SCHLUSSGANG-Saisonbilanz 2017
Samuel Giger (18) auf dem Ehrenplatz, Remo Käser (20) auf Rang drei und Armon Orlik (21) mit der Schlussgangteilnahme sorgten in Estavayer am Eidgenössischen Schwingfest 2016 für einen fulminanten Angriff der Jugend. In der Saison 2017 gelang es den Arrivierten, diesen Sturmlauf nochmals abzuwehren. Allen voran durch den alle überragenden 32-jährigen Unspunnen-Sieger Christian Stucki.
23.11.2017 | VON JAKOB HEER | FOTOS ROLF EICHER
entstanden in Zusammenarbeit mit der
Schwingerzeitung SCHLUSSGANG
Die Bestätigung eines Sieges oder grossen Erfolges ist bekanntlich schwer. Dies musste 2017 auch die aufstrebende Generation im Sägemehl erfahren. Wer allgemein nach Estavayer2016 einen Generationenwechsel voraussah, wurde eines Besseren belehrt. Mit Christian Stucki war 2017 ein arrivierter Schwinger der Beste des Landes. Stucki gewann nacheinander das Seeländische, Mittelländische, Berner Kantonale sowie die Bergfeste auf dem Weissenstein und Brünig. Mehr als fünf Kranzfestsiege realisierte der Seeländer Hüne letztmals in der Saison 2009, als er sich sechs Mal als Festsieger hatte krönen lassen können. Besonders eindrücklich war Stuckis Triumph auf dem Weissenstein, dem er mit sechs Siegen den Stempel aufdrückte.
Beim Berner Kantonalen dominierte Stucki die ersten fünf Gänge im ähnlichen Stil. Trotz einer Niederlage im Schlussgang gegen Kilian Wenger blieb ihm am Ende Rang 1b. Nach dem geteilten Berner-Sieg beim Bergklassiker auf dem Brünig folgte der erstmalige Erfolg am Unspunnen. «Ich glaube, man darf nach dieser Saison meinen Sieg in Interlaken schon verdient nennen», nannte es Überflieger Stucki in sachlicher Art. Remo Käser, der noch 2016 seine ersten zwei Kranzfestsiege feierte, konnte nicht mehr an die Vorjahressaison anknüpfen. Mit sieben Kränzen und Rang sechs am Unspunnen-Schwinget schwang er solide, der erwartete Sprung nach vorne blieb allerdings aus. Auch machte dem Oberaargauer eine Ellbogenverletzung zu schaffen.
Rekordsammler Aeschbacher
Im Schatten von Remo Käser haben sich zwei andere junge Berner ins Zentrum geschwungen: Matthias Aeschbacher und Curdin Orlik. Aeschbacher war mit zehn Kränzen der erfolgreichste Kranzgewinner der Saison 2017. Der Sumiswalder feierte am Freiburger Kantonalen seinen zweiten Kranzfestsieg, am Nordwestschweizer stand er dem dritten sehr nahe (Schlussgang-Niederlage gegen Martin Hersche). Dazu überzeugte er auch auf dem Brünig mit dem Ehrenplatz. Die grösste Überraschung im Lager der «Mutzen» gelang dem seit dieser Saison neu für die Oberländer Farben schwingenden Curdin Orlik. Der gebürtige Bündner liess im Lager des stärksten Teilverbandes mit der Schlussgangteilnahme am Mittelländischen ein erstes Mal aufhorchen. National ins Zentrum schwang sich das Mitglied der Schwingersektion Frutigen am 27. August in Interlaken. Ebenfalls eine starke Saison boten Kilian Wenger und Bernhard Kämpf.
Dass die Berner eine nicht unüberwindbare Festung sind, bewies der Unspunnen-Schwinget. Joel Wicki verfehlte trotz vier Siegen und einem Gestellten gegen Schwingerkönig Kilian Wenger den Schlussgang hauchdünn. Wicki war in Interlaken der Überflieger aus Innerschweizer Sicht. Ansonsten konnten im dezimierten Team nur noch die weiteren Luzerner Sven Schurtenberger, die Gebrüder Erich sowie Marco Fankhauser und der Schwyzer Reto Nötzli an der Spitze mittun. Obwohl sich Wicki noch auf einen ISV-Sieg gedulden muss, ist er die neue Nummer eins in der Zentralschweiz.
Sieben verletzte Eidgenossen
Wicki, der schon 2016 mit viel Pech das Eidgenössische verpasste, war auch in dieser Saison wieder mit Verletzungen konfrontiert. Insbesondere auf der Rigi überschlugen sich die Ereignisse in negativer Hinsicht, wo sich nacheinander im Schlussgang Bruno Nötzli und Joel Wicki verletzten. Hinter dem 20-jährigen Entlebucher tut sich der Nachwuchs in der Zentralschweiz jedoch schwer. Das hat auch damit zu tun, dass mit Pirmin Reichmuth, Dario Gwerder und Ralf Schelbert drei Talente verletzt ausfielen. Der Technische Leiter Teddy Waser sprach davon, «dass mir zeitenweise die halbe Mannschaft fehlte». Er spricht damit auf die nebst Reichmuth weiteren verletzten Eidgenossen Philipp Gloggner, Philipp Laimbacher, Mike Müllestein, Bruno Nötzli, Christian Schuler und Stefan Stöckli an, die alle den Saisonhöhepunkt verpassten.
Auch die beiden Nordostschweizer Gipfelstürmer Samuel Giger und Armon Orlik hatten 2017 mit der Verletzungshexe zu kämpfen. Armon Orlik siegte zum Kranzfestauftakt am Thurgauer und schien nahtlos an die Saison 2016 anzuknüpfen. Doch dann folgte der verheerende 7. Mai, wo sich das Bündner Talent bei seinem Gastauftritt am Aargauer Kantonalen in Brugg am Nacken verletzte. Dem nicht genug, verletzte sich der Maienfelder am Unspunnen im Duell gegen Joel Wicki von neuem an den Rippen. «Die Saison lief nicht ganz so, wie ich mir das vorstellte. Zum einen die Verletzungen, zum anderen Niederlagen im Sägemehl wie auf der Schwägalp. Doch ich versuche jeder Niederlage etwas Positives abzugewinnen», blickt der Bündner bereits in die Zukunft.
Samuel Giger ist mit vier Kranzfestsiegen der zweiterfolgreichste Athlet der zurückliegenden Saison. Doch wegen einer am Schaffhauser Kantonalen im Duell gegen Daniel Bösch zugezogenen Schulterverletzung verpasste er den Unspunnen-Schwinget. Der gelungene Auftritt auf dem Brünig und Martin Hersches Überraschungstat am Nordwestschweizer liessen die NOS-Athleten mit berechtigten Hoffnungen nach Interlaken reisen. Dort erlebten sie ein Wechselbad der Gefühle, konnte Hersche doch gar nicht teilnehmen. Obwohl sie den Sieg von 2011 nicht wiederholen konnten, bot Daniel Bösch einen starken Wettkampf. Domenic Schneider und Samir Leuppi zeigten auf, dass der Nordostschweizer Verband in der Breite wieder zugelegt hat.
Leaderwechsel im NWS-Verband
Endgültig einer der jungen Garde hat in der Nordwestschweiz das Zepter übernommen: Nick Alpiger. Der 21-jährige Lenzburger gewann erstmals das Baselstädtische und war auch am Unspunnen bester NWS-Athlet. Die Routiniers Bruno Gisler, Christoph Bieri und Mario Thürig konnten beim Saisonhöhepunkt nicht mehr an der Spitze mittun.
Hinter Alpiger drücken weitere Talente wie Tobias Widmer (21), Janic Voggensperger (19) und Michael Bächli (19), dessen Rückkehr ersehnt wird. Bei den Südwestschweizern ist Steven Moser (21) der längst fällige erste Kranzfestsieg geglückt. Mit Lario Kramer (19) und Steve Duplan (20) drücken weitere Namen. Letzterem glückten beim Saisonhöhepunkt gar drei Siege.
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