Nidwaldner Ländlerabig 2017
Jubiläumsanlass in Stans
Der Nidwaldener Ländlerabig zeigt traditionsgemäss ein buntes Abbild der vielfältigen Volkskultur im Kanton Nidwalden. Der beliebte Anlass, welcher jedes Jahr in einer anderen Gemeinde über die Bühne geht, findet am 20. Mai bereits zum 25. Mal statt. Mit von der Partie ist auch die Kapelle Echo vom Stanserhorn, welche heuer ihr 20-Jahr-Jubiläum feiern darf.
In den Jahren um 1990 trafen sich einige Nidwaldner Ländlermusik-Formationen einmal im Jahr zu einem gemeinsamen internen Musikantenhock ohne Publikum. Am letzten dieser Treffen machte Alois Gabriel aus Obbürgen den Vorschlag, in einem jährlichen Konzert die Nidwaldner Volksmusik einem interessierten Publikum zu präsentieren. Gesagt, getan! Man entschied, jedes Jahr einen Nidwaldner Ländlerabig durchzuführen. Im ersten OK wirkten Alois Gabriel, Armin Käslin, Ernst Zimmermann, Thedy Christen und Werner Gisler mit. Zu jener Zeit war im Restaurant Kreuz in Ennetbürgen öfters Stubete. Deshalb wurde Wirt Gody Bissig angefragt, ob man bei ihm den 1. Nidwaldner Ländlerabig durchführen könne. Er sagte sofort zu. Im Frühjahr 1993 war es soweit: Zehn Formationen erfreuten ein grosses Publikum. Es war geplant, die zweite Auflage wieder in Ennetbürgen durchzuführen. Doch inzwischen wirtete Gody Bissig in Wolfenschiessen, wo deshalb 1994 der 2. Ländlerabig über die Bühne ging. Diese Züglete brachte das OK auf die Idee, den Anlass in Zukunft jedes Jahr in einer anderen der elf Nidwaldner Gemeinden zu organisieren. Das Konzept erwies sich als Volltreffer. Doch was macht den Anlass so erfolgreich? Zehn gestandene und neuere Formationen, darunter zwei Nachwuchskapellen, treten jeweils vor zirka 300-400 begeisterten Volksmusikfreunden auf. Jede Formation interpretiert drei Tänze konzertmässig. Das kommt vielen Volksmusikliebhabern sehr entgegen, denn nur selten bietet sich ihnen die Möglichkeit, ihre Musik in einem grossen Saal in absoluter Ruhe konzertant geniessen zu können. Dank der sorgfältigen, ausgewogenen Auswahl der Formationen durch das OK, kommt das Publikum jeweils in den Genuss der aktuellen Nidwaldner Ländler- und Volksmusik, die recht breit gefächert ist: Vom urchigen Illgauer-Stil über konzertante Ländlermusik bis zu neuer experimenteller Volksmusik hat alles Platz. Zum bewährten Konzept gehört auch, dass für die Festwirtschaft immer ein Verein aus der Gastgemeinde zuständig ist.
Alois Gabriel und Thedy Christen prägten den Anlass
Alois Gabriel aus Obbürgen ist eine vielbeschäftigte Persönlichkeit. So leitete er von 2008 bis 2012 zusammen mit Johannes Schmid-Kunz das Haus der Volksmusik in Altdorf und initiierte das Volksmusikfestival Altdorf. Auch beim Nidwaldner Ländlerabig war er Mann der ersten Stunde. Als erster OK-Präsident prägte und festigte er den Anlass während der ersten elf Jahre, also solange, bis jede Gemeinde einmal Austragungsort gewesen war. Alois erwies sich als gewiefter Moderator. Seine Ansagen mit feinsinnigen selbst verfassten Gedichten im Nidwaldner-Dialekt bleiben unvergesslich. Der inzwischen pensionierte Primarlehrer hat den Anlass gelegentlich auch kritisch hinterfragt. So ermunterte er die auftretenden Kapellen öfter, vor allem Eigenkompositionen aufzuführen und das zu spielen, was den Musikanten selbst am meisten entspricht, nicht nur die Gassenhauer, die das Publikum halt immer wieder hören möchte. Wie und wo ordnet er den Nidwaldner Ländlerabig ein? Dazu sagt Alois Gabriel: «Die Volksmusik, als kleiner Teil der Schweizer Kultur, wird nie ein Massenpublikum begeistern, weil sie zu individuell ist.» Deshalb könne man von den Massenmedien nicht erwarten, dass sie dieser Musikrichtung sehr viel Beachtung schenken würden. «Wenn uns unsere Musik gefällt, müssen wir sie selbst pflegen und fördern, damit die grosse Vielfalt erhalten bleibt. Dieses Ziel verfolgt der Nidwaldner Ländlerabig», sagt Gabriel. Zugleich soll das Konzert den beteiligten Formationen einen Ansporn geben, ihre Musik zu verfeinern und den Nachwuchsformationen als Plattform dienen.
Ähnlich wie Alois Gabriel hat auch Thedy Christen den Nidwaldner Ländlerabig stark mitgeprägt. Der umgängliche, weit herum bekannte Handorgelspieler (HD Dani & Thedy Christen) war von 2003 bis 2012 OK-Präsident. Ihm und seinem OK-Partner Christian Häfliger, zusammen mit ihren beiden Ehepartnerinnen, ist es zu verdanken, dass inzwischen die nächste Generation diesen Anlass mit viel Herzblut weiterführt. Dani, der Sohn von Monika und Thedy Christen, ist seit 2012 OK-Präsident des Nidwaldner Ländlerabigs.
Am 20. Mai wird gefeiert
Am Jubiläums-Anlass vom 20. Mai in der Turmatthalle in Stans wird auf die Anfänge des Nidwaldner Ländlerabigs zurückgeblickt. Durchs Konzertprogramm führen Dani Christen und Ruedi Joller. Die zwei Spezialgäste Alois Gabriel und Thedy Christen werden das eine und andere Müsterchen aus den Anfängen dieses Anlasses zum Besten geben. In musikalischer Hinsicht wird die Nidwaldner Spezialkapelle einen Rückblick präsentieren. Sie setzt sich aus fast allen bisherigen OK-Mitgliedern zusammen. Auf die Besucher wartet ein abwechslungsreiches Programm: Junge und etablierte Formationen treten auf. Nach dem Konzert ist Tanz mit dem Ländlertrio Wilti-Gruess angesagt. Der Nidwaldner Ländlerabig erfreut sich eines grossen Stammpublikums und dürfte auch dieses Jahr wieder viele Ländlerfreunde anziehen. «Es hat sich gezeigt, dass unser praktisch unverändertes Konzept bei den Zuhörern sehr beliebt ist», sagt OK-Präsident Dani Christen. «Da es nicht viele Konzerte dieser Art gibt, ist es uns umso wichtiger, dass wir den beliebten Anlass noch viele Jahre weiterführen können.» Allerdings möchte das OK in Zukunft vermehrt auch junges Publikum anziehen und mit neuen Ideen ansprechen, daher wird heuer erstmals eine Ländler-Bar geführt.
Aktive Nachwuchsförderung
Die Förderung des Volksmusiknachwuchses läuft (auch) in Nidwalden auf verschiedenen Ebenen ab. Viele Kinder entdecken die Freude an der Volksmusik zuerst im familiären Umfeld. Nicht mehr wegzudenken sind die örtlichen Musikschulen. Sie spielen eine wichtige Rolle und bieten auch Unterricht auf typischen Volksmusik-Instrumenten an. Gute, langjährige Musiklehrer unterrichten die Kinder mit viel Herzblut. Im ausserschulischen Bereich betreibt der VSV Unterwalden seit vielen Jahren Jugendförderung. Er organisiert alljährlich – abwechselnd in Ob- und Nidwalden – ein Jungmusikantentreffen. Diese wertvolle Plattform nutzen jeweils 70 bis 80 junge Volksmusikanten. Zudem führt der VSV einen Jungmusikanten-Fonds. Dank ihm werden Jugendliche bei Kursen und Teilnahmen an schweizerischen Treffen finanziell unterstützt. Auch am Nidwaldner Ländlerabig und beim Volksmusikverein Ennetmoos erhalten junge Formationen sporadisch die Gelegenheit, sich einem grösseren Publikum zu präsentieren. Zudem gibt es einen Rotary-Wettbewerb (alle Sparten, auch Volksmusik) und seit zwei Jahren einen Kiwanis-Jugendförderpreis für Volksmusik in Ob-/Nidwalden. Die Früchte all dieser Fördermassnahmen sind erstaunlich. «Es steht um den hiesigen Volksmusiknachwuchs sehr gut», sagt Alois Gabriel. Dies bestätigen jüngste Erfolge zum Beispiel von Adrian Würsch oder Siro Odermatt bei nationalen Anlässen.