Goldener Uristier für Jonny Gisler
Der Burner Volksmusikpionier wird ausgezeichnet
Der Regierungsrat des Kantons Uri verleiht den «Goldenen Uristier» dem Bürgler Volksmusikanten und Komponisten Ernst «Jonny» Gisler für dessen ausserordentliche Leistungen zugunsten der Urner sowie der Schweizer Volksmusik. Die Feier findet am 6. Januar in Altdorf statt.
Seit 2011 vergibt die Urner Regierung jedes Jahr einer Persönlichkeit oder einer Institution, die sich in ausserordentlicher Weise für den Kulturraum Uri eingesetzt hat, die Auszeichnung «Goldener Uristier». Mit Ernst «Jonny» Gisler kommt diese grosse Ehre nun erstmals einer Persönlichkeit aus der Ländlermusikszene zu, welche sich mit virtuoser Spielweise und grossem kompositorischen Geschick weit über den Kanton Uri hinaus einen klingenden Namen geschaffen hat.
Jonny Gisler, als sechstes von neun Geschwistern am 24. Mai 1930 in der Langmatt Bürglen geboren, verspürte bereits während den mittleren Schuljahren den unwiderstehlichen Drang, auf der Schwyzerorgel seines früh verstorbenen Vaters zu spielen. Noch als Schulbub trat er mit den Geschwistern Fred, Julius, Alois und Marieli als «Gislerbuäbä» in Erscheinung. Später spielte er mit den im gleichen Haus wohnenden Kollegen Franz und Kari Gisler als Trio Gisler auf. Man sprach vom «Volksmusiknest in der Langmatt». Es folgten zahlreiche Auftritte, nicht nur, aber immer auch im Restaurant Schützenhaus («Chez Bibi»).
Bedeutende Stellung in der Innerschweizer Volksmusik
Jonny Gisler nimmt seit Jahrzehnten eine bedeutende Stellung in der Innerschweizer Volksmusikszene ein. Gislers harmonische, an sein Vorbild Albert Hagen erinnernde Kompositionen finden weit über das Urnerland hinaus eine grosse Zuhörerschar. Sein humorvoller Charakter, seine Bescheidenheit und das grosse musikalische Können erklären den Erfolg. Die grosse Karriere begann mit den Handorgelduetten Gisler-Bissig und Gisler-Schmidig (Franz Schmidig sen.). Schon bald bestritt er unzählige Auftritte mit Koryphäen der Schweizer Volksmusik wie Köbi Buser, Werner Lustenberger, Fredy Zwympfer oder Franz Nauer. Während eines halben Jahrhunderts spielte er mit dem Trio Gisler. Immer wieder wurde er für Radio- und Fernsehauftritte eingeladen und zahlreiche Schallplatten und CD-Produktionen kamen in den Verkauf. Ein spezielles Erlebnis war im Jahr 1979 die Herausgabe des Tonträgers «Ürnergmüet» mit Sohn Paul. Auf Drängen der Volksmusikfreunde entstand 1996 schliesslich auch die liebliche CD «Chum guet hei», mit wiederum unveröffentlichten Kompositionen. Diese widmete er seinen Grosskindern.
Unter den rund 300 Stücken wurden die Titel «Blaue Äugli», «Schwarze Katzen» besonders bekannt. Jonny Gisler war nie ein Notenleser, er hatte keine Stunde Musikunterricht. Stets spielte auf seiner Hohner aus dem Stegreif. Seine Kompositionen, die er auf Band aufnahm, wurden von Musikkameraden wie Peter Gisler, Willi Vallotti oder Markus Flückiger zu Papier gebracht. Es war auch der Bassist Peter Gisler, der in seinem Mülirad Verlag in Altdorf zwei Notenhefte «Ganz gmiätlich» und «Typisch Jonny» mit je einer CD zu 20 Stücken herausgab.
Unlängst kündigte der 87-jährige Jonny Gisler im Schützenhaus Altdorf seinen Rücktritt an. «Die Finger wollen nicht mehr so recht», meinte der Volksmusiker schmunzelnd. Doch zusammen mit Franz Schmidig, Ruedi Zurfluh und Roger Schmidig sorgte das Quartett noch einmal für einen konzertanten öffentlichen Musikantenabend. Moderator Sepp Inderkum lüftete bei dieser Gelegenheit den rund 150 Anwesenden das Geheimnis, woher der Name Jonny kommt. Der Musiker habe in jungen Jahren eine Boxerkarriere in Angriff genommen, letztendlich dann aber doch lieber mit Musik weitergemacht.Und bis heute lässt die Katze das Mausen nicht ganz, denn man trifft Jonny Gisler alle zwei Wochen musizierend im Altersheim, wo er mit seiner Musik für willkommene und urchige Abwechslung sorgt.
Der «Goldene Uristier» mit Ehrenurkunde und Nadel wird Jonny Gisler am 6. Januar 2018 ab 17 Uhr zum Abschluss der «36. Werk- und Förderungsausstellung» der Kunst- und Kulturstiftung im Haus für Kunst Uri in Altdorf überreicht. Der Anlass ist öffentlich und Landammann Beat Jörg hält die Laudatio.