Obwaldner Trachtenchörli

Jodelgnuss pur

21 Männer und 9 Frauen in ihren schmucken Obwaldner Trachten zieren das Titelbild des soeben erschienenen fünften Tonträgers des Chörlis, deren Mitglieder aus dem ganzen Kanton kommen. In der Besetzung als gemischter Chor ertönt ein breiter, runder und wohliger Chorklang, der in der langen Zeit seines Bestehens bereits auf der ganzen Welt zu hören war. 

Altmeister Jost Marty übernahm nach der Gründung im Jahr 1951 die musikalische Leitung des Obwaldner Trachtenchörlis, eine Aufgabe, die er bis Mitte der 1970er-Jahre erfüllte. Seine Nachfolgerin, Josy Berwert-von Holzen, weitete das Tätigkeitsfeld stark aus. Sie führte das Chörli nach Brasilien, Japan und Slowenien und nahm die ersten drei Tonträger auf. Seit 2002 hat nun Beat von Holzen die musikalische Leitung. Nach «Passid uf» ist die jetzt vorliegende CD der zweite Tonträger unter seiner Führung. Mittlerweile hat er auch Eigenkompositionen geschaffen, die das Repertoire des Obwaldner Trachtenchörlis exklusiv bereichern. So findet sich auf der neuen Scheibe zum Beispiel sein «Schnägghittä-Juiz», einer der insgesamt acht Naturjodel in diesem Programm. Damit ist auch das «Kerngeschäft» des Chörlis klar demonstriert. Klare Jodelstimmen – Männer und Frauen – werden vom kräftigen und ausgewogenen Chor begleitet. Das wird schon im ersten Titel dieses Tonträgers mit «Bärglerchoscht» von Fridolin Haldi klar eingeleitet.

Der «Foribächler» von Trudi Kiser erfordert von den Jodelregistern einiges rhythmisches Geschick. Schön, wie die Stimmen echoartig ineinandergreifen. Der nächste Juiz, es ist der «Flounalp-Juiz» des einheimischen Toni Vogler, wird vom Duett Markus von Wyl – Daniel Ettlin dargeboten. Ein Kompliment gehört den beiden Jodlern, die den Juiz in natürlicher Art unbegleitet präsentieren und so eine weitere Klangvariante zum Thema «Jodelgenuss pur» dieser Scheibe beitragen. Es ist einer von sechs Vorträgen, die nicht vom ganzen Chor gesungen werden.

Ihre natürliche Stimme präsentiert die Solojodlerin Luzia von Ah mit ihrem Akkordeonbegleiter Stefan Wallimann zunächst im «Äschi-Juiz» von Ruedi Rymann und später mit dem «Hehi-gratjuiz» von Neldi Ming. Das Duett Fabienne Wallimann – Sabine von Wyl und der Schwyzerörgeler Michael Wallimann zeigen ihre hohe Kunst im Lied «My Sunnetag» von Miriam Schafroth. Schade, – diese Bemerkung sei an dieser Stelle erlaubt – dass zum perfekten Gesang das leicht verstimmte Örgeli etwas negativ auffällt. Ein wuchtiger Jodel, wiederum mit anspruchsvollen Solopassagen, ist der «Fliehmatt-Juiz» von Anni Wallimann.

Neben dem Reigen der Naturjodel fällt dem Beobachter das Lied «Ds Älggi» von André von Moos wegen der schönen Harmonien auf. Mit zwei weiteren Kompositionen aus seinem Ideenreichtum ist der Komponist prominent vertreten. Bei dieser Gelegenheit muss auch der Obwaldner Dialekt angesprochen werden, der den Liedern eine besondere Färbung und dem Chor eine zusätzliche Echtheit verleiht. So auch im Lied «Abärot» von Edi Gasser, das als letzter Titel des Programms erklingt.

Bewusst hat der Chor bei dieser Produktion auf den Naturjuiz gesetzt. Damit liegt das Obwaldner Trachtenchörli im momentanen Trend, insbesondere bei den Liebhabern des urchigen Jodelgesangs. Angesichts der guten Jodelstimmen hat das bestimmt seine Berechtigung, wenn auch eine gewisse Gleichförmigkeit im Programm neben den Jodeln der Lieder nicht zu verneinen ist. Aber das tut der Freude über den schön präsentierten Strauss mit urchiger Jodelchoscht in keiner Weise Abbruch.

Aktuelle CD

7965

Phonoplay 7965
16 Titel