik von Volksmusikanten. Als Beispiel für etwas, was ich nicht zur Volksmusik zähle, nenne ich Bligg. Trotz Verwendung von Handorgel oder Hackbrett bleibt die Musik im Stil des Hip-Hop. Die genannten Instrumente werden als Klangfarbe verwendet. Mehr nicht!
Eine andere Möglichkeit die Volksmusik zu definieren, könnte auch der musikalische Level sein. Ob quasi gewisse Musik zu gut oder auch zu schlecht sein kann, um noch Volksmusik zu sein? Gegen unten ist es eigentlich klar. Volksmusik ist für die meisten Musikanten ein Hobby. Jeder der will, kann und darf gottseidank ein Instrument spielen und natürlich auch Volksmusik machen. Die Meinungen gehen meist dann auseinander, wenn es darum geht, ob diese alle auch auftreten und CDs produzieren sollten oder nicht. Ich finde, wir sollten den Musikanten selber überlassen, was sie machen wollen und was nicht.
Meistens geht es in der Diskussion über den musikalischen Level aber um die Abgrenzung nach oben. Ist «studierte» Volksmusik mit ihren Einflüssen, mit in der Volksmusik neuen Rhythmen und Harmonien, mit Geräuschen, aber auch mit allen möglichen Instrumenten bis hin zum Computer, wirklich noch Volksmusik? Für mich schon! Lasst es mich begründen: Für mich war schon als ganz junger Musikant klar, dass ich zu den Besten gehören und für die Leute erkennbar sein will. So waren es auch alle meine Vorbilder von Jost Ribary über Kaspar Muther bis zu Carlo Brunner. Alle drei Genannten haben zu ihrer Zeit eine Volksmusik vorgefunden und sie nachher auf persönliche Art und Weise geprägt. Das macht sie als Musiker alle einzigartig! Ich selber musste und durfte meinen eigenen Weg finden.
Die heutigen Nachwuchsmusikanten haben diesen Weg noch vor sich. Und da wollen wir von der Hochschule Luzern-Musik für diejenigen ein Wegbegleiter sein, welche einfach nicht genug von jeglicher Art Musik kriegen können und sich über mindestens fünf Jahre mit ganzer Kraft einem Musikstudium widmen. Dass sich dadurch die Musik auch verändert, ist für mich klar und absolut notwendig. Was dann in zwei bis drei Jahrzehnten von alldem übrig bleibt, wird sich zeigen. Es ist auf jeden Fall für mich immer wieder wunderbar zu sehen, was unsere Studenten für tolle Projekte an den Start bringen. Die Volksmusik lebt!
24.01.2016
VON DANI HÄUSLER