Ländlerkapelle Carlo Brunner

Schlussbouquet

Seit Carlo Brunners Töne 1969 erstmals auf einer Schallplatte zu hören waren, sind über 40 Alben mit seiner Musik erschienen. Jetzt präsentiert er mit seiner Kapelle sein klingendes Schlussbouquet.

In einer Schweizer Volksmusikzeit-schrift über Carlo Brunner schreiben zu wollen, entspricht wirklich dem sprichwörtlichen «Wasser in die Aare tragen». Was soll man denn da noch schreiben, was nicht schon jeder kennt? Wenn einer schon so lange und derart aktiv in der Szene ist, neigt man ja dazu, Neuausgaben als «normal», ja fast alltäglich zu betrachten. Und tatsächlich zeigt die Milchbüechlirechnung, dass Carlo Brunner in den 2’600 Wochen seit seinem ersten Auftritt im Restaurant Erle in Küsnacht ZH an die 3’000 Kompositionen in verschiedenen Musikgenres geschaffen hat, also etwas mehr als eine Komposition pro Woche über einen Zeitraum von 50 Jahren! Er dürfte damit wohl der fleissigste Schweizer Volksmusiker aller Zeiten sein!

Das alleine wäre eine Meldung wert. Sensationeller aber ist die Tatsache, dass auch die neueste CD keine Anzeichen von Müdigkeit zeigt. Nach wie vor präsentiert Carlo mit seinen drei Kollegen Martin Nauer, Schöff Röösli und Philipp Mettler ein frisches, lebendiges Volksmusikprogramm mit 17 Kompositionen im konzertanten Innerschweizerstil. Dass er dabei die harmonischen und rhythmischen Usan-zen dieser Stilrichtung strikte einhält, zeigt seine Verbundenheit zur Ländlermusik. Genau so hat es seinerzeit sein Vorbild Kaspar Muther auch getan, dessen Vorbildfunktion Carlo schon seit vielen Jahren kompetent eingenommen hat. Stiltypisch ist einerseits die Vielfalt punkto Rhythmen sowie jene der wechselnden Instrumentierungen. Natürlich ist der König der Ländlertänze, der Schottisch, am meisten vertreten. Daneben mischen Ländler, Fox, Walzer, Marsch, Polka, Schnellpolka und Ländlerwalzer das Programm auf.  Bei
den Besetzungen teilen sich das Tenorsaxophon, Altsaxophon und die Klarinette den musikalischen Kuchen. Wenn man von Instrumentierung im konzertanten Innnerschweizerstil redet, so darf die (ge)wichtige Rolle des Akkordeons nicht vergessen werden. Seit 33 Jahren ist der versierte Akkordeonist Martin Nauer Carlos Musikpartner. Mit seinem variantenreichen Spiel zwischen zweiter Stimme, Akkordbegleitung und solistischen Teilen hat er das akustische Bild der Kapelle Carlo Brunner massgebend mitgeprägt. Und natürlich ist auch auf der finalen CD ein Akkordeonsolo, der Walzer «Ali Baba» zu hören. Beim Beschrieb dieser neusten CD dürfen lobende Worte an die beiden weiteren Begleiter Schöff Röösli am Klavier und Philipp Mettler am Bass und zweiten Blasinstrument nicht fehlen. Mit ihrem fein abgestimmten Spiel unterstützen sie Carlo und Martin gekonnt, unauffällig und dennoch unersetzlich – genau das, was man von versierten Begleitern erwartet.

Per Ende 2017 soll nun also die Aera mit Carlo und Martin zu Ende gegangen sein! Auch wenn es sie im Duo offiziell nicht mehr geben wird, werden die beiden das Musizieren an sich aber nicht aufgeben. Denn wenn einer derart lustvoll musizieren kann, wird er sein Instrument nicht einfach zur Seite legen können. Und wir, denen die Kapelle Carlo Brunner über fast fünf Jahrzehnte viel Freude bereitet hat, haben ja immer noch die vielen Tonträger. Sie werden auch in weiterer Zukunft die Musikprogramme an den Radios bereichern und dort als Beispiel für eine perfekte Ländlerkapelle im Innerschweizerstil stehen. Schön, dass wir Zeitgenossen dieser überaus erfreulichen Epoche sein durften.

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