Nicolas Senn
Als Hackbrettsolist bestreitete er Auftritte auf diversen Kontinenten der Welt, in der Band des Rappers Bligg sass er auf der Bühne ausverkaufter Stadien und am Schweizer Fernsehen wirkt Nicolas Senn seit 2012 als Moderator und musikalisch vielseitiger Gastgeber volkstümlicher Sendungen. Derzeit zeigt sich der 28-jährige Ostschweizer mit Eigenkompositionen und der vierköpfigen Sennemusig mit Vorliebe auch von der ganz traditionellen Seite.
23.03.2018 | VON STEFAN SCHWARZ
Bereits 2007, als ich Nicolas Senn erstmals für eine grosse Reportage in seinem Elternhaus in Romanshorn aufsuchen durfte, war ich von der Persönlichkeit sowie dem erstaunlich umfangreichen Palmares des erst 17-jährigen Teenagers beeindruckt. Offen und sympathisch erzählte er mir damals, weshalb er an der OLMA als kleiner Dreikäsehoch die Liebe zum Hackbrett entdeckte, wie es nach dem Sieg des Jungmusikantenwettbewerbes 2001 zu ersten CD-Aufnahmen, prestigeträchtigen Auftritten und ersten TV-Erfolgen kam, und dass er als Hausfotograf und Webmaster des FC St. Gallen am liebsten bei jedem Spiel im Stadion dabei sei.
Zuause im Appenzellerland
Elf Jahre später empfängt mich Nicolas Senn ebenso offen und herzlich im Restaurant Kriegersmühle im appenzellischen Bühler. Er unterzeichnet der Wirtin ein paar Exemplare der brandneuen CD «Sennemusig», nimmt von Gästen Komplimente für die Ende Januar ausgestrahlte Samstagabend-Sendung «Viva Volksmusik» entgegen und liefert mir anschliessend im kollegialen Gespräch sämtliche notwendigen Informationen für diese Reportage. Da Land&Musig
nicht zur Regenbogenpresse gehört und somit nicht auf Skandale oder pikante Homestories aus ist, kann ich bestens damit leben, dass sich Nicolas Senn in Sachen Privatleben ganz bewusst nicht zu tief in die Karten schauen lässt. Mir reicht vorerst die Information, dass der Musiker im früheren Feriendomizil der Familie Senn unweit seiner Lieblingsbeiz seit bald 10 Jahren ein eigenes Zuhause gefunden hat, welches ihm das ideale Umfeld für seine beruflichen und privaten Aktivitäten bietet: «Durch meine vielen Auftritte in frühen Jahren konnte ich mir dieses Privileg leisten und kann so jederzeit musizieren, ohne Nachbarn zu stören!» Dass man Nicolas Senn vor Ort persönlich kennt und dieser in seinem Allradfahrzeug auch auf inoffiziellen und nirgendwo eingezeichneten Wegen absolut vertraut ist, darf ich als Mitfahrer unterwegs zum gemeinsamen Mittagessen im Ausflugsrestaurant Ondere Gäbris hoch über dem Dorfkern von Gais persönlich miterleben. Auf dieser Fahrt erfahre ich weiter, dass der erfolgreiche Hackbrettler zum Ausgleich auch zu Fuss gerne auf wenig bekannten Routen zu traumhaften Plätzen im Appenzellerland unterwegs ist und sich dabei immer mal wieder einen persönlichen Rekord abverlangt. Ab und zu begleitet ihn bei solchen Bergtouren die gleichgesinnte Appenzeller Geigerin und Skirennfahrerin Mirena Küng.
«I bi scho als chline Hosli nid
ufs Muul gheit gsi und ha mini Sprüch gmacht!»
Schon ein paar Jahre bevor ich Nicolas Senn erstmals persönlich zu einem Interview traf, durfte ich bei einer grossen Volksmusik-Gala im KKL Luzern einen seiner Auftritte als Hackbrettsolist miterleben. Trotz jungem Alter und Zahnspange im Mund betrat er selbstsicher die grosse Bühne und liess sich vom fast 2’000-köpfigen Publikum nicht aus der Ruhe bringen. Souverän trug er mutterseelenallein seine beiden Titel vor und gab dazwischen auch gleich noch einen Witz zum Besten. «I bi scho als chline Hosli nid ufs Muul gheit gsi und ha mini Sprüch gmacht!», kommentiert Nicolas Senn, der dank seinem Sieg beim Jungmusikantenwettbewerb 2001 im Alter von 11 Jahren bereits schweizweit bekannt war. Durch diverse Radio- und Fernsehsendungen, Tonträgereinspielungen und unzählige Solo-Auftritte im In- und Ausland wurde Nicoals Senn immer populärer und gehörte parallel zu vielen anderen spannenden Musikprojekten plötzlich auch zur Band des Zürcher Rappers Bligg. Der Hackbrettler erlebte dessen kometenhaften Aufstieg hautnah mit und brachte mit Hackbrett und Tracht ein Stück «Musigg i dä Schwiiz» auf die ganz grossen Schweizer Bühnen. Senn bekommt rückblickend noch immer fast Hühnerhaut, wenn er sich daran erinnert, wie zum musikalischen Zitat der traditionellen Berewegge-Polka wie auf Kommando «Tausende von Jugendlichen mit Chäppi uf em Chopf» lautstark im Chor «Bere-Berewegge, Chäs ond Brot» sangen. Der Musiker ist überzeugt, dass Bligg damit fast zu einer Art Botschafter für die Schweizer Volkskultur geworden ist und der jungen Generation zumindest ein wenig die Ohren für traditionelle Klänge geöffnet hat. Als Botschafter helvetischer Musiktradition war auch Nicolas Senn immer wieder unterwegs und durfte bei seinen Konzertreisen in Europa, Russland, Afrika, Südamerika oder Asien viele einmalige kulturelle Erfahrungen in seinen persönlichen Rucksack packen.
Fernsehen als neues Standbein
2011 wurde Nicolas Senn vom Schweizer Fernsehen SRF zu einem Casting der Nachfolgesendung von Kurt Zurfluhs «Hopp de Bäse!» eingeladen. Aus lauter Interesse und ohne jegliche Ambitionen sagte der Student und Musiker spontan zu. Ein unangenehmer Virus erschwerte am Vortag nicht nur das Galakonzert als Solist des Schweizer Armeespiels, sondern auch die geplante Casting-Vorbereitung. So musste sich Senn bei der fiktiven Probesendung mit noch tieferer Erwartungshaltung einfach ins kalte Wasser werfen lassen und war umso überraschter, als er einige Monate später den Job als Potzmusig-Moderator angeboten bekam. Nicolas Senn liess sich nicht zweimal bitten und nahm im Sommer 2012 die von den Fernsehmachern vorgegebene Herausforderung als musizierender Gastgeber an. Dass der Moderator einer Volksmusiksendung zwischendurch auch selber als aktiver
Mitmusiker in Erscheinung treten kann, war hierzulande anfänglich noch ungewohnt. Das TV-Publikum hat das gelegentlich erklingende Hackbrett mittlerweile aber akzeptiert und schätzt Nicolas Senn längst auch als charmanten Gastgeber der einmal jährlich live aus der Bodenseearena in Kreuzlingen ausgestrahlten Samstagabend-Gala «Viva Volksmusik» oder als Musiker der Band «Senn&NonSenns» in den Finalsendungen der beliebten Landfrauenküche von «SRF bi de Lüt».
Nicolas Senn erzählt mir, dass der Moderationsjob für ihn anfänglich eine wesentlich grössere Herausforderung war, als das Bewältigen eines anspruchsvollen Musikstückes: «Wenn du beim Moderieren zum Beispiel nach vorne laufen sowie gleichzeitig zur Seite schauen und sprechen musst oder dir während einem Interview gleichzeitig Anweisungen ins Ohr gegeben werden, ist das schon gewöhnungsbedürftig!» Er vergleicht die mittlerweile gewachsene Routine mit dem Autofahren, wo man mit der Zeit Vieles auch ganz automatisch macht. Dazu kam im Laufe der Zeit auch ein breiteres Wissen rund um die Schweizer Volksmusikszene und deren wichtigste Interpreten: «Wenn du die auftretenden Leute oder die gespielten Titel bereits vor der Sendung kennst, kannst du im Moment des Geschehens einfach viel spontaner agieren!»
Herzensangelegenheiten
Während der Job beim Fernsehen ohne eingespieltes Teamwork nicht funktionieren könnte, absolviert Nicolas Senn bis heute noch viele Auftritte ganz alleine. Abwechslung bieten deshalb jene Engagements, wo er als Solist mit einem Ensemble auftreten kann sowie auch die regelmässige Zusammenarbeit mit dem Boogie-Woogie-Pianisten Elias Bernet oder dem klassischen Trio Fontane. Zur ganz grossen Herzensangelegenheit ist mittlerweile aber Nicolas Senns Sennemusig geworden, in welcher der Hackbrettler meist in traditioneller Manier mit Freunden aus dem Appenzellerland Eigenkompositionen und allerlei andere facettenreiche Klänge zum Besten gibt. Nicolas erzählt mir beim Kaffee voller Enthusiasmus, dass ihm derzeit das Arrangieren eigener Ideen sowie die anschliessende Umsetzung mit den je nach Projekt oder Termin wechselnden Mitmusikern ganz besondere musikalische Befriedigung bereitet: «Das vertraute und bereichernde Gemeinschaftsgefühl bei den Proben und auf der Bühne ist wunderbar! Deshalb geniesse ich diese persönlichen Momente mit der Sennemusig heute fast mehr als früher zum Beispiel die Auftritte vor einer anonymen Menschenmenge.»
Freundschaften sind Nicolas Senn auch im Privatleben wichtig. Während er mit Musikkollegen sehr gerne in einer Beiz die Auftritte anderer Formationen geniesst und in geselliger Runde zum Beispiel über die Neuerscheinungen auf dem CD-Markt diskutiert, sind die Themen im Umfeld seiner früheren Kanti- und Studienkollegen wieder ganz anderer Natur. Trotz seiner vielen Engagements an Wochenenden, nimmt sich Nicolas Senn die nötige Zeit für so kameradschaftliche Momente abseits des Rampenlichts sehr gerne. Nicht selten nimmt er nach einem Auftritt irgendwo in der Schweiz möglichst rasch noch den langen Heimweg in die Ostschweiz unter die Räder, um zu später Stunde mit einem guten Kumpel noch auf dessen Geburtstag anstossen zu können.
Persönlich
Mein Sternzeichen
Ich bin Jungfrau. Obschon ich mich nicht stark mit dieser Thematik befasse, erkenne ich mich als sachlich, bedacht, zuverlässig und organisiert.
Mein Charakter
Ich bin eine äusserst gesellige Person, die den Umgang mit anderen Menschen liebt und privat überhaupt nicht immer im Mittelpunkt zu stehen braucht.
Meine Heimat
Mich bringt man nur schwer von daheim weg und ich wache am Morgen am allerliebsten im eigenen Bett auf. Auswärts kann ich es auch geniessen, aber ich freue mich immer wieder auf mein Zuhause im prächtigen Appenzellerland mit seinem rundum heimeligen Umfeld.
Meine Sportaktivitäten
Konditionell bin ich recht fit, aber koordinative Sportarten liegen mir überhaupt nicht. Im Sommer geniesse ich die Bergwelt und erklimme den Säntis oder andere Ziele auch mal in neuem Rekordtempo.
Meine Tiere
Im Elternhaus hatten wir keine Haustiere und solche sind für mich wegen vieler Auswärtstermine auch heute kein Thema. Ich erfreue mich aber an der beruhigenden Wirkung von weidenden Schafen und Kühen rund um mein Zuhause.
Meine digitale Welt
Ich bin ein grosser Fan diverser digitaler Gadgets. Neben Fotokamera, Computer oder Handy sind das zum Beispiel Drohnen oder programmierbare LED-Bühnenlampen.
Mein Spieltrieb
In einer gemütlichen Jassrunde kann ich Abende und Nächte verbringen und früher wurde in meinem Kollegenkreis auch gerne gepokert. Obschon dabei stets der gesellschaftliche Aspekt im Vordergrund steht, kann ich voller Risikobereitschaft auch mal den einen oder anderen Franken an meine Freunde oder Familienmitglieder verlieren. Aus diesem Grund lasse ich ganz bewusst die Finger vor öffentlichen Turnieren oder anderen Spekulationsmöglichkeiten.
Meine Zukunft
Ich bin sehr dankbar, dass sich in meinem Leben in den letzten Jahren viel Tolles ergeben hat und ich hoffe, dass ich diesen Aktivitäten auch in den nächsten Jahren nachgehen darf. Ich bin mir aber bewusst, dass dies nur mit guter Gesundheit und intaktem Umfeld überhaupt möglich ist.
Nicolas Senn
Geburtsdatum
19. September 1989
Herkunft
Aufgewachsen in Romanshorn und wohnhaft in Gais AR
Zivilstand
Ledig, vergeben
Hobbys
Musik, Fotografie, Wandern
Beruflicher Werdegang
Nach dem Besuch der Kantonsschule studierte Nicolas Senn an der HSG St. Gallen Wirtschaft und wurde dort im Oktober 2017 als «Master of Arts in Business Innovation» diplomiert. Parallel dazu verdiente er seinen Lebensunterhalt bereits zur Studienzeit als freischaffender Musiker und seit 2012 nebenbei als TV-Moderator.
Ein paar Stationen
2001: Sieger Jungmusikantenwettbewerb, 2004: Kleiner Prix Walo, CD «Hackbrett pur»; 2006 Stadl-Stern – 2007: Konzerttournee in Russland – 2009: Erste Tour mit Bligg vor 150’000 Livezuschauern – 2010: Sieg Schweizer Final GP der Volksmusik, Hackbrettkonzert auf dem Kilimanjaro, CD «hackbrettWELT» – 2011: Prix Walo Volksmusik, Showact am Basel Tattoo, Gast bei Stefan Raab (TV Total) – ab 2012: Moderator «Potzmusig» und «Viva Volksmusik» – ab 2013: Live-Band «Senn&NonSenns» bei Land-frauenküche – 2018: CD «Sennemusig»
Aktuelle CD
Auf dem dritten Album (15 Titel) des Hackbrettspielers Nicolas Senn stammen erstmals sämtliche Kompositionen aus der Feder des bekannten Hackbrettlers. Eingespielt wurden die Titel mit Senns Appenzellerformation «Sennemusig», dem Trio Senn-Wyss-Küng sowie mit dem klassischen Trio Fontane.
Aktuelles Notenheft
Die Noten zur aktuellen CD mit Akkordbezifferungen sowie verschiedenen Begleitstimmen wie Violine, Akkordeon und Bass.