Schüpferimeitli
Die Schüpferimeitli haben einen kometenhaften Aufstieg hinter sich. Zwei Jahre nach der Duettgründung wurden sie 2013 durch den Sieg in der TV-Sendung Alpenrose im ganzen Land bekannt und zählen heute zu den gefragtesten Jodel-Kleinformationen der Schweiz. Land&Musig hat die beiden aufgestellten Frauen in ihrer Nidwaldner Heimat aufgesucht, welche ihnen die bodenständige Basis für ihr ganzes Leben bietet.
23.5.2017 | VON STEFAN SCHWARZ
Zusammen mit einer weiteren Schwester sind Silvia und Anita Bucher in der Schüpferi oberhalb von Buochs aufgewachsen. Der Bauernhof in der grossen Waldlichtung zwischen Vierwaldstättersee und Buochserhorn hat die Schüpferimeitli geprägt. Abseits der restlichen Dorfjugend musste zuhause zwar fleissig angepackt werden, im Gegenzug entstand dabei aber eine tiefe und wertvolle Beziehung zur eigenen Heimat. Dazu gehörte von klein an auch die Volksmusik, welche nicht nur daheim auf der Schüpferi einen hohen Stellenwert hatte. Im Haus der verwandten Fischers wurde nämlich immer aktiv gesungen, gejodelt und musiziert. Allen voran war es Tante Maria, die ihre vier Söhne und immer wieder auch ihre Nichten mit lebendiger Volkskultur in Berührung brachte. Mit Erfolg! Der älteste Sohn Stefan beispielsweise amtete 2008 als offizieller Fähnrich des Eidgenössischen Jodlerverbandes und Urs beweist seine Vielseitigkeit seit einigen Jahren erfolgreich als «Dr Eidgenoss». Die drei Bucher-Schwestern ihrerseits durften gemeinsam mit ihrer Tante alsbald erste Auftritte im Quartett bestreiten und so in jungen Jahren bei allerlei Anlässen erste Bühnenerfahrung sammeln. Das Publikum war natürlich entzückt von der herzigen Ausstrahlung der jodelnden Kinder, welche sich schon damals hübsch herausgeputzt in der Tracht oder geschmückt mit Edelweisstüechli gekonnt in Szene setzten. Unisono bestätigen Silvia und Anita rückblickend, dass punkto Kleidung ihre Mutter stets darauf geachtet hatte, dass ihre Mädchen auch wirklich hübsch aussehen.
Heikle Teenager-Zeit und ein kompetenter Coach
Ende der Schulzeit und während der Berufsausbildung fragten sich die Schüpferimetli immer mal wieder, ob sie anstelle von Jodel-Engagements oder Auftritten mit der eigenen Ländlerformation nicht wie Gleichaltrige einfach auch mal cool herumhängen und das Leben auf andere Weise geniessen sollten. Dank dem elterlichen Einfluss und der eigenen Freude an der Sache erfolgte aber kein grundlegendes Umdenken. Ganz im Gegenteil! Silvia und Anita entschlossen sich, ihre Jodelleidenschaft als Duett noch etwas intensiver und professioneller zu pflegen und begaben sich fortan nicht mehr auf die Ländlerbühne. Stattdessen fanden die Schüpferimeitli in Fredy Wallimann einen ausgewiesenen Jodelfachmann, der ihnen ergänzend zu den gemachten Erfahrungen im Kinderjodelchörli Brisäblick neue Motivation und viele wertvolle Tipps mit auf den Weg gab. Silvia und Anita erinnern sich beispielsweise daran, wie sie sich immer wieder selber im Spiegel begutachten mussten, um neben technischen Grundlagen auch die optische Ausstrahlung zu optimieren. Die Zusammenarbeit mit Fredy Wallimann trug bald Früchte und der Dirigent und Komponist ermunterte seine talentierten Schützlinge, einen Handorgelbegleiter zu suchen.
«Was wir mit unseren Stimmen den Menschen gratis verschenken dürfen, ist ein grosses Privileg, für das wir dankbar sind!»
Schon das erste Telefonat führte 2011 zum Erfolg. Mit Daniel Waser (1989) fanden die Schwestern einen passenden Akkordeonisten, der von der Familienkapelle und der Trachtenmusik Beckenried her bereits eine grosse musikalische Erfahrung mitbrachte. Obschon für ihn das Begleiten von Jodelliedern anfänglich noch Neuland darstellte, entwickelte er in Kürze das nötige Gespür für die neue Herausforderung. Bereits ein knappes Jahr später traten die Schüpferimeitli zusammen mit Dani am bekannten Naturjodelabend auf der Klewenalp auf und durften im Vorfeld gemeinsam ihren ersten Radioauftritt bestreiten.
Der unerwartete Erfolg
Fast zur gleichen Zeit machte Anita ihre beiden Gspänli auf das kommende Casting für die TV-Show Alpenrose aufmerksam. Obschon Silvia anfänglich nicht so begeistert war, liess man sich auf die Sache ein. Anita füllte die langen Fragebogen eigenhändig aus und bastelte mit Ach und Krach auch das geforderte erste Videofilmli der Schüpferimeitli. Dann ging alles ganz unerwartet schnell. Die Nidwaldner wurden zum Casting aufgeboten und befanden sich plötzlich unter den sieben auserwählten Interpreten für die Fernsehsendung. Als Silvia, Anita und Dani das restliche Teilnehmerfeld mit Namen wie Chrimafrä Kunz oder Chäly-Buebe sahen, rechneten sie sich keinerlei Chancen für eine Top-Platzierung aus. «Wir dachten, das gibt einen schönen TV-Auftritt und dann ist es das gewesen», erzählt Silvia und präzisiert, dass man sich aber vor laufender Kamera natürlich schon bestmöglich präsentieren wollte. Das Schweizer Fernsehpublikum war vom erfrischenden Gesang in sympathischem Nidwaldnerdialekt begeistert und fand auch grossen Gefallen an der berührenden Jodelversion des Titels «S Härz vonrä Muetter» aus der Feder von Stefan Roos und Tommy Mustac. Sagenhafte 40,46 Prozent aller Anrufe machten somit die überwältigten Schüpferimeitli am 4. Mai 2013 zu den grossen Siegern der Show und sicherten ihnen und ihrem Begleiter das Preisgeld von 20’000 Franken.
Was im Anschluss folgte, hätten sich die Drei wohl in ihren kühnsten Träumen nicht auszumalen gewagt. Schon am Tag darauf sassen sie für den Volksmusik-Brunch bei Joel Gilgen im Radiostudio und neben dem BLICK wollten plötzlich auch diverse andere Zeitungen einen Interviewtermin mit den Schüpferimeitli, die nach all diesen emotionalen Momenten viel lieber den Heimweg in Angriff genommen hätten. Noch im gleichen Monat folgten bereits 14 Auftritte und im Expresstempo mussten eine erste CD aufgenommen sowie eine Homepage geschaffen werden. Die Schüpferimeitli wurden von Auftrittsanfragen für Jodelkonzerte überhäuft und wollten als junge und motivierte Interpreten möglichst überall zusagen. Dies hatte fürs Jahr 2014 rund 90 Engagements zur Folge, was neben Hunderprozentjobs den Bogen überspannte und an Wochenenden kaum mehr Freiraum für Erholung und Privatleben bot. Dies zerrte massiv am Wohlbefinden und brachte zuerst Silvia an ihre persönlichen Grenzen. Schliesslich organisierte sie so ganz nebenbei noch die ganze Administration mit unzähligen Telefonaten, Abklärungen und viel Papierkram.
Mittlerweile haben die Schüpferimeitli und Dani das richtige Mass gefunden und bestreiten jährlich gegen 50 Auftritte. Damit können zwar nicht alle Anfragen berücksichtigt werden, aber die Erfahrung hat den jungen Interpreten gezeigt, dass weniger manchmal auch mehr ist. Heute wird ein Engagement nur noch dann angenommen, wenn es wirklich für alle drei stimmt: «Bei 2:1 wird einfach abgesagt!»
Dankbar und authentisch
Trotz einiger turbulenter Momente sind die Schüpferimeitli rückblickend dankbar für alle Erfahrungen, die sie im Laufe so kurzer Zeit bereits machen durften. Dabei spüren sie, dass neben dem brennenden Feuer für die Musik auch das gegenseitige Vertrauen und das freundschaftliche Miteinander besonders wertvoll sind. Die gemeinsamen Stunden in privatem Rahmen, bei Proben, während langen Autofahrten oder an Auftritten sind stets geprägt von natürlicher Harmonie, die man auch als Aussenstehender innert kürzester Zeit erahnen kann. Und wenn die Schüpferimeitli dann auf der Bühne stehen und eines ihrer Lieder anstimmen, wird es fast jedem Zuhörer ein wenig warm ums Herz. Die aufeinander abgestimmten Stimmen, die dezente aber feinfühlige Handorgelbegleitung und ein gutes Gespür für die richtige Liedauswahl sind ein wesentlicher Teil des Erfolgsrezeptes der Schüpferimeitli. Die aus tiefster Seele gesungenen Texte erzählen authentisch von prächtigen Orten und unvergessenen Momenten, wie sie die Interpreten selber erlebt haben könnten. «Es muss inhaltlich einfach zu uns passen und genau deshalb meinen die Leute oftmals, wir hätten die Titel selber geschrieben», erzählt Silvia mit verschmitztem Lächeln und Anita fügt an, dass viele der Lieder echte Trouvaillen sind, die nicht in jedem Repertoire zu finden sind. Eine Besonderheit in den Programmen der Schüpferimeitli sind neben dem Erfolgstitel «S Härz vonrä Muetter» auch zwei weitere Titel des Autorenduos Mustac-Roos, welche nicht explizit dem traditionellen Jodelrepertoire zugeordnet werden können. Die Schüpferimeitli sind diesbezüglich aber ohnehin offen und können sich bei passender Gelegenheit auch weitere klingende Ausflüge vorstellen. Vorerst sind wegen dem nahenden Zuwachs in Silvias Familie jedoch keinerlei aussergewöhnlichen Experimente angesagt. Gemäss dem aktuellen Tonträgertitel «härzlich & ächt» stehen die Schüpferimeitli weiterhin voller Elan mit Dani auf der Bühne und freuen sich darüber, dass sie mit ihren Liedern so viele Menschen berühren können.
Aktuelle CD
Silvia von Rotz-Bucher
Herkunft
Buochs NW
Familie
Verheiratet und Mutter von Tim (1,5-jährig). Ein zweites Kind wird im Herbst erwartet.
Beruf
Zu 30 % Detailhandelsfachfrau in der Blumenbranche und zu 70 % glückliches und fürsorgliches Mami.
Andere Hobbys
Silvia spielt auch Handorgel und trat im Teenager-Alter zusammen mit einer Kollegin sowie Schwester Anita im Handorgelduett auf. Heute beschränkt sie sich lieber aufs Jodeln, weil vom Übungsaufwand her nicht Beides in guter Qualität möglich ist. Als kreativer Mensch kocht und bastelt Silvia sehr gerne. Ansonsten liebt sie allerlei Aktivitäten in freier Natur wie Biken oder Joggen. Im Jahr 2012 wurde Silvia Bucher aus anfänglich 80 Bewerberinnen zur Vizemiss-Zentralschweiz gekürt.
Anita Bucher
Herkunft
Buochs NW
Familie
ledig
Beruf
Köchin in einem Altersheim.
Andere Hobbys
Anita Bucher war 6 Jahre bei der Trachtengruppe Buochs aktiv und tanzt immer noch gerne. Sie liebt Aktivitäten in der Natur wie Schwimmen, Wandern oder Biken, spielt Klavier sowie bäckt und bastelt gerne. Weiter ist sie ein grosser Schlagerfan und trat 2012 im Starduett der TV-Sendung «Happy Day» mit Helene Fischer auf.
Persönlich
Silvia über Anita
Ich bin stolz, dass Anita meine Schwester ist und dankbar, dass wir dieses wunderbare Hobby miteinander teilen dürfen.
Anita über Silvia
Ich bewundere Silvias Organisationstalent und schätze es, dass sie mit viel Elan den ganzen administrativen Bereich wie Engagements und Tonträgerbuchhaltung so hervorragend betreut.
Meine Heimat
Wir sind mit Landwirtschaft und Traditionen aufgewachsen und definieren unsere Heimat auch entsprechend. Neben dem individuellen persönlichen Umfeld gehören für uns beide unser Zuhause im Kanton Nidwalden mit schöner Bergwelt, duftenden Blumen, Kuhglocken, Jodel- und Alphornklängen dazu.
Sport
Als Ausgleich zum Alltag bewegen wir uns beide sehr gerne bei verschiedenen Aktivitäten in der freien Natur. Während Silvia seit Jahren von einem Halbmarathon träumt, möchte Anita demnächst einmal den Gitschen oder den Bristenstock erklimmen.
Tiere
Für uns gehören Tiere nicht in eine Wohnung, sondern müssen ihren Auslauf haben. Dementsprechend sind uns Bauernhoftiere am nächsten. Weil es zuhause auf der Schüpferi kein Federvieh gab, betreut Silvia mit ihrer Familie heute in der Nachbarschaft ihre eigenen Hühner.
Spieltrieb
Gesellschaftsspiele waren bei uns schon in der Kindheit kaum ein Thema. Wir arbeiteten und spielten meist draussen, konnten dazwischen auch die Ruhe geniessen oder widmeten uns der Musik.
Digitale Welt
In diesem Bereich unterscheiden wir uns am meisten. Silvia kann mit der medialen Welt nicht so viel anfangen und bevorzugt anstelle von SMS, WhatsApp oder Facebook die persönliche Kommunikation. Anita hingegen ist hier aktiver und betreut unsere Facebook- und Internetseiten, die uns als Informationsplattform auch viel Arbeit abnehmen. Handy und Computer gehören aber für uns beide zu den praktischen Hilfsmitteln, die wir im Zusammenhang mit den Aufgaben rund um die Schüpferimeitli sowie privat entsprechend nutzen.
Kontakt
Schüpferimeitli
Silvia von Rotz-Bucher
Spichermatt 1
6370 Stans
www.schuepferimeitli.ch
Telefon 041 530 07 13