Unerhört jenisch
Kinostart am 2. Februar 2017
Stefan Eicher und sein Bruder Erich Eicher haben es «in sich». Der berühmte Chansonier mit Schnauz und Ohrring hat geahnt, dass er jenische Vorfahren hat, doch geredet wurde in der Familie darüber nie. Er und sein Bruder entdecken, dass ihre Wurzeln zu diesen Familien nach Obervaz in den Bündner Bergen führen, zum berühmten blinden Geiger Fränzli Waser und dem legendären Klarinettisten Paul Kollegger.
Patricks junge Finger (bekannt von den Bündner Spitzbueba) fliegen über die Knöpfe. Er versinkt in der Musik. Der 80-jährige Othmar sitzt ruhig auf dem Stuhl, nur die flinken Hände entlocken dem Örgeli einen verschmitzten Schwung. Sie leben, was seit Generationen in den Familien Moser, Waser und Kollegger in den Bündner Bergen weitergegeben wurde. Ihre Musik. Die Musik der zugewanderten, eingebürgerten Spielleute, Glockengiesser, Scherenschleifer. Sie spielen mit dem «jenischen Zwick», sie kennen das Geheimnis des besonderen Sounds. Bewundert wurde ihre Musik von vielen, sie wurde überliefert und: übernommen. Die Jenischen, die ohne Noten musizierten, gaben gerne für einen Zweier Roten ihre Stücke zum Besten, bald kursierten diese als Gassenhauer und stürmten gar die Charts – aber mit anderem Titel und unter dem Namen anderer Musiker. Sie könnten Stolz sein auf ihre Musik, auf ihr Können, ihre Tradition. Doch sie sind es nicht. Denn die jenischen Familien wurden untersucht, diskriminiert und verfolgt. Der Bündner Psychiater Joseph Jörger attestierte diesen jenischen Familien erbliche Minderwertigkeit. Deshalb reden sie lieber nicht über ihre Musik, noch weniger über ihre Herkunft. Sie sind skeptisch und zurückhaltend.