Der traditionsreiche Unspunnenstein hat eine sehr bewegte Geschichte hinter sich. Zuerst ging er verloren, dann wurde um die Besitzerschaft gekämpft und 2005 wurde er zum zweiten Mal entwendet …

Das erste Unspunnenfest fand im Jahr 1805 statt. Der damals zum Steinstossen eingesetzte Unspunnenstein wog 92 Kilogramm und war 1808 bei der zweiten Auflage des grossen Alphirten- und Trachtenfestes Unspunnen nicht mehr auffindbar. Deshalb wurde von da an ein 83,5 Kilogramm schwerer Brocken aus dem Grimselgranit zum traditionsreichen Unspunnenstein. Erst hundert Jahre später fand im Juni 1905 das dritte Unspunnenfest statt und der Stein ging in den Besitz des Turnvereins Interlaken über. Bis heute zieren die damals eingemeisselten Jahrzahlen 1805 und 1905 den geschichtsträchtigen Un-spunnestein.

Ein Jahr nach dem vierten Unspunnenfest 1948 sah sich auf einmal der Eidgenössische Schwingerverband als Eigentümer des Unspunnensteins. Der Turnverein Interlaken jedoch blieb wegen der Schenkungsurkunde von 1905 rechtmässiger Eigentümer. 1955 fand ein weiteres Unspunnenfest statt und am sechsten Unspunnenfest vom 1981 wurde der Original-Stein letztmals gestossen. Drei Jahre später wurde dieser nämlich am 3. Juni von jurassischen Béliers aus dem Touristikmuseum in Unterseen gestohlen. 1985 wurde wiederum im Grimselgebiet ein Stein gefunden, der fortan als Replikat dienen konnte. Der Stein wurde bearbeitet und erhielt die ursprüngliche Form und das Gewicht von 83,5 Kilo. Am eidgenössischen Schwing- und Alp-hirtenfest 1986 in Sion kam dieses Replikat des Unspunnensteins erstmals zum Einsatz.

Der Krimi geht weiter
Im Jahr 1993 tauchte plötzlich ein Foto des echten Unspunnensteins auf und sechs Jahre später durfte der Fotograf Michael von Grafenried den Stein in der Nähe von Bruxelles besuchen und fotografieren. Damit er später nicht Auskunft über den Ort geben konnte, wurde er mit verbundenen Augen zum Stein geführt, der anhand der Bilder als echt identifiziert wurde. Nach mehreren Kontaktaufnahmen mit den Béliers und der Gründung des Komitees zur Wiederbeschaffung des Unspunnensteins, durfte Shawne Fielding, die Ehefrau des damaligen Schweizer Botschafters in Deutschland und Botschafterin der Expo.02, den Stein am 11. August 2001 in Saignlégier als Bonbon verpackt entgegennehmen. Kurz darauf konnte sie den originalen Unspunnenstein von 1808 wieder ihren Besitzern übergeben. Die Béliers hatten dem Stein inzwischen jedoch ihr Emblem und 12 Europa-Sterne eingemeisselt.

Die Freude war leider nur von kurzer Dauer. Zwei Wochen vor dem geplanten Unspunnenfest 2005 entwendeten Unbekannte den Unspunnenstein aus einer Ausstellung im Interlakner Hotel Victoria Jungfrau. Der hinterlassene Pflasterstein mit Jurawappen liess wieder auf die Béliers schliessen, was ein inoffizielles Bekennerschreiben später halbwegs bestätigte. Wegen der verheerenden Hochwasser in vielen Teilen des Landes konnte das Fest «200 Jahre Unspunnen» 2005 nicht durchgeführt werden und wurde um ein Jahr verschoben.

Die Hoffnung stirbt zuletzt!
OK-Präsident Ueli Bettler, der mit seinem Team für ein unvergessliches Unspunnenfest 2017 sorgen wird, ist fest davon überzeugt, dass der verschwundene Original-Stein rechtzeitig zum 10. Schweizerischen Schwing-, Trachten- und Alphirtenfest wieder auftauchen wird. Hoffentlich wird er Recht behalten!

www.unspunnenfest.ch