Junge Klarinettler am Heirassa Festival
Das Heirassa Festival, das dieses Jahr vom 15. bis 18. Juni zum 13. Mal in Weggis durchgeführt wird, hat sich seit jeher auch dem Nachwuchs geöffnet und damit nachhaltig zum Weiterbestand der konzertanten Volksmusik beigetragen. In diesem Jahr ist dort unter dem Namen «Kaspar-Muther-Projekt» eine Gruppe junger Klarinettistinnen und Klarinettisten zu sehen und hören.
23.05.2017 | VON HANSPETER EGGENBERGER
Es war die Hohezeit der Ländlermusik, als der Bläser Kaspar Muther, der Akkordeonist Walter Grob und der Pianist Alois Schilliger im Jahre 1959 die Kapelle Heirassa gründeten. Sie waren nicht nur begeisterte Volksmusikanten, sondern auch überaus fähige Musiker und ideenreiche Komponisten. Aus dieser Mischung konnte nur Gutes entstehen. Dass zugleich auch das Publikum äusserst stark an solcher Musik interessiert war und die Schallplattenfirmen dieses Musikgenre ebenso entdeckt hatten wie das Schweizer Fernsehen, beflügelte die Musikanten zusätzlich. Die drei wurden in ihrem Fach schnell als die Matadoren der konzertanten Ländlermusik bezeichnet und so auch zum Vorbild für viele Musikantinnen und Musikanten. Noch heute – fast 60 Jahre später – ist der Glanz der Heirassa nicht verblichen. Nicht zuletzt auch wegen dem gleichnamigen Festival jeweils im Frühsommer in Weggis.
Das Bestreben der damaligen Musikanten, nicht nur beste volkstümliche Unterhaltung zu bieten, sondern das auch auf einem hohen Niveau zu tun, wird alljährlich in Weggis erfolgreich nachgelebt. Damit konnte sich der Anlass besonders für die sogenannte konzertante Innerschweizermusik einen bedeutenden Namen schaffen und so auch Impulse in die aktuelle Szene geben. Der Grossanlass reiht sich ein in den Reigen anderer Volksmusikfestivals, die jedoch einen anderen musikalischen Inhalt vertreten. Dem Ressort Musik stehen die beiden Ländlermusik-Koryphäen Willi Valotti und Carlo Brunner vor. Willi Valotti war bekanntlich selber von 1970 bis 1980 Akkordeonist in der Kapelle Heirassa, womit auch eine authentische und lebendige Verbindung des Festivals zu den Urhebern des Heirassa-Gedankens besteht. Er bemüht sich seit Beginn um den Nachwuchs am Festival.
Praktische Nachwuchsförderung
«Es ist nötig und wichtig», erklärt die Musikpädagogin und Musikerin Claudia Muff, «dass wir dem Nachwuchs Plattformen zum Vortragen der Ländlermusik bieten.» Die jungen Leute werden hervorragend ausgebildet und an Talenten fehlt es auch nicht. Hingegen haben sie heute trotz grosser Vernetzung mit Sozialmedien kaum Kontakt zu anderen Musikanten, insbesondere zu Ländlermusikanten. Feiert beispielsweise das Schwyzerörgeli in allen Generationen Höhenflüge punkto Beliebtheit, bleiben andere zurück. Schon fast dramatisch in den Ländlermusik-Hintergrund ist das seinerzeitige Königsinstrument, die Klarinette, geraten. Ihren Platz hat sie nach wie vor sehr stark in der klassischen und natürlich in der Blasmusik. Dort ist auch der Ursprung der Ländlerklarinettisten zu finden, die vor mehr als 100 Jahren Instrumente aus den Blasmusikvereinen zur Verfügung hatten, womit sie dann auch Volks- und Tanzmusik machten. Eine besonders grosse Häufung ist aus dem Kanton Nidwalden, aber auch aus den anderen Kantonen nördlich des Vierwaldstättersees bekannt. Dem Schwinden von solchen Besetzungen wollen die Organisatoren des Heirassa-Festivals begegnen. Sie sind sich bewusst, dass sie dank dem hohen Ansehen in der Schweizer Volkskultur eine Vorreiterrolle übernehmen können – eine Aufgabe, der sich das OK von Anfang an gestellt hat. Willi Valotti konnte dafür auf die guten Kontakte zu anderen Musiklehrerinnen und -lehrern zählen, die sich auch der Förderung der Ländlermusik widmen. Dazu gehört eben auch Claudia Muff, die seit 2011 Präsidentin der Kaspar-Muther-Stiftung ist, welche gleiche Ziele verfolgt.
Kaspar-Muther Stiftung
Ende 1990 wurde die Stiftung von Peter Muther, einem Neffen des unvergessenen Heirassa-Bläsers, und von Walter Schneider ins Leben gerufen. Die Ziele waren edel, zumal der Stiftung keinerlei Finanzen zur Verfügung standen. Sie bezweckt die Förderung der Schweizer Volksmusik im Allgemeinen und des Innerschweizer Stils im Besonderen. Durch Spenden und Einnahmen aus selber organisierten Anlässen konnte sich die Stiftung am Leben halten und ihre Ziele weitgehendst erreichen. Alljährlich wird auf der Rigi ein Kurs organisiert, an welchem junge Talente in der konzertanten Ländlermusik weiter geschult werden. Für das kürzlich stattgefundene Hans-Muff-Gedenkkonzert wurde eine Klarinettengruppe zusammengestellt. Verschiedene Musiklehrer haben dazu ihre talentiertesten Schülerinnen und Schüler vermittelt. Unter dem Namen «Kaspar-Muther-Projekt» trugen die jungen Musikantinnen und Musikanten in einem reinen Klarinetten-Ensemble Arrangements von Dani Häusler vor. Schon bei den Proben kam die gute Idee auf, diese Musik auch am Heirassa-Festival zu zeigen. Sie wird dann noch erweitert, indem die Solisten – von Claudia Muff und Willi Valotti begleitet – quasi in einer eigenen Ländlerkapelle auftreten werden. Aus der engen Zusammenarbeit der Stiftung und des Organisationskomittes – OK-Präsident Seppi Odermatt ist Mitglied im Stiftungsrat – sowie der einschlägigen Musiklehrerinnen und -lehrer ist eine greifbare Förderung von Jugendlichen gewachsen, die für die Zukunft Hoffnung macht.
Jungmusikantenkonzert
Viele Konzerte bereichern jeweils das Programm des Heirassa-Festivals. Dem Ländlermusikfan läuft beim Lesen des Programms sozusagen das Wasser im Mund zusammen. Zu einem Highlight gehört auch das von Willi Valotti organisierte und präsentierte Programm vom Sonntag-Nachmittag, das wie alle Jahre im Saal des Hotels Schweizerhof stattfindet. Seppi Odermatt freut sich: «Mittlerweile haben wir auch schon Musikanten im Hauptprogramm, die seinerzeit als Jungmusikanten bei uns aufgetreten sind!» In diesem Jahr präsentiert Willi Valloti folgende junge Künstler: Striichmusig Dobler, Handorgelduo Schwyzergmüet, Handorgelduo Marti-Odermatt sowie eben auch das Kaspar Muther Projekt.
Aus dem Land&Musig-Shop:
Jonas Müller
17. August 2002
Jonas wohnt im luzernischen Ebnet und absolviert die 2. Oberstufe. Seit vier Jahren spielt er Klarinette, deren Umgang er bei Urs Arnet lernt. Neben der Musik spielt aber auch Sport eine grosse Rolle in seinem Leben. In der Familie ist die Ländlermusik populär – sein Vater spielt Schwyzerörgeli und Alphorn – weshalb er sich am meisten auch für diese Musikgattung interessiert. «Mein Ziel ist es, dann einmal meine Rekrutenschule beim Spiel machen zu können. Vorläufig aber habe ich den Plausch, dass ich im Kaspar-Muther-Projekt dabei sein kann und so freue ich mich auf das Konzert in Weggis!»
Elias Stadler
18. Januar 2002
Elias wohnt in Erstfeld im Kanton Uri. Er besucht die zweite Klasse im Gymi und seit acht Jahren bei Michel Truniger den Klarinettenunterricht. Elias ist ein begeisterter junger Musikant, spielt er doch in der Kollegimusik, in der Jungmusik Erstfeld und in der eigenen Kapelle «Nume nid gschprängt». Neben den Proben mit diesen Formationen übt er täglich etwa eine halbe Stunde an der Klarinette und auch am Klavier. Einer seiner Lieblingskomponisten ist Kasi Geisser und sein rundes Spiel ist ihm Vorbild. «Ich durfte glücklicherweise schon oft auftreten. Einer meiner schönsten Auftritte aber war kürzlich das Hans-Muff-Gedenkkonzert in Menznau und ich freue mich auf das Heirassa-Festival, weil ich dann wiederum mit diesen Kolleginnen und Kollegen spielen darf. Ein besonderes Erlebnis ist natürlich auch die Begleitung der Ländlermusikprofis!»
Julia Vogel
16. Januar 2003
Julia wohnt im luzernischen Romoos und besucht die dritte Kantonsschulklasse. Auch sie konnte schon mit ihrer Familie auftreten, spielt doch ihre Schwester Akkordeon, ihr Bruder Schwyzerörgeli und ihr Vater Bassgeige. Seit sechs Jahren besucht sie bei Urs Arnet in der Musikschule Entlebuch den Klarinettenunterricht. Am seinerzeitigen Instrumenten-Parcours in der Musikschule fand sie Gefallen an diesem Instrument, das sie aber auch schon aus ihrer Verwandtschaft kannte. Ihr Grossvater ist ein begeisterter Ländlermusikant, von dem sie verschiedene Notenbüchlein übernehmen konnte, deren Inhalt sie nun fleissig übt. Neben verschiedener Ländlermusik spielt sie auch gerne klassische Musik und selbstverständlich hört sie auch die aktuelle Popmusik. «Ich freue mich darüber, dass ich nach dem tollen Hans-Muff-Gedenkkonzert nun am Heirassa-Festival nochmals mit dem Klarinetten-Ensemble und auch mit Vorbildern wie Claudia Muff, Willi Valotti oder Dani Häusler auftreten darf. Weitere Ziele habe ich mir noch nicht gesteckt, ich möchte einfach weiterhin so viel Freude an dieser schönen Musik und den tollen Begegnungen haben!»
Sarah Steiner
17. Mai 2000
Sarah wohnt in Schwyz und besucht seit 10 Jahren den Klarinettenunterricht; vorerst bei Seebi Heinzer und seit einem Jahr bei Dani Häusler. Die Ländlermusik ist in ihrer Familie nicht so vordergründig, sie ist erst durch den Klarinettenunterricht richtig dazu gekommen. Sie spielt in der Jugendmusik Schwyz und im Luzerner Jugendblasorchester. Sehr gerne hört sie auch klassische Musik und natürlich auch die gängige Popmusik. «Einer meiner bisher schönsten Auftritte war jener mit dem Jugendblasorchester in KKL Luzern. Aber ich freue mich natürlich auch auf das Spiel im Klarinetten-Ensemble in Weggis. Für die musikalische Zukunft habe ich keine besonderen Pläne, ich würde mich einfach freuen, wenn es so weitergehen könnte, wie es jetzt ist!»
Juliana Schuler
25. Oktober 2001
Juliana wohnt in Schwyz und besucht bei Dani Häusler den Klarinettenunterricht. Die Gymnasiastin hat vor acht Jahren ihren Musikunterricht begonnen. Zur Klarinette kam sie, weil es für sie die logische Ergänzung zu den Blockflöten ist und ihr das Spiel mit der Klarinette auf Anhieb Spass gemacht hatte. In ihrer Familie ist die Ländlermusik absolut ein Thema. Ihr Bruder spielt Schwyzerörgeli und der Vater die Bassgeige. So kam es auch schon zu Auftritten mit der Familienformation. Juliana spielt in der Jugendmusik Schwyz und einer weiteren Kleinformation. Ihr gefällt die konzertante Ländlermusik ihres Lehrers Dani Häusler, aber auch jene von Carlo Brunner und am liebsten spielt sie Schottisch. «Ich freue mich riesig auf den Auftritt in Weggis, weil ich es eben mega cool finde, in dieser Klarinettengruppe mitspielen zu dürfen. Ich hoffe, dass ich auch in Zukunft in Ländlerkapellen spielen darf, weil ich damit den Leuten Freude bereiten kann!»