Jodlerklub Bärgbrünnli Grenchen

An der Schwelle zu einer neuen Zeit

Der 1927 gegründete Jodlerklub hat in der Gemeinde am Jurafuss vieles bewegt und ist im Jodelwesen unseres Landes durch Sonderleistungen aufgefallen. Bevor die Dirigentin Verena Uhlmann ihre Aufgabe nach 21 Jahren in neue Hände gibt, lässt sie in der Adventszeit nochmals die Kantate «S Wiehnachtsliecht» erklingen.

Vor 89 Jahren wurde im solothurnischen Grenchen der Jodlerklub gegründet. Was als Zahl relativ nüchtern dasteht, bekommt mehr Bedeutung, wenn man die ersten Zeilen aus der Festschrift zum 75. Jubiläum des Klubs liest: Was ist zum Jahr 1927 zu berichten? Die Zeppelinfahrten haben Hochblüte und in Graubünden wird nach zehn Abstimmungen das Autofahrverbot aufgehoben. In Grenchen verzeichnet die Uhrenindustrie nach Jahren mit grosser Arbeitslosigkeit wieder einen kurzen Aufschwung, und Grenchen darf sich seit kurzem Stadt nennen, weil die Grenze von 10̓000 Einwohnern überschritten wurde. In den ersten Statuten wurde damals noch festgelegt, dass der «Jodler Club Bergbrünnli Grenchen» nicht mehr als 12 Mitglieder haben darf, eine Zahl, die schon ein Jahr später auf 14 erhöht wurde. Seither ist nicht nur viel Zeit vergangen, sondern auch vieles geschaffen worden.

Radioaufnahmen und aufwändige Singspiele
Schon am 26. August 1929 fanden die ersten Radioaufnahmen im Studio Bern statt, was als Indiz für die gute Qualität des Gesangs gewertet werden kann. Auch am Eidgenössischen Jodlerfest 1930 in Zürich figuriert der Verein in den vorderen Rängen, hat er doch unter den 47 (!) teilnehmenden Klubs den achten Rang erreicht. Mit der Wahl des Musiklehrers und Komponisten Ernst Märki zum Dirigenten am 29. Dezember 1935 beginnt eine äusserst erfolgreiche – 42 Jahre dauernde – Zusammenarbeit. Hervorgehoben hat sich der Klub nicht nur mit musikalischem Können, sondern auch mit viel Fleiss und Engagement. Immer wieder führten die Grenchner Jodler aufwändige Singspiele auf, die weitherum Beachtung fanden: So noch während den Kriegsjahren das Singspiel «Dütsch und Wältsch», das in den kommenden Jahren mehrfach aufgeführt wurde. Später kamen das Singspiel «Dursli und Babeli» sowie «Vreneli ab em Guggisberg» dazu. Das alles waren Aufführungen, die mit viel personellem Aufwand und entsprechenden Proben verbunden waren. «Das waren natürlich Belastungen für den Verein, nicht zuletzt auch finanzielle Wagnisse», erklärt Peter Aerni, der dem Klub seit 1994 – mit einem vierjährigen Unterbruch – als Präsident vorsteht. «Immer aber haben die Aufführungen vieles zum guten Image und vereinsintern zum Kitten der Mitgliedschaften verholfen!»



Der Jodlerklub Bärgbrünnli Grenchen trägt bis heute vieles zum kulturellen Leben von Grenchen bei. Bei der Bevölkerung beliebt sind die Konzert- und Theaterabende im Parktheater, das Singen des Klubs an der alljährlichen Waldbegehung der Bürgergemeinde und die Bergchilbi auf dem Grenchner Stierenberg. Auf dem «Berg» – wie die Einheimischen den Jurahöhen im Norden der Stadt sagen – wird auch sonst vielen Freizeitbeschäftigungen nachgegangen. Die Grenchner Jodler sieht man dort öfters, treffen sie sich doch regelmässig zu Wanderungen im Sommer oder zum Schneeschuhlaufen im Winter. «Manchmal sind wir eine kleine Gruppe, manchmal aber sind wir auch in sangbarer Grösse unterwegs», freut sich der Präsident. «Und schliesslich haben wir in den vielen Bergbeizen auch etliche Passivmitglieder!»

Grosses Glück hatte der Klub mit ihren Dirigenten. Nach der Ära Märki hatte Georg Heimann während 17 Jahren diesen Posten inne. Der Grenchner Gewerbelehrer war auch als Experte im Jodlerverband sehr aktiv und führte den Klub in die neue Zeit. Durch seine Kontakte konnte der Jodlerklub Bärgbrünnli Grenchen diverse Schallplattenaufnahmen realisieren und seine Bekanntheit im ganzen Land ausbauen. 1994 beendete Heimann sein Engagement und die erste Jodlerin Verena Uhlmann trat an seine Stelle.

Die Zeit mit Verena Uhlmann
Mit ebenso grosser Fachkompetenz, aber mit einer völlig anderen Umgangsform, konnte sie das durch Schicksals­schläge etwas ins Wanken geratene Vereinsschiffchen wieder in ruhigere Gewässer führen. Die kontinuierliche Stimmbildung sieht sie als Grundlage für das Singen im Klub, wodurch auch anspruchsvollere Lieder und Kantaten vorgetragen werden können. So beispielsweise die Jodelkantate «Glaube, Hoffnig, Liebi» oder die Weihnachtskantate «S Wiehnachtsliecht», beides Werke von Willi Valotti und Wolfgang Sieber. «Die Musik von Willi Valotti hat mich seit seinem Erscheinen in der Jodlerwelt berührt», erläutert Verena Uhlmann, die sich zur Liebe zu den besinnlicheren Texten und aufwändigeren Kompositionen bekennt. Sie ist glücklich darüber, dass diese ehemals als zu grenzwertig deklarierten Jodellieder, ihre Liebhaber gefunden haben. «Dazu haben Komponisten wie Marie-Theres von Gunten, Jürg Röthlisberger oder Peter Künzi – und sicher noch einige mehr – ebenfalls beigetragen!» Als Jodlerin und Dirigentin wurde sie von der Fachwelt auch damit identifiziert – eine Rolle, mit welcher sie sehr guten leben kann!

Verena Uhlmann, die als Jodellehrerin auch vielen Jodlerinnen und Jodlern den Zugang zur Materie erleichtert hat, gründete um die Jahrtausendwende die «Chline Bärgbrünneler», das Kinderjodelchörli des Vereins. Ihre Idee, die Kinderschar jeweils vor einem grossen Konzert neu zu formieren und es anschliessend auch wieder pausieren zu lassen, hat sich bewährt. Verena Uhlmann ist einerseits als sehr ruhige, anderseits aber auch als enthusiastische Frau bekannt. Peter Aerni weiss es: «Mit ihrer Begeisterungsfähigkeit und ihrem hohen fachlichen Können konnte sie unseren Chor immer wieder zu neuen Leistungen motivieren. Ihre einfühlsame Art, ihre Geduld und ihre Präzision in der Arbeit hat auf den Ve­rein abgefärbt, was auch uns in der Vereinsleitung die Aufgabe stark erleichtert hat.» Damit leitet er über in eine Veränderung, mit welcher der Jodlerklub Bärgbrünnli Grenchen in letzter Zeit zu kämpfen hatte: Verena Uhlmann hört auf! Obwohl sie das natürlich hochverdient machen darf, war es zunächst eine Hiobsbotschaft für den Verein. Die Suche nach einer geeigneten Nachfolge gestaltete sich schwierig, war aber letztlich doch erfolgreich. Claudia Fabrègas hat sich als Jodlerin, Dirigentin und Juryexpertin längst einen guten Namen gemacht. Dass sie in Grenchen wohnt, war zwar für den Klub nicht prioritär, ist aber ein glücklicher Zufall. Sie erhält nun die Möglichkeit, den Traditionsverein am Jurasüdfuss in eine nächste Ära zu führen und so ein weiteres erfolgreiches Kapitel in der Vereinsgeschichte zu schreiben.

S Wiehnachtsliecht

Die Weihnachtskantate von Willi Valotti und Wolfgang Sieber, nach Texten von Beat Jäggi, wird in diesem Jahr wiederum vom Jodlerklub Bärgbrünnli Grenchen aufgeführt.

Die Kantate wurde für eine grosse Besetzung geschrieben: Jodelchor, Jodelkleinformationen, Kinderchor, Kirchenorgel und Ländlerkapelle. Daraus ist ersichtlich, dass auch für diese Aufführungen eine stattliche Anzahl Leute engagiert sind. Bis auf wenige Besetzungen konnte der Klub jedoch auf erfahrene Interpretinnen und Interpreten aus früheren Aufführungen in den Jahren 2002, 2005 und 2011 zurückgreifen. Sie alle freuen sich nochmals auf eine Aufführung unter der Leitung von Verena Uhlmann.

Aufführungsorte und Daten:

Freitag, 4. Dezember, 19.30 Uhr
Eusebiuskirche Grenchen

Samstag, 12. Dezember, 19.30 Uhr
Franziskanerkirche Solothurn

Sonntag, 13. Dezember, 17.00 Uhr
Geissbergkirche Langenthal

Sonntag, 20. Dezember, 17.00 Uhr
Reformierte Kirche Glattfelden

Kontakt

Peter Aerni
Burgweg 16
2540 Grenchen
Telefon 032 652 04 56

23.11.2015